Branche arbeitet am Aufschwung

2001 war ein bewegendens Jahr für die Internet-Branche. Die Konsolidierungsphase in der Internet-Wirtschaft hat so manches Opfer gefordert und es hagelte allerorten digitale Pleiten. In der Online-Dienstleistungsbranche waren Geschäftsbereiche oder ganze Unternehmen betroffen. Nun ist das erste Quartal des neuen Jahres verstrichen und es gibt Grund zur Hoffnung.

Es gibt erste Signale, dass die Talfahrt des letzten Jahres wieder in einen leichten Aufschwung mündet.
Bedeutet das Frühlingserwachen? Werden die eingefrorenen Budgets für Online-Aktivitiäten langsam wieder aufgetaut? Anzeichen, die dafür sprechen, dafür gibt es. Beispiel Clicktivities AG. Die 1994 gegründete Agentur hat sich frühzeitig auf Offerten zum Thema Auto spezialisiert und seit 1996 den weltweit größten Automobilhersteller Mercedes-Benz auf der Kundenliste: “2001 war tatsächlich unser bisher bestes Jahr“, bilanziert Vorstandsmitglied Christoph Schmeink und erläutert die Gründe hierfür: „Zur Unternehmensstrategie der Clicktivities AG gehört es nicht, jede Woche einen Neukundenetat melden zu können, sondern viel eher verkünden zu können, dass die bestehenden Kunden weiterhin an Bord sind und sich aus der guten Zusammenarbeit Folgeprojekte ergeben haben.“ Und auch in diesem Jahr hat die 68 Mann-Company volle Auftragsbücher. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 hat die Düsseldorfer Medienwerft einen Umsatz von 4,5 Mio. Euro verbuchen können und rechnet im Kalenderjahr 2002 mit einem Umsatzplus von 20-25 Prozent.

Anderes Beispiel: Crossmedia. Die Agentur für Mediaberatung besteht seit 1997 und ist unter Markus Biermann inhabergeführt. Über das Online-Geschäft des vergangenen Jahres resümiert Biermann: „Der Media-Mix hat sich verändert. Von einem stark online-lastigen Geschäft hin zu den klassischen Medien.“ So hat sich der hohe Online-Anteil von 22 Prozent auf 8 Prozent verringert, dagegen der TV-Anteil von 25 Prozent auf 32 Prozent erhöht. Trotzdem schlossen die Mediamacher 2001 mit einem Billingwachstum von 18 Prozent. Firmengründer Biermann beurteilt die Lage nüchtern: „Von einer Trendwende oder Entspannung auf dem Online-Mediamarkt kann bisher noch keine Rede sein, der Markt nennt als Zeitpunkt der Wende Anfang bis Mitte 2. Halbjahr.“

Auch die erst Ende Dezember letzten Jahres fusionierte Tommorrow Focus AG meldet erste Erfolgszahlen. Die als Holdinggesellschaft aufgestellte AG mit sieben eigenständigen Tochtergesllschaften plant in diesem Jahr einen Gesamtumsatz von immerhin 50 bis 55 Mio Euro. „Die konjunktuerelle Flaute mit der einhergehenden Zurückhaltung vieler Unternehmen in Bezug auf Investitionen und Werbeausgaben war auch im 1. Quartal noch spürbar“, kommentiert Unternehmenssprecher Kay Overbeck, „die Tommorrow Focus Sales jedoch verzeichnete entgegen diesem Trend einen leichten Zuwachs.“

Marc Lehmann, Director Digital bei der Frankfurter Mediaagentur Mindshare, sieht die Lage eher nüchtern und geht davon aus, daß das Online-Geschäft des weltweit größten Medianetzwerks weiterhin auf Vorjahresniveau bleiben wird. Von einer Branchenwende kann also nach wie vor nicht die Rede sein. Es gibt Trendverderber wie die clicktivites ag oder auch die sehr positiv gestimmte Tomorrow Focus AG; die Situation auf Kundenseite ist jedoch nach wie vor schwierig, gerade bei den Finanzdienstleistern ist die Zurückhaltung groß. Die gerade veröffentlichte AC Nielsen-Sttistik meldet bittere Bilanzzahlen für das erste Quartal. 5,2 Prozent Umsatzrückgang für die Gesamt-Werbebranche. Den Wachstumsmotor bildeten die Autohersteller, die 429,7 Mio. Euro und damit 1,9 Prozent mehr investierten.

Getreu dem Motto: Jede Mark in die Ursachen-Forschung, keine Mark „zuviel“ in die Werbung, scheint die Online Economy ganz langsam und sehr vorsichtig wieder zu neuem Leben zu erwachen.

Andrea Dersch

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