Besser mit Kunden statt mit Wettbewerbern zusammenarbeiten

Die Entwicklung radikal neuer Produkte und deren Erfolg am Markt sind angesichts eines mündigen Kundenverhaltens entscheidender denn je. Das Institut für Marktorientierte Unternehmensführung (IMU) hat wissenschaftlich überprüft, in welcher Phase des Produktentwicklungsprozesses ein Unternehmen mit welchen externen Partnern zusammenarbeiten sollte.
Vernetzte Kundenkommunikation (© Fotolia 2015)

Das Aufspüren neuer Kundenbedürfnisse und neuer Marktgegebenheiten ist zeitintensiv und komplex. Es erfordert im Entwicklungsprozess spezielle Kenntnisse und die Anwendung von Wissen und Tools, welche im Unternehmen nicht immer zur Verfügung stehen. Durch Kollaborationen mit externen Partnern, dazu zählen Open Innovation umsetzen. Das heißt, sie öffnen bewusst ihre Innovationsprozesse. Diese Öffnung beinhaltet nicht nur interne Innovationskollaborationen, sondern vor allem die Kollaboration mit externen Interessensgruppen.“

Drei Partner sind optimal

Auf Basis der Analyse des Mannheim Innovation Panels, einer Datenbank mit Informationen zur Innovationstätigkeit von mehr als 1.700 Unternehmen verschiedener Branchen, stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass es einen „over-collaboration Effekt“ gibt. Das heißt, der Erfolg von radikalen Innovationen steigt zunächst mit der Anzahl verschiedener Typen von Kollaborationspartnern, ehe er aufgrund der Zunahme von Koordinationskomplexität und Kosten wieder sinkt. Insgesamt zeigt die Analyse, dass Unternehmen durchschnittlich unter der optimalen Anzahl von drei verschiedenen Kollaborationspartnern agieren.

Ein detaillierter Blick auf die einzelnen Phasen des Produktentwicklungsprozesses – das heißt Ideengenerierung, Entwicklung, Design, Evaluation und Markteinführung – lässt weitere Schlüsse zu. Johannes Deker vom IMU erläutert sie: „Interessanterweise gilt der over-collaboration Effekt auch für jede einzelne Phase des Innovationsprozesses. Insgesamt sind über den Innovationsprozess hinweg immer weniger Kollaborationspartner notwendig.“

Forschungsinstitute schon früh einbinden

Dabei ist die Zusammenarbeit mit Kunden in allen Phasen des Innovationsprozesses empfehlenswert, besonders in der Ideengenerierung und der Markteinführung. Die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern wirkt sich dagegen generell negativ auf den Erfolg aus. Forschungsinstitute sind in den frühen Phasen der Ideengenerierung geeignete Partner. Eine Zusammenarbeit mit Zulieferern und Dienstleistern ist in der Designphase von größter Relevanz für den Erfolg radikaler Innovationen.

Für Manager ergeben sich aus der Untersuchung des IMU folgende Implikationen: Aufgrund des hohen Wirkungspotenzials von Kollaborationen im Produktentwicklungsprozess sollten Unternehmen die Zusammenarbeit mit externen Partnern grundsätzlich forcieren und strategisch planen. Um Koordinationskomplexität und Kosten jedoch nicht ausufern zu lassen, sollten nicht mehr als drei verschiedene Typen an Partnern je Innovationsprojekt herangezogen werden.

In der Designphase sind der Wirkungsgrad und die optimale Anzahl an externen Kollaborationspartnern am höchsten. Schließlich ist eine hohe Diversifikation verschiedenerer Typen von Partnern entscheidend, wobei die Kollaboration mit Kunden über alle Phasen des Produktentwicklungsprozesses hinweg eine erfolgsversprechende Wirkung zeigt.

Die komplette Ergebnispräsentation der Studie „Die Auswirkung von Kollaborationsvielfalt auf den Erfolg von radikal neuen Produkten entlang des Produktentwicklungsprozesses“ (Ausgabe 28 der Forschungsreihe „IMU Research Insights“) stellt das Mannheimer Institut hier zur Verfügung.