Bad Gastein: Ein Ort zwischen Leerstand und Neueröffnungen

Der österreichische Kur- und Wintersportort Bad Gastein erfreut sich nach schwierigen Jahren wieder wachsender Beliebtheit. Die kleine Gemeinde zeigt sich von jeher offen für Veränderung, um nicht nur ihrem Image, sondern auch den Ansprüchen der Tourist*innen gerecht zu werden.
Bad Gastein
Besucher*innen von Bad Gastein werden ständig von der Ver­gangenheit begleitet, während sie auf die Veränderungen und in die architektonische Zukunft blicken. (© Gasteinertal Tourismus/Michael Koenigshofer)

Die Fenster des Grand Hotel de l’Europe sind trüb, Vorhänge verhindern, dass man von außen einen Blick in die Räumlichkeiten werfen kann. Es ist das größte Gebäude Bad Gasteins, hat zehn Etagen und beherbergte einst Gäste wie Liza Minnelli, Peter Ustinov und Falco. Auch der US-amerikanische Filmproduzent Wes Anderson ließ sich hier angeblich für seinen Film „Grand Budapest Hotel“ inspirieren.

„Die Feste hier waren wohl legendär und haben dem Ort zu viel Berühmtheit verholfen. Man nennt Bad Gastein auch das Monaco der Alpen“, erklärt Harald Kohler, der als PR-Manager bei Gasteinertal Tourismus arbeitet und bei einem Spaziergang durch den Ort führt.

Nach einigen Jahren, in denen das Grand Hotel de l’Europe geschlossen war, verfolgt es heute ein anderes Konzept. Die verschiedenen Einheiten, also ganze Etagen oder einzelne Zimmer, sind mittlerweile im Besitz von unterschiedlichen Personen. Es ist also kein Hotel mehr im klassischen Sinne. Dennoch kann man einzelne Zimmer und Apartments online anfragen und buchen – doch es gibt längst auch andere Hotels, die die Tourist*innen nach Bad Gastein locken.

Vergangenheit trifft auf Veränderung in Bad Gastein

Sieht man sich in der 4000-Einwohner-Gemeinde um, wirft man zwangsläufig einen Blick in die Vergangenheit. Die Architektur der Gebäude stammt aus der Belle Époque, die Fassaden wurden entweder weiß oder im sogenannten Schönbrunner-Gelb gestrichen. Die Zeit hat ihre Spuren im Ort hinterlassen – bei einigen Gebäuden verblasst die Farbe der Außenfassade, teilweise fällt der Putz ab, einige Häuser stehen komplett leer und sind nur noch ein Schatten der vergangenen Zeit.

Das Gasteinertal bietet Gästen mehr als Entspannung und Skitourismus. Im Sommer gibt es hier auch Kunstausstellungen und sogar ein neues Filmfestival. © Hannes Wichmann

Doch zwischen den alten Gebäuden eröffnen immer wieder neue Hotels. Ein paar Schritte neben dem Grand Hotel ist das Hotel Regina. Es wurde vom Hotelier Olaf Krohne gekauft, renoviert und neu eröffnet – wir begegnen ihm während des Spaziergangs. Er und Harald Kohler nicken sich zu, sagen kurz „Hallo“ und wir gehen weiter.

Insgesamt wirkt der Ort sehr gemütlich: kaum Autos, nur ein paar Spaziergänger*innen und die Bauarbeiter, die sich um den Straubinger Platz tummeln. Hier ist die derzeit größte Veränderung des Ortes zu sehen, denn die Renovierungsarbeiten sind seit etwa zwei Jahren im Gange und erstrecken sich vom Platz selbst über drei Gebäude. „Um mehr über die Baustellen und Projekte zu informieren, gibt es sogar eigene Baustellen-Führungen durch den Ort“, sagt Kohler. So bekämen Tourist*innen spannende Blicke hinter die Kulissen und könnten die Veränderungen schon während des Prozesses nachvollziehen. Im Spätsommer soll alles fertig sein, dann sollen das Grand Hotel Straubinger und das Badeschloss eröffnet werden, das Postamt wird dazugehören. Der Komplex stand 24 Jahre leer, erlebt jetzt aber eine Renaissance und passt optisch perfekt ins Ortsbild.

Neue Konzepte mit alten Elementen

Das Gleiche gilt für das Hotel The Cōmodo, das Anfang des Jahres eröffnet wurde. Es befindet sich ein Stück weiter in Richtung Ortsausgang und näher am Berg. Der ehemalige Habsburgerhof wurde für das neue Hotel umgebaut, um weitere Zimmer zum Berg ergänzt und dennoch wurde sehr viel erhalten, wie Barbara Elwardt erklärt.

Sie ist Architektin und Inhaberin des Hotels. „Der alte Fahrstuhl gefiel uns, wir wollten die schöne Blechverkleidung nicht durch Trockenbau austauschen“, sagt die Hausherrin. Im Restaurant sei ein Teil des Terrazzobodens erhalten worden. „Ansonsten wurden auch die Treppenhäuser mit ihren Oberflächen und die gesamte Struktur des Hauses belassen. Lediglich eine Stütze in der Lobby wurde abgefangen. Auch das Edelstahlbecken im Schwimmbad war schon so da und wurde in die Planung erneut integriert“, sagt Elwardt. Die Eigentümerin wollte die Klarheit des alten Gebäudedesigns zurückgewinnen, die sich ohnehin durch den gesamten Ort zieht.

Seit der Eröffnung erfreue sich das The Cōmodo großer Beliebtheit. Es lädt nach den Worten seiner Besitzerin dazu ein, einerseits in einem traditionsreichen Ort Urlaub zu machen und andererseits in einem zeitgemäßen Hotel zu nächtigen. Das Feedback der Besucher*innen sei bisher gut. In den ersten Monaten lockte das Hotel mit einem 20-Prozent-Eröffnungsangebot. Vor Ort erzählen Gäste, sie hätten sich deshalb auch spontan eingebucht und wären begeistert gewesen. Bislang wären sie immer in einem anderen Hotel gewesen, hätten sich aber nach etwas Abwechslung gesehnt. Eine der Damen sagt, sie würde viele kennen, die regelmäßig nach Bad Gastein kommen, allerdings immer wieder neue Hotels probierten – was sich aufgrund der vielen Neueröffnungen anbiete.

Mehr als zwei Millionen Besucher*innen pro Jahr

Diese stetige Begeisterung zeigt sich auch in den Besucher*innenzahlen. Die Zahl der Übernachtungen im gesamten Gasteinertal war zwischen 2009 und 2022 relativ stabil – mit Ausnahme der Pandemiezeit von 2019 bis 2021. Sie lag meist zwischen zwei und 2,5 Millionen, 2021/2022 waren es exakt 2.138.070 Übernachtungen.

Nicht nur im Winter, wenn die Skipisten und Gaststätten im benachbarten Sportgastein voll sind, soll auch Bad Gastein die Besucher*innen anziehen. „Im Sommer gibt es zahlreiche Angebote, um die wir sehr bemüht sind. Es gibt ein neues Filmfestival, ein großes Yoga-Angebot, im alten Wasserwerk sind Kunstateliers und -ausstellungen“, erzählt Kohler. Man merkt, die Bemühungen um ein neues, zeitgemäßes Angebot sind groß.

(eb, Jahrgang 1993) ist freie Journalistin und kam vom Modejournalismus über Umwege zum Wirtschaftsjournalismus. Sie kann sich schnell für neue Themen begeistern, führt am liebsten Interviews und hasst Stillstand – was das Pendeln zwischen Bayern und Berlin umso leichter macht.