Bei Unified-Communication-Strategien besteht noch Aufklärungsbedarf

Der Informationsstress in Unternehmen nimmt zu, wie aus einem Bericht von Gunnar Sohn, Chefredakteur des Online-Nachrichtendienstes „Neue Nachricht“, hervor geht. Danach ist die Zahl der Kanäle für die Kommunikation mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern kaum noch zu überschauen und gingen Nachrichten via SMS, E-Mails oder Anrufen an bis zu sieben Orten ein.

Die Folge verpasster Anrufe oder zu spät bemerkter E-Mails sei allzu oft Konfusion, wie auch Angaben der Zeitschrift IS Report belegen würden. Entsprechend steige der Bedarf in Firmen nach einer Harmonisierung der heterogenen Landschaft an Geräten, IT- und TK-Systemen. Zudem bescheinige das Manager Magazin Möglichkeiten, die das Netz böte, in den vergangenen fünfzehn Jahren ein exponentielles Wachstum: „Wer beispielsweise aus dem Urlaub kommt, kann dem Bekannten im Büro am anderen Ende der Stadt – oder des Landes, des Kontinents, der Welt – morgens blitzschnell seine Ferienfotos zeigen: Über Flickr, über Facebook oder Myspace, über Picasa oder Evernote, als E-Mail-Anhang“. Ein voll aufgerüsteter Webbrowser sei in Verbindung mit ein paar Zusatzwerkzeugen eine mächtige Kommunikations- und Informationszentrale, wahnsinnig praktisch, doch gleichzeitig ein Aufmerksamkeits- und Produktivitätsfresser. Ob das medial gehypte Programm „Google Wave“ eine Erlösung aus dem Info-Nirwana bringen kann, sei bei Experten höchst umstritten. Beispielsweise habe Louis Gray, Gründer des „Silicon Valley Blog für Early Adopters“, verkündet: „Wave ist nichts als ein weiteres Postfach, das man regelmäßig überprüfen muss.“

Selbst die härtesten aller Technophilen hätten wohl einen Punkt erreicht, an dem ihnen all die Ablenkungsmöglichkeiten zu viel werden, laute eine Vermutung des Manager Magazins. Positiver würden die Botschaften über Unified-Communication-(UC)-Strategien klingen, die die Kluft zwischen Festnetz-Telefon, Handy, PC und Laptop überwinden sollen. Nach IS-Report-Informationen gehe es dabei um eine Zusammenführung von Kommunikationsdiensten und Software auf einer einheitlichen Benutzeroberfläche: „Über den Bildschirm erfährt der Mitarbeiter durch Präsenzinformationen, ob sein gewünschter Gesprächspartner gerade ansprechbar, in einem Meeting oder unterwegs ist. Das bestimmt dann den Weg der Kontaktaufnahme: Ein Telefonat vom PC, eine Sofortnachricht über den Instant Messenger, eine spontane Videokonferenz oder doch eine E-Mail.“ Obwohl das UC-Thema auf Fachkonferenzen thematisiert werde, bestehe in der Unternehmenswelt aber noch großer Aufklärungsbedarf. „Eine Integration in prozessorientierte Anwendungen setzt eine generelle Einführung von UC in Unternehmen voraus. Entsprechend sind Lösungen gefragt, mit denen Systemintegratoren gewachsene heterogene IT- und Telekommunikationsumgebungen in Gesamtlösungen überführen können, um sowohl Kosten zu sparen als auch die betrieblichen Prozesse besser zu unterstützen“, lässt sich Andreas Latzel als Geschäftsführer von Aastra-DeTeWe zitieren. Nur so könnten Vorteile einer einheitlichen Infrastruktur für alle Firmenstandorte, Heimarbeitsplätze und mobile Mitarbeiter genutzt werden.

Die dazu notwendige Flexibilität und Integrationsfähigkeit bringe UC von Haus aus mit. Da die gesamte Kommunikation über das Internet Protokoll (IP) erfolge, sei sie deutlich anpassungsfähiger und vor allem unabhängig vom Endgerät. „Mit diesen Eigenschaften lassen sich UC-Funktionen vergleichsweise einfach in vorhandene Applikationen und Geschäftsprozesse einbauen. Nun stehen die nächsten Schritte an, indem die Einzellösungen miteinander verbunden werden und gleichzeitig eine Integration in die unternehmenskritischen Applikationen erfolgt“, bekräftigt Latzel. Dann könne eine Telefon-, Video- oder Webkonferenz direkt aus einer Office-Anwendung oder aus dem Enterprise-Resource-Planning-(ERP)-System heraus gestartet werden. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sei davon überzeugt, dass klassische Ansätze zur Steigerung der Produktivität durch Rationalisierung von Arbeitsabläufen bei Wissensarbeit nicht greifen. Stellhebel seien die Unterstützung von Kommunikation und Zusammenarbeit, Kreativität und Wissensaustausch: „Dabei spielt eine Unternehmenskultur, die Networking, Wissens- und Erfahrungsaustausch befördert und dafür auch die richtigen Technologien bereitstellt, eine entscheidende Rolle“, unterstreicht Hofmann.

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