Börse belohnt Nachhaltigkeit nicht

Investitionen in Unternehmen, die in Nachhaltigkeitsindizes aufgenommen werden, zahlen sich für Anleger an der Börse nicht generell aus. In einer gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen verfassten Studie hat der Kasseler Wirtschaftsforscher Prof. Dr. Andreas Ziegler die Entwicklung des Börsenwerts von 51 deutschen Unternehmen untersucht, die vor zehn Jahren in den Dow Jones Sustainability Index (DJSI) aufgenommen wurden.

Der DJSI World versammelt Unternehmen, die bei Nachhaltigkeit weltweit führend sind. Der mittlerweile nicht mehr aufgelegte DJSI Stoxx bezog sich dagegen auf besonders nachhaltig wirtschaftende europäische Unternehmen. Neben ökonomischen Kriterien berücksichtigen die Nachhaltigkeitsindizes insbesondere ökologische und soziale Gesichtspunkte. Eine höhere Aktienrendite ergab sich durch die Aufnahme in die beiden Indizes allerdings nicht, berichtet Ziegler. „Wenn es überhaupt einen messbaren Effekt gab, dann war der negativ“, erklärt der Ökonom. So verloren die Aktien von Unternehmen, die im DJSI World gelistet sind, nach der Aufnahme in diesen Aktienindex durchschnittlich vier Prozent ihres Wertes. Beim DJSI Stoxx dagegen habe es keine signifikanten Auswirkungen auf die Kursentwicklung gegeben.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist heute in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Warum kann jedoch der Kurs eines Unternehmens fallen, sobald es in bestimmten Nachhaltigkeitsindizes auftaucht? Dafür gibt es nach Zieglers Einschätzung verschiedene Gründe: „Zum einen muss die Nachricht über eine Aufnahme die Anleger erst einmal erreichen, wobei der DJSI World eindeutig den stärkeren Nachrichtenwert hat“, erklärt der Wirtschaftsforscher: „Zum anderen vermuten offenbar viele Investoren, dass mit der Aufnahme in einen Nachhaltigkeitsindex für die fraglichen Unternehmen zunächst unproduktive Kosten entstehen, die Firmen aber nicht wirklich umweltfreundlicher und sozialer handeln.“

Die Auswahlkriterien für den DJSI beruhen in der Tat nicht ausschließlich auf Nachhaltigkeitskriterien. Maßgeblich für die Aufnahme in einen der Indizes seien neben dem Vorhandensein beispielsweise von Umweltmanagementsystemen oder Konzepten gegen Diskriminierung auch themenfremde Dinge wie die Höhe der Marktkapitalisierung. Dies erkläre, warum vor allem große Firmen im Dow Jones Sustainability Index auftauchen. Trotzdem rät Ziegler den Aktionären keineswegs davon ab, in umweltfreundliche oder ethische Papiere zu investieren. „Sie sollten sich wohlklingenden Indizes und Fonds allerdings mit gesunder Skepsis nähern und sich die Auswahlkriterien genau anschauen.“

Unternehmen, Sozialpartner und Nichtregierungsorganisationen informieren am 15. und 16. Dezember 2011 auf einer internationalen Konferenz im Berliner Congess Center über ihre Corporate Social Responsibility (CSR)-Aktivitäten. Veranstaltet wird der zweitägige Event vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter dem Titel „CSR – Gesellschaftliche Verantwortung im internationalen Dialog“. Der nationale CSR-Aktionsplan der Bundesregierung wird einem internationalen Publikum vorgestellt und das Konzept „CSR – made in Germany“ präsentiert. Darüber hinaus werden auf der Konferenz die Themen und Aktivitäten der Europäischen Union, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO, ILO), der Vereinten Nationen sowie weiterer internationaler Organisationen präsentiert und diskutiert.

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