Bereits vor VW-Skandal steigender Rabatt-Druck im deutschen Automarkt

Noch ist der VW-Skandal nicht im Neuwagen-Verkauf angekommen, da die Vorwürfe gegen VW erst Ende des Monats September aufgepoppt sind. Aber man muss damit rechnen, dass in den nächsten Monaten Diesel-Fahrzeuge und VW-Diesel-Modelle nur mit höheren Rabatten verkaufbar sein werden.
Der deutsche Automarkt ist zum Schnäppchen-Markt geworden (© Foto: dpa)

Dabei hatte VW im Monat September bereits vor dem Diesel-Skandal den Verkauf des VW-Golf mit hohen Rabatten gestützt. So wurde bei den großen Internetvermittlern der VW Golf im Monat September mit 21 Prozent Rabatt abgegeben. Seit März 2015 waren die Golf-Rabatte bei Internetvermittlern nicht so hoch wie im September. Zusätzlich wurden in den letzten drei Monaten 17.800 VW Golf Neuwagen als sogenannte Eigenzulassungen in den Markt gebracht. Das entspricht 35 Prozent aller VW Golf- Neuzulassungen. Das meistverkaufte Auto im deutschen Automarkt wurde damit mit hohen direkten Rabatten und hohen Tages- und Dienstwagenbeständen im September vermarktet. Der Verkaufs- und Rabattdruck des Marktführers VW hat deutlichen Einfluss auf den erneuten Anstieg des Rabatt-Niveaus im deutschen Automarkt.

Privatkunden halten sich im deutschen Neuwagenmakt zurück

So ist im September der Rabatt-Index des Center Automotive Research (CAR) auf 128 Zähler gestiegen. Dies ist das zweithöchste September-Rabattniveau seit dem Jahre 2010. Ausschlaggebend für die Erhöhung des gemessenen Preisdrucks im deutschen Pkw-Markt sind die höheren Händler-Rabatte auf Neuwagen und der gestiegene Anteil von Hersteller- und Händlerzulassungen (Eigenzulassungen). Privatkunden halten sich im deutschen Neuwagenmakt immer stärker zurück. So wurden im September nur 31 Prozent aller Neuwagen von Privatkunden zugelassen.

Der deutsche Automarkt ist zum Schnäppchen-Markt geworden, der von den Autobauern mit Eigenzulassungen „geflutet“ wird. Der durchschnittliche Händler-Rabatt bei Internetvermittlern für die Top 30 Modelle kletterte im September um einen ganzen Prozentpunkt auf aktuell 18,5 Prozent. Ausschlaggebend für den Anstieg war die VW-Händler-Prämie für das Modell Golf. Die Eigenzulassungsquote fiel auch im August mit 31,7 Prozent besonders hoch aus und war insbesondere auf die Hersteller BMW, Mercedes und Opel zurückzuführen. Der deutsche Markt bleibt damit trotz guter Gesamtkonjunktur sehr stark von hohem Preisdruck gekennzeichnet.

Händler-Rabatte bei Internet-Neuwagenvermittlern

Im September sind die Rabatte bei den meisten Modellen unserer Stichprobe gleich geblieben. Eine deutliche Veränderung fand bei den Rabatten für den VW Golf statt. Hier gibt es wieder eine Auftragseingangsprämie, die den Rabatt von vormals 13,9 Prozent auf aktuell 20,7 Prozent hochgetrieben hat. Aufgrund des hohen Zulassungsanteils dieses Modells steigt der durchschnittliche Nachlass unserer Top 30 Auswahl um einen ganzen Prozentpunkt auf 18,5 Prozent. Die Prämie wurde bereits vor dem Abgas-Skandal ins Leben gerufen, steht also nicht damit in Zusammenhang.

Leicht zurückgefahren haben die Autohändler die Rabatte bei den Modellen Hyundai i30 und Tucson, sowie den Modellen Opel Corsa und Mokka. Unsere Stichprobe zeigt, dass weiterhin die höchsten Rabatte bei den Modellen Hyundai i30, Seat Leon und Skoda Yeti zu finden sind. Audi Modelle werden weiter mit niedrigen Rabatten zwischen 13 Prozent und 14 Prozent angeboten. Bei BMW bewegen sich die Händlerrabatte in ganz ähnlichen Regionen. Eine Ausnahme bildet das Kompaktmodell 1er, dass in der Basisvariante mit 18,6 Prozent Nachlass angeboten wird.

Lokale Händlerangebote

Opel Händler werben weiterhin mit Aktionspreisen für den Corsa ab 9.990,- Euro. Auf den neuen Astra wird nicht nur aufmerksam gemacht, es gibt auch für dieses Modell bereits Händleranzeigen, die mit Rabatten werben. Diese bleiben aber mit zehn bis elf Prozent noch zurückhaltend. Bei Nissan werden Kurzzeitzulassungen abverkauft. Hierbei werden Rabatte um 30 Prozent für Micra und Note geboten. Qashqai und Juke werden wie im vergangenen Monat mit Rabatten angeboten. Dies sind ca. 4.000 Euro Rabatt beim Qashqai (ca. 20 Prozent) und ca. 2.000 Euro Rabatt beim Juke (ca. 12 Prozent). Auch bei Seat und Skoda fallen Kurzzulassungs-Angebote auf. Seat Ibiza „Vor-Facelift-Modelle“ mit Klimaanlage, werden ab circa 10.000 Euro angeboten. Der Rabatt gegenüber einem vergleichbaren, aktuellen Modell beträgt knapp 4.000 Euro oder 27 Prozent. Skoda Fabia Combi werden als Kurzzulassung mit etwa 25 Prozent Preisnachlass verkauft.

Bundesweite Sonderaktionen der Autobauer

Die höchsten Kundenvorteile bieten die von den Herstellern Hyundai, Renault, Ford, Citroen und Volvo beworbenen Aktionen. Bei Hyundai bietet der „Diesel Deal“ 5.840 Euro Rabatt auf den i30 Diesel und 5.640 Euro Rabatt auf den i30 Combi. Damit belegt der Hersteller sowohl den ersten, als auch den letzten Platz der nachstehenden Top-10-Tabelle. Renaults „Flex Plus Finanzierung“ mit null Prozent Zinssatz, drei Jahren Anschlussgarantie und fünf Jahren Laufzeit bietet einen Einspareffekt von gut 3.000 Euro oder 26,6 Prozent beim Clio Fließheck und 3.500 Euro oder 25,7 Prozent beim Clio Grandtour. Damit Belegt Renault im Ranking Platz zwei und Platz fünf. Kia wirbt 4.160 Euro Ersparnis beim Kauf des Sondermodells Picanto „Dream Team Edition“ und belegt damit den dritten Tabellenplatz.

Die „Flatrate-Finanzierung“ von Ford bietet bei 1,99 Prozent Zinssatz, hat eine Laufzeit von vier Jahren und enthält bereits die Kosten für Anschlussgarantie und kostenlose Wartungen. Diese Angebote bieten auch deshalb hohe Kundenvorteile, weil von der Ford-Bank bereits Preisnachlässe auf den Kaufpreis einkalkuliert werden.

Citroen bewirbt offiziell einen Aktionspreis für Privatkunden, der einem Rabatt in Höhe von 5.160 Euro (25,6 Prozent) entspricht. Volvo bietet für den V40 eine zinslose Finanzierung mit vier Jahren Laufzeit an, in die außerdem bereits ein Preisnachlass von 3.814 Euro einkalkuliert wurde. Das Angebot bietet insgesamt ebenfalls einen Kundenvorteil von 25,6 Prozent.

Rabattspirale im deutschen Automarkt dreht sich weiter

Die hohen Eigenzulassungsquoten der letzten Monate sind nicht nur eine statistische Größe. Sie spiegeln sich auch deutlich in den Angeboten der Vertragshändler vor Ort wieder. Beim Neuwagenkäufer werden damit Referenzpreise gesetzt, die dann auch bei der Neuwagen-Bestellung im Hinterkopf verankert sein werden. Damit wird sich die Rabatt-Spirale weiterdrehen. Die geschönten Zulassungsstatistiken (Eigenzulassungen) werden doppelt bezahlt. Erst in Form von Zulassungsprämien durch den Hersteller, danach in Form von Margen-Verlusten beim Händler.

Bei Volkswagen geht die lange Phase der Sonderprämien für Fremdmarken-Besitzer zunächst zu Ende und wird durch eine Prämie, die ohne besondere Bedingungen gewährt wird, abgelöst – gerade rechtzeitig zur Markteinführung des neuen Astra. In den kommenden Monaten ist nach unserer Einschätzung zu erwarten, dass VW den Verkauf von Diesel-Modellen ebenfalls mit zusätzlichen Prämien stützen wird. In den nächsten Monaten müssen wegen des VW-Diesel-Skandals mit höheren Rabatten für VW-Diesel-Modelle gerechnet werden. Zusätzlich wird die sich abschwächende Konjunktur den Preisdruck erhöhen. Damit ist in den nächsten Monaten mit weiter sinkenden Margen der Autobauer zu rechnen.