China gibt die Gangart der Automobilindustrie vor

Der Weltmarkt für Pkw wächst im kommenden Jahr um fünf Prozent oder 3,56 Millionen Neuwagen auf 74,2 Millionen Fahrzeugverkäufe, prognostiziert Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Größter Wachstumstreiber sei der Markt China mit einem Zuwachs von elf Prozent oder 1,74 Millionen Neuwagen. Damit läge der Anteil Chinas am weltweiten Wachstum bei knapp 50 Prozent.

Die Neuwagenverkäufe in den USA wachsen zwar den Prognosen von Dudenhöffer zufolge im Jahr 2014 auch, aber mit deutlich geringerer Quote. Der größte prozentuale Wachstumsschub wird von der Region „mittlerer Osten“ erwartet. Diese Region umfasst die Länder Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Pakistan, Saudi Arabien, Syrien und die Türkei. In Deutschland können 180.000 zusätzliche Pkw-Zulassungen erwartet werden. „Größter Gewinner unter den Autobauern werden auch im Jahre 2014 Premiumhersteller sein“, sagt Dudenhöffer. Daimler, Porsche und Jaguar-Landrover hätten die besten Chancen, im Premiumsegment im Jahr 2014 ihre Marktanteile auszuweiten.

Neben dem Grad der Marktsättigung, staatlichen Eingriffen wie Prämien für Verschrottung oder Exportverbote sowie neben den neuen Modellen spielen das Bruttosozialprodukt-Wachstum und die Arbeitslosen-Quoten eine wesentliche Rolle bei der Erklärung der Nachfrage nach Neuwagen. Der CAR-Prognose der Automobilmärkte für die Jahre 2014 und 2015 liegen die erwarteten Entwicklungen der Weltwirtschaft nach den Prognosen des IWF vom Oktober dieses Jahres zugrunde.

Chinesische Autobauer gewinnen an Stärke

Das Autojahr 2014 wird durch eine neue Ära eingeleitet. Erstmals wurden im Jahr 2013 in China mit 15,87 Millionen Pkw mehr Pkw-nahe Fahrzeuge als in den USA (15,7 Millionen) verkauft. Zwar wurden bereits im Jahr 2009 mehr Fahrzeuge (Pkw und Nutzfahrzeuge) in China verkauft als in den USA, aber die Bastion Pkw, die in USA mit Light Vehicles bezeichnet wird und auch die bei den Amerikanern beliebten SUV und Pick-ups beinhaltet, war bis zum Jahr 2012 die Domäne der USA. Dies ist mit dem Jahr 2013 Historie. China gibt die Gangart der Automobilindustrie vor – sowohl bei Pkw als bei Nutzfahrzeugen. Dabei hat China im Gegensatz zur USA noch viel Potenzial. Die Pkw-Dichte beträgt in China 47 Pkw pro 1.000 Einwohner, während in den USA 748 Pkw pro 1.000 Einwohner vorhanden sind. Und China zählt 3,9-mal so viele Einwohner wie die USA.

Nach den Berechnungen Dudenhöffers kann im Jahr 2013 mit 15,87 Millionen Pkw-Neuwagenverkäufen in China gerechnet werden, ein Plus von fast 20 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Wachstumsschub im Jahr 2013 war durch eine deutliche Kapazitätsaufstockung der Joint-Venture-Unternehmen der westlichen Autobauer in China gestützt. Mit dem Jahr 2014 gewinnen die chinesischen Autobauer an Stärke. Einerseits durch neue Hersteller wie die chinesische Marke Qoros, die Qualitätsfahrzeuge mit sehr attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnissen offeriert, zum zweiten durch die Ausbreitung von den äußeren Rändern der Megastadtviertel in die chinesische Provinzen, die dem Billigsegment einen Impuls gibt.

Europa mit gespaltenen Märkten

Das Bild in Europa zeigt für das Jahr 2014 deutliche Divergenzen zwischen Nord- und Südeuropa. Zwar wurde der Abwärtstrend in Südeuropa gestoppt, allerdings muss laut Dudenhöffer mit einem langen Erholungsprozess gerechnet werden. Deutschland und England sind im Wirtschaftswachstum stabil. Nach wie vor schwierig sieht die Lage in Italien und Spanien aus. Dünnes Wirtschaftswachstum und hohe Arbeitslosigkeit von 26,7 Prozent in Spanien lassen keine schnelle Erholung zu. Ende Oktober 2013 hat die spanische Regierung das vierte Verschrottungs-Programm für die spanische Autoindustrie gestartet, mit dem bisher 300.000 Neuwagenkäufe unterstützt wurden. Es muss jedoch damit gerechnet werden, dass nach einem guten Start die Neuwagenverkäufe im weiteren Verlauf des Jahres 2014 in Spanien wieder zurückgehen.

Der deutsche Automarkt geht mit guten Rahmenbedingungen in das Jahr 2014. Zudem ist das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf deutschen Straßen auf 8,9 Jahre gestiegen, so dass der Auswechselprozess größer wird. Zusätzlich sind Fahrzeugfinanzierungen aufgrund der niedrigen Zinssätze attraktiv. Ein wichtiger Indikator für die Entwicklung der Verkäufe sind die eingeräumte Rabatte im deutschen Automarkt. Der CAR Rabatt-Index hat sowohl im Oktober als auch im November rückläufige Werte. Es liegt zwar nach wie vor ein hohes Rabattniveau im deutschen Automarkt vor, aber mit sinkender Tendenz. Dudenhöffers Fazit: „Die Voraussetzungen für einen normalen Automarkt in Deutschland sind gut. Nach unserer Prognose werden im Jahr 2014 in Deutschland 3,13 Millionen Pkw-Neuwagen in die Zulassung gehen. Dies wäre ein Plus von 6,1 Prozent gegenüber 2013.

(CAR-Center Automotive Research / asc)