Brief an mein jetziges Ich, Folge 10: Michael Frohoff

Im Brief an sich selbst blicken bekannte Köpfe aus dem Marketing zurück. Heute ist Michael Frohoff an der Reihe. Der Gründer und CEO von Kruger Media erinnert sich an Punkkonzerte und die ersten Schritte in der Branche.
Michael Frohoff
Michael Frohoff, Gründer und CEO von Kruger Media, blickt aus dem Jahr 2042 auf seine Laufbahn zurück. (© Privat)

Junge, 

ich stehe hier bei „Rock am Polarkreis“ – Du kannst Dir schon denken, wenn ein Festival am Polarkreis im September stattfindet, ist nicht alles gut gelaufen. Aber dazu später mehr. „Youth Of Today“, die New Yorker Hardcore-Combo, war gerade auf der ­Bühne. Ich dachte, Mensch, sind die alt, aber noch in Form und mit Attitude.

War das 2022, als die im SO36 in Berlin spielten? Und 1989 im Chi Chi Club in Winterswijk? In dem Jahr hast Du die ersten Schritte in Sachen Kommunikation ­gemacht. Und Hardcore-Sound war Dein Ding. ­Behütet im Münsterland in die Welt gesetzt, ­wurdest Du zum Dorfpunk und schnell war klar, hier geht nichts, wenn Du es nicht selbst machst. Konzerte ­organisieren, Fanzines produzieren und selbst plakatieren. Mit einer Crowd aus den Niederlanden, ­Polen und UK. Dein Mantra: „Make some Noise“.

Dann ein Studium der Geschichte, Geografie und Politik. Zwei Wege zur Auswahl: Taxifahrer oder ­Medien. Es wurden Medien. Startpunkt ’99 in Berlin im zehnten Stock des ehemaligen „Haus des Reisens“ der DDR. Allein in einer Bürogemeinschaft. Die Reise begann. Aus Punk wurde Pop. Und auch Trash, als die erste „Big Brother“-Staffel auf Deinem Tisch landete. Glitzer und Kohle wurden wichtiger. Manche Projekte hast Du Dir echt schöngeredet.

Der aktuelle Michael Frohoff beweist „an den richtigen Stellen“ Haltung. ©Kruger Media

2022 läuft der Laden. Nicht immer, aber an den richtigen Stellen hast Du Haltung bewiesen. Die Crowd, das Team, sprich die #crewgers, sind das Wichtigste. Das heißt auch, Aufträge zu beenden, wenn sich herausstellt, dass der Kunde ein Hinterteil ist.

Jetzt schreiben wir das Jahr 2042 und ich muss Dir sagen: Vieles, was Du Dir vorgenommen hast, hat leider nicht geklappt. Aber dass Du Deinem Mantra „Make some Noise“ treu geblieben bist, war cool und ist es bis heute.

Hier in Rovaniemi in Finnland ist es viel zu warm für die Jahreszeit, aber es ist nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. Die ehemalige Kanzlerin Annalena Baerbock ist da, die frühere finnische Premierministerin Sanna Marin natürlich auch. Überall stehen Solarpaneele und Windkrafträder.

Nach den Covid-Jahren kam der Punk zurück. Und „Youth Of Today“ wieder auf die Bühne.