Berlin ohne Wowi, Facebook gegen Clickbaits und die Kollegen in der Strandtasche

Nach dem Debakel rund um den Pannenflughafen BER und weiteren Imageschäden zieht Klaus Wowereit die Notbremse und kündigt sein Aus für Dezember an. Facebook geht gegen Clickbaiting vor. Und eine Studie weist nach, warum man im Urlaub das Smartphone eigentlich aus lassen sollte – es sei denn man liebt Bungee-Jumping.

Von Johannes Steger

Der Rücktritt der Woche: Die Party ist vorbei

Er war irgendwie fast so wie der Berliner Bär: Klaus Wowereit. Als regierender Bürgermeister untrennbar mit dem Image der deutschen Hauptstadt verbunden. Manch einer mag bei „Wowi“ aber eher ans Berghain als an das Brandenburger Tor gedacht haben. Denn nicht nur sein Ausspruch „Arm, aber sexy“ fasste das Lebensgefühl Berlins zusammen, sondern auch sein Hang zu Partybesuchen. Manch einer kritisierte da, dass der Bürgermeister lieber feiern würde statt zu regieren. Die Berliner fanden das nicht und wählten ihn stets wieder – ganze dreizehn Jahre regierte Wowereit die Bundeshauptstadt. Zuletzt sparten die Berliner aber nicht mehr mit Kritik – die Steueraffäre um einen Staatssekretär und die ewige Baustelle BER setzten seinem Image zu. Nun zog Klaus Wowereit die Notbremse und tritt zum 11. Dezember von seinem Amt zurück. Der Machtkampf um das höchste Amt im Stadtstaat ist eröffnet. Während in der SPD nun also diskutiert wird, hat das Netz anderes zu tun.

Denn viele geben dem baldigen Ex-Bürgermeister statt freundlicher Worte zum Abschied lieber Spott mit auf den Weg. Unter „Rücktritt wird 1,6 Milliarden Euro teurer als geplant“ hat „Handelsblatt Online“ viele Reaktionen zusammengetragen. Trotz Pannenflughafen und Steueraffäre gibt es auch andere Reaktionen. Warum es nicht nur Gründe zum Spotten, sondern auch zum Trauern gibt, hat „Sueddeutsche.de“ aufgeschrieben.

Der Rückruf der Woche: Skandal um Kinderhemd

Gestreiftes Hemd, versehen mit einem gelben Stern – nur wenige in der Welt können sich bei dieser Kleidungsstückbeschreibung von grauenhaften Assoziationen frei machen. Der Designer eines Zara-Oberteils gehört augenscheinlich zu diesem Teil der Bevölkerung. Einige Einkaufsmanager aber auch. Denn im Online-Shop des Bekleidungsherstellers tauchte ein Kinderhemd auf, dass mit schwarzen Querstreifen und einem gelben Stern auf der Brust an die KZ-Uniformen jüdischer Kinder denken ließ. Dass das geschmacklose Oberteil einem Cowboy-Hemd nachempfunden sein sollte, ließen viele Twitter-Nutzer nicht gelten und sorgten für reichlich Wirbel. Der Bekleidungshersteller nahm das T-Shirt dann schnell aus dem Netz und entschuldigte sich. Nicht der erste Fehlgriff von Seiten des Konzern, wie „Der Tagesspiegel“ berichtet.

Die Änderung der Woche, die dich überraschen wird

Überschriften wie diese (s.o.) sind auf Facebook überaus beliebt. Zumindest bei Seiten wie heftig.co, denn so werden viele Nutzer dazu verleitet den Link zu klicken. Clickbaiting heißt das und geht mehr und mehr Leuten im Netz auf die Nerven. Facebook will nun gegensteuern und derartige Postings weniger im Newsfeed anzeigen. Ein neuer Algorithmus soll das möglich machen. Und setzt auf dabei auf Messwerte bei Interaktion und Verweildauer. Gegenüber „Meedia“ zeigt sich ein Heftig-Sprecher gelassen.


Die Highlights der Woche auf absatzwirtschaft.de:

>>> Plus ça change… Marketing leidet immer noch an mangelndem Rentabilitätsnachweis

>>> Der (nicht so) merkwürdige i8-Effekt oder was man von BMW lernen kann

>>> Ohne Handy sind Teenager out


Der Spot der Woche: Zalando mit einer Hommage

1984 ist nicht nur der Titel eines dystopischen Endzeitromans von George Orwell, sondern auch das Erscheinungsjahr des ersten Macintosh aus dem Hause Apple. Beides hängt zusammen, denn Steve Jobs ließ damals einen Super-Bowl-Spot produzieren, der auf genau diesen Roman Bezug nimmt. Zu sehen darin: Eine uniforme Welt, in der alles vom „Großen Bruder“ bestimmt wird. So wie in der Romanvorlage. Doch anders als dort gibt es eine Rettung, den Macintosh-Computer. Symbolisiert von einer Sportlerin, die einen Hammer in den Propaganda-Bildschirm des „Großen Bruders“ wirft. Mit dem Spot „On January 24th, Apple Computer will introduce Macintosh. And you’ll see why 1984 won’t be like ‘1984’.“ Ein Seitenhieb gegen den damals marktbeherrschenden Anbieter IBM. Genau diesen Spot nahm sich jetzt der Modehändler Zalando zum Vorbild und startet eine Kampagne unter dem Motto „Freu dich!“. Eine Frage kommt dabei auf: Uniformität und eine Person, die sagt wo es langgeht – warum da noch keiner vorher auf Mode gekommen ist?

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Die Studie der Woche: Wenn ein Anruf zum Bungee-Jumping wird

„Ich weiß, dass Du eigentlich Urlaub hast. Aber ich hätte da eine dringliche Frage“ – wer hat so eine E-Mail nicht auch schon im Urlaub erhalten. Denn Urlaub heißt schon lange nicht mehr Unerreichbarkeit. Wenn das Telefon am Strand klingelt oder das Postfach piept, kann das schnell zur Belastung werden. Eine Studie des Reiseanbieters Lastminute.de fand heraus: Ein Anruf aus dem Büro setzt den Kontaktierten weit mehr unter Druck als ein Sprung mit dem Bungee-Seil. Wer die nächste Abwesenheitsnotiz ein bisschen nachdrücklicher gestalten will, findet die Studie hier.