Banken sind von professioneller Anlageberatung entfernt

Banken haben offenbar keine Lehren aus der Finanzkrise gezogen. Zumindest beraten sie ihre Kunden nach wie vor auf „katastrophalem" Niveau, wie die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kritisiert. Dabei soll gerade die unzureichende Beratung für einen wesentlichen Anteil der Verluste verantwortlich sein, die die Verbraucher angesichts des Bankencrashs erlitten.

An der Situation habe sich dennoch praktisch nichts geändert. Bei der Qualität der Bankberatung kommen die Verbraucherschützer zu einem „vernichtenden Ergebnis“, das den Häusern Fehlberatung und Realitätsverweigerung attestiert. Nach Angaben von Mitarbeitern werde die Krise intern nicht thematisiert. „Die Banken stellen sich dem Thema professionelle Anlageberatung nicht in dem Ausmaß, wie sie das tun müssten“, meint Manfred Westphal, Leiter Fachbereich Finanzdienstleistung bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Wie der VZBV in Zusammenarbeit mit ZDF „Wiso“ aufzeige, gelinge es nur einem von 25 Bankberatern, „den finanziellen Hintergrund eines möglichen Kunden auszuleuchten und dann auch richtig zu beraten“. „Ich bekomme täglich einiges an Falschberatung auf den Tisch. Trotzdem ist es bestürzend, dass von 25 Beratern tatsächlich schon 24 im Ansatz scheitern“, unterstreicht Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen.

Statt eine koordinierte Strategie zu erarbeiten, um die Banken wieder aus der Krise zu führen, müssten die Mitarbeiter verkaufen, „was die Unternehmensleitung für gut befindet“. Gerade in der Anlageberatung würden die gleichen Fehler gemacht wie vor der Krise. Mehr als die Hälfte der Bankberater verkaufe etwa offene Immobilienfonds als sichere Geldanlage, die nach Aussagen der Mitarbeiter „niemals Minus macht“. Dabei ist das Anlegervermögen in mehreren Immobilienfonds aufgrund massenhafter Mittelabflüsse nach wie vor eingefroren. „Das Thema Bankberatung ist akut und aufgrund der Krise seit einigen Monaten präsent. Dennoch hat sich bei den Banken bisher nichts geändert“, moniert Westphal. Vonseiten der Verbraucherschützer würden sowohl die Politik als auch die Institute zum Handeln aufgefordert und das Thema in die Öffentlichkeit getragen. pte

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