Corona: Marken stehen vor den Monaten der Entscheidung

Corona hat weiterhin die Menschen, die Wirtschaft, die Politik und natürlich auch die Medien fest im Griff. Dies wird sich, wie es aktuell aussieht, auch bis zum nächsten Frühjahr mit Sicherheit nicht ändern. Aber speziell die nächsten sechs Monate könnten so für viele Unternehmen aus Markensicht ein entscheidender Zeitraum sein.
Saturn
Strategiewechsel durch Corona? Ceconomy könnte zum Beispiel Saturn zur Online-Marke machen. (© Imago)

Traf die erste Corona-Welle mit ihrem Lockdown im März und April dieses Jahres die Wirtschaft komplett unvorbereitet, ist jetzt die Situation eine andere. Denn diesmal geht es nicht darum, wie man bestmöglich reagieren kann. Diesmal geht es darum, dass man selbst aktiv die Weichen stellt.

Dabei könnte vor allem das nächste halbe Jahr für viele Unternehmen von großer Bedeutung sein. Im Speziellen sollte man dazu vor allem drei Ansätze oder Strategien im Auge haben.

(1) Den Herdentrieb verstärken

Während für viele Branchen und Unternehmen der Lockdown massive Einschnitte bedeutete, gab es auch Bereiche, die massiv profitierten.

Dazu einige Zahlen aus dem „Digital Media Report“ (Stand: Juli 2020):

  • Die globale Prognose für den Videospielemarkt lag vor Beginn der Pandemie für 2020 bei 87,4 Milliarden US-Dollar, nach dem Beginn der Pandemie bei 92,6.
  • Beim Video-on-Demand-Markt stieg die Prognose von 58,1 auf 61,0 Milliarden US-Dollar.
  • Die Prognose für den digitalen Musikmarkt stieg von 17,4 auf 18,4 Milliarden US-Dollar.

Entsprechende Entwicklungen spiegeln sich natürlich auch in anderen Märkten wie etwa dem Online-Handel oder auch dem Markt für Videokonferenzen wider. So wuchs etwa der Umsatz von Shop Apotheke in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 38,1 Prozent auf knapp über 700 Millionen Euro.

Gerade diese Bereiche, die bisher schon von Corona profitierten, sollten diese Entwicklung aktiv verstärken. Dabei könnte 2020 vor allem das Weihnachtsgeschäft eine große Rolle spielen. So könnte etwa der Online-Handel die eigenen Vorteile gegenüber dem stationären Handel noch einmal deutlich bekräftigen, indem er zusätzlich auch aufzeigt, dass Kunden beim digitalen Einkaufen beispielsweise weder auf der Straße noch vor der Kasse im Stau stehen.

Zusätzlich sollten Online-Händler vor allem auch in der analogen und digitalen PR die eigene bisherige Erfolgsgeschichte in Corona-Zeiten erzählen, um diese a) zu verstärken und b) den Herdentrieb der Masse zu wecken.

(2) Das eigene Geschäftsmodell aktiv operativ digitalisieren

Viele Unternehmen, speziell jene, die im Lockdown komplett von ihren Kunden abgeschnitten waren, haben in dieser Zeit nicht nur nach digitalen Absatzwegen gesucht, sondern diese auch aktiv in Angriff genommen. Dabei ging es vielen Unternehmen im Lockdown vor allem darum, dass sie wieder Zugang zu den eigenen Kunden bekommen. Nur dies ist in vielen Fällen zu wenig, um dauerhaft erfolgreich einen Online-Shop zu betreiben. Hier sollten Unternehmen die nächsten sechs Monate, aber vor allem auch das Weihnachtsgeschäft nutzen, um das eigene Online-Angebot auch aktiv zur Kundengewinnung zu nutzen.

Das kann aber auch bedeuten, dass Unternehmen ihr eigenes Einzugsgebiet überdenken müssen. So könnten viele bisher regionale Anbieter durch die Digitalisierung überregional oder sogar national neue Kunden gewinnen. Nehmen Sie etwa den US-amerikanischen Kraft- und Konditionstrainer Steve Maxwell. Dieser entwickelte im Lockdown nicht nur spezielle Videokurse für all jene, die von ihrem Fitnesscenter abgeschnitten waren, sondern setzte verstärkt auch auf Zoom, um sein Personal-Training-Geschäft auf digitale Beine zu stellen. Zudem bietet er jetzt auch Zoom-Kurse für andere Fitnesstrainer an, um diesen zu zeigen, wie man das eigene Trainingsgeschäft erfolgreich digitalisieren kann.

(3) Das eigene Geschäftsmodell aktiv strategisch digitalisieren

Für manche Unternehmen könnte sich aber auch die Chance bieten, dass sie ihr eigene Geschäftsmodell komplett strategisch überdenken. So musste etwa auch das vegan-vegetarische Restaurant „The Green Garden“ in Salzburg im Lockdown seine Pforten schließen. Doch statt wie andere Wettbewerber nun lediglich auf Lieferservice zu setzen, sperrte „The Green Garden“ das Lokal im Lockdown gar nicht mehr auf, sondern kreierte kurzerhand mit „Onobox“ eine neue Online-Marke.

Dazu erklärte die Gründerin und Geschäftsführerin von „The Green Garden“ Julia Ulrich in einem Interview: „Wir haben einfach schnell reagiert. Wir setzen generell stark auf Social-Media-Marketing und das ist ab dem Zeitpunkt der Ausgehbeschränkungen so richtig durch die Decke gegangen.“

Aber auch große Unternehmen sollten überlegen, ob sie – bedingt durch Corona – nicht auch ihre eigene Markenstrategie überdenken. Ein potenzieller Kandidat dafür ist beispielsweise Ceconomy mit den Marken Media-Markt und Saturn. So könnte der Konzern vor allem die nächsten sechs Monate – speziell das Weihnachtsgeschäft – nutzen, um Saturn zur Online-Marke zu machen. Natürlich kann Ceconomy das nicht in diesem Zeitraum schaffen, aber der Konzern könnte die wesentlichen Weichen dafür stellen.

Strategische Weihnachten 2020

Für viele Branchen und Unternehmen war Weihnachten auch bisher ein entscheidender Zeitraum für den Umsatz und den Unternehmenserfolg. Allerdings könnte Weihnachten 2020 anders werden.

In diesem Zusammenhang sollten sich Unternehmen vor allem zwei Fragen stellen:

  1. Wie kann man vor allem den Trend zur Digitalisierung und/oder den Trend zur Regionalisierung strategisch und operativ für den eigenen Geschäftserfolg nutzen?
  2. Inwieweit sollte man das eigene Marketing- und Werbebudget erhöhen, um aktiv Marktanteile zu gewinnen?

In der ersten Corona-Schockphase des Frühjahrs 2020 fanden viele Unternehmen darauf keine passenden Antworten. Nun gibt es die zweite Chance, dies zu ändern.

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