Bundesliga mit neuem Geldrekord

Die 18 deutschen Fußball-Erstligisten haben 2012/13 rund 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftet und somit ihren Umsatz binnen zehn Jahren verdoppelt. Spannender Sport, moderne Stadien und steigendes Medieninteresse haben die Bundesliga zu einem florierenden Unternehmen gemacht – und zu einer Marke, die jetzt global noch stärker expandieren will.
FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - JANUARY 21: Christian Seifert, CEO of Deutsche Fußball Bundesliga DFL is interviewed by media during the DFL New Year's Reception at Thurn und Taxis Palais on January 21, 2014 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images) *** Local Caption *** Christian Seifert

Von Roland Karle

Was für einen Konzernchef die Bilanzpressekonferenz ist, ist für Christian Seifert die Vorstellung des jährlichen Bundesliga-Reports. Der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), die sich um die Organisation und Vermarktung der Bundesliga kümmert, genießt diesen Termin. Denn er muss keine Krisen erklären oder Verluste vermelden, nein, Seifert verkündet frohe Botschaften – und das in steter Regelmäßigkeit schon seit Jahren.

Der heutige Tag hat daran nichts geändert, im Gegenteil. Mit Verweis auf den Bundesliga-Report 2014, in dem die Wirtschaftsdaten des deutschen Profi-Fußballs für die Saison 2012/13 auflistet sind, kann Seifert erneut Rekorde vermelden. Die 18 Clubs der Bundesliga haben zusammen 2,17 Milliarden Euro umgesetzt, das sind 4,4 Prozent mehr als in der Saison zuvor und so viel wie noch nie.

Abgekoppelt von Schwankungen der Gesamtwirtschaft

Seit der Strukturreform, im Zuge derer in der Saison 2000/01 der Profifußball aus dem DFB ausgegliedert und Ligaverband sowie die DFL gegründet wurden, wächst die Bundesliga rasant. Von damals 960 Millionen Euro stiegen die Erlöse auf mehr als das Doppelte. Der Profi-Fußball „hat es geschafft, sich in dieser Zeit von konjunkturellen und krisenbedingten Schwankungen der Gesamtwirtschaft weitgehend abzukoppeln“, heißt es im Geschäftsbericht. Abgesehen von der Spielzeit 2003/04 kletterte der Umsatz jedes Jahr nach oben. Im Durchschnitt entspricht das Einnahmen in Höhe von 120,7 Millionen Euro pro Club.

Erlöse in zehn Jahren verdoppelt

Saison Bundesliga-Umsatz in Mio. Euro
2003/2004 1.090,295
2004/2005 1.284,334
2005/2006 1.287,285
2006/2007 1.456,783
2007/2008 1.566,931
2008/2009 1.715,165
2009/2010 1.770,178
2010/2011 1.941,980
2011/2012 2.081,522
2012/2013 2.172,588

Quelle: DFL

Erhebliche Umsatzdifferenzen zwischen den Vereinen

Dabei sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Vereinen zum Teil erheblich. Marktführer FC Bayern München zum Beispiel erzielte einen Umsatz von 393,9 Millionen Euro und somit fast 62 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Allein die Steigerung binnen eines Jahres ist höher als der durchschnittliche Jahresumsatz der Clubs, die sportlich im unteren Drittel zwischen Platz 13 und 18 angesiedelt sind (49,4 Millionen Euro). Die beiden deutschen Champions-League-Finalisten FC Bayern und Borussia Dortmund (Jahresumsatz: 305 Millionen Euro) nahmen zusammen fast 700 Millionen Euro ein. Das heißt, auf die beiden Spitzenclubs entfällt rund ein Drittel des Gesamtumsatzes der gesamten Bundesliga mit 18 Vereinen.

Drei Viertel der Liga-Erlöse stammen aus drei – nahezu gleich starken – Quellen. Die Vermarktung der Medienrechte spülte 620 Millionen Euro (Umsatzanteil: 28,5 Prozent) in die Kassen, Einnahmen aus Werbung schlagen mit 26,6 Prozent zu Buche und der Verkauf von Eintrittskarten und Hospitality-Tickets bringen 21,6 Prozent. Hieran lässt sich auch die ungebrochene Attraktivität des Fußballs als Live-Sportart ablesen: In der vergangenen Saison kamen im Durchschnitt 41.914 Besucher pro Spiel ins Stadion.

Erlösquellen der Bundesliga 2012/13

Saison Umsatz in Mio. Euro Anteil am Umsatz in Prozent
Mediale Verwertung/TV-Rechte 619,9 28,5
Werbung 578,8 26,6
Spielertrag/Tickets 469,3 21,6
Transfers 155,0 7,1
Merchandising 120,4 5,5
Sonstiges 229,1 10,6

Quelle: DFL-Bundesliga Report 2014

Bundesliga ist die Nummer 1 in Europa

Keine andere Fußball-Liga der Welt lockt mehr Zuschauer an. Zum Vergleich: Die weltweit nach Umsatz immer noch führende englische Premier League kommt auf 35.921 Besucher, in Spanien sind es 28.249.

Stadionbesucher im europäischen Vergleich

Liga Zuschauerschnitt 2012/2013 pro Spiel
Bundesliga 41.914
Premier League – England 35.921
Primera Division – Spanien 28.249
Serie A – Italien 23.268
Ligue 1 – Frankreich 19.207

Quelle: DFL/Weltfussball.de

Parallel zum Umsatz sind auch die Kosten gestiegen. 2012/13 gaben die 18 Clubs 83,5 Millionen Euro mehr aus als in der Runde zuvor. Dabei profitieren vor allem die Spieler und Trainer vom florierenden Fußballgeschäft. Die Gehälter und Prämien summieren sich auf den Höchststand von 847 Millionen Euro. Sprich: 39 Prozent des Umsatzes landet beim Fußball spielenden und lehrenden Personal. Im europäischen Vergleich liegt die Quote deutlich unter dem Mittelwert aller 670 Erstliga-Clubs der 53 UEFA-Mitgliedsverbände. Deren Daten hat der Fußballverband hat in seinem UEFA-Benchmarkreport analysiert. Ergebnis: Europaweit beträgt der Anteil der Spielergehälter am Gesamtumsatz rund zwei Drittel.

Die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben stimmt in der Bundesliga. Zusammen genommen erzielten die 18 Vereine 2012/2013 einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 61,2 Millionen Euro und somit nach 2006/2007 den zweitbesten Wert aller Zeiten. Zwölf und somit zwei Drittel der Clubs schrieben schwarze Zahlen, sechs Vereine machten einen Verlust. „Der Bundesliga gelingt insbesondere auch im europäischen Vergleich der Spagat zwischen sportlicher Spitzenleistung und wirtschaftlicher Vernunft“, betont DFL-Chef Seifert.

Mehreinnahmen von 120 Millionen Euro pro Jahr

Noch vor gut zwei Jahren schien die Zeit der ganz großen wirtschaftlichen Sprünge für die Bundesliga vorbei, wie Christian Seifert in einem Interview mit absatzwirtschaft mutmaßte. Die Begründung des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) klang schlüssig. Die Zuschauerkapazitäten seien nahezu ausgereizt, eine Erhöhung der Ticketpreise nur begrenzt möglich, Sponsoring und Werbeflächen fast ausverkauft. „In den meisten Kategorien“, so Seiferts damaliges Fazit, „bewegen wir uns auf hohem Niveau“.

Durch den neuen Medienvertrag, der im April 2012 geschlossen wurde und seit der aktuellen Saison gilt, steht fest: Auch in den kommenden Jahren hat die Bundesliga beste Aussichten, ihre Erlöse zu steigern. 2,5 Milliarden Euro fließen für einen Zeitraum von vier Jahren an die 36 Klubs der 1. und 2. Liga – auch das ist ein Rekord für den deutschen Lizenzfußball. Das heißt, es wird Mehreinnahmen von 120 Millionen Euro pro Jahr geben. „Durch die ab dieser Saison geltenden Medienverträge ist die Bundesliga auf dem besten Weg, ihre Position als zweitumsatzstärkste Fußball-Liga Europas auszubauen“, sagt Seifert. Insgesamt stehen die deutschen Vereine so gut da wie noch nie. Seifert: „Die Klubs haben eine Milliarde Euro mehr zur Verfügung als vor zehn Jahren.“

Rummenigge: „Müssen unseren Fußball weltweit vor Ort verkaufen“

Das hört auch Karl-Heinz Rummenigge gerne, gibt sich damit aber nicht zufrieden. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München will die Bundesliga global bekannter, attraktiver und dadurch auch umsatzkräftiger machen. Bei einer Podiumsdiskussion in Nürnberg forderte er jüngst „eine neue Kultur“: „Wir müssen vor die Tür, nach Amerika und Asien. Genau wie VW oder Audi ihre Autos, müssen auch wir unseren Fußball weltweit vor Ort verkaufen.“ Dabei verwies der frühere Nationalmannschaftskapitän auf den FC Bayern als Beispiel. Die Münchner treten zu Showspielen an und absolvieren Trainingslager auf anderen Kontinenten, bauen außerdem mehrsprachige Internet-/TV-Kanäle auf.

Während der deutsche Fußball im Jahr knapp 80 Millionen Euro durch den Verkauf von TV-Übertragungsrechten im Ausland verdient, nimmt die Premier League hier 750 Millionen Euro ein. Zwar haben etliche deutsche Clubs gerade einen Teil ihrer Vorbereitung auf die Rückrunde in Arabien, Südafrika und Ostasien absolviert, doch für Rummenigge ist das nicht genug. Sein Vorschlag: „Wir sollten den Bundesliga-Start einen Monat nach hinten schieben, damit mehr Zeit für Sommertouren auf andere Kontinente bleibt.“