Ausblick auf das Verbraucherverhalten

Einen Rückblick auf den privaten Konsum im Jahr 2010 und eine Prognose für das Jahr 2011 gibt die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Wie von dem Marktforschungsunternehmen prognostiziert, stieg der private Konsum in Deutschland im vergangenen Jahr um 0,5 Prozent an. Für dieses Jahr wird eine Steigerung um 1,5 Prozent erwartet – die Konsumfreude der deutschen Verbraucher sei im Vergleich zu den europäischen Nachbarn mehr als bemerkenswert.

Laut GfK-Berechnung legten der deutsche Lebensmittelhandel und die Drogeriemärkte im vergangenen Jahr beim Umsatz zu. Mit einem Plus von 1,2 Prozent erreichten sie ein Volumen von 154 Milliarden Euro und damit einen neuen Bestwert. Auch der so genannte Non-Food-Handel – Bereiche wie Elektroartikel, Textilien, Möbel oder Heimwerkerbedarf – konnten deutliche Umsatzgewinne verbuchen. Mit einer Steigerungsrate von geschätzten 2,6 Prozent und einem Gesamtumsatz von knapp 148 Milliarden Euro erzielte das Non-Food-Segment das beste Umsatzergebnis seit dem Jahr 2002.

Bei den deutschen Verbrauchern sei ein anhaltender Trend hin zu Qualität und weg von der reinen Fokussierung auf den günstigsten Preis festzustellen. Ein Beispiel ist nach GfK-Informationen der Textilhandel: Die Branche erzielte im vergangenen Jahr ein Umsatzvolumen von rund 40 Milliarden Euro, wobei der Wertzuwachs 2,4 Prozent betrug und die verkaufte Menge gleichzeitig leicht zurückging. Die Verbraucher gaben im Schnitt mehr pro gekauften Artikel aus und griffen eher zu höheren Qualitäten. Für den Lebensmittelhandel und die Drogeriemärkte prognostiziert die GfK für das Jahr 2011 eine Umsatzsteigerung von circa 1,7 Prozent. Auch im Non-Food-Handel erwarten die Experten mit geschätzten 1,7 Prozent Zuwachs einen weiteren Umsatzschub, allerdings werde dieser nicht mehr ganz so stark wie im letzten Jahr ausfallen.

Im Verlauf des letzten Jahres habe sich Deutschland deutlich von den großen europäischen Volkswirtschaften abgekoppelt und entgegen aller Prognosen zu einem wirtschaftlichen Höhenflug angesetzt. Während das Bruttoinlandsprodukt hierzulande um 3,6 Prozent zulegte, konnten Frankreich (plus 1,6 Prozent), Großbritannien (plus 1,8 Prozent) und Italien (plus 1,1 Prozent) bei diesem Wachstumsschub nicht mithalten. In Spanien entwickelte sich das BIP mit einem Rückgang um 0,2 Prozent sogar leicht negativ. Unter den bevölkerungsstarken EU-Ländern verzeichnete nur Polen (plus 3,5 Prozent) eine ähnlich positive Wirtschaftsentwicklung wie Deutschland. Die Gründe für die positive Entwicklung in Deutschland sind der GfK zufolge vielfältig. Die mit der Agenda 2010 eingeleiteten Strukturreformen hätten das Land im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig gemacht. Im Krisenjahr 2009 hätten sich die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die erweiterten Möglichkeiten zur Kurzarbeit und staatliche Konjunkturprogramme stützend auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt, so dass es kaum zu konjunkturell bedingten Entlassungen kam. Hierdurch habe die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr sofort reagieren können, als die weltweite Nachfrage wieder anzog.

Die positiven Nachrichten aus den Unternehmen steigerten die Konjunkturerwartungen der Verbraucher in Deutschland im Jahr 2010 auf einen Durchschnitt von plus 29 Indikatorpunkten. In Frankreich beurteilten die Menschen die ökonomischen Aussichten ihres Landes deutlich negativer. Für das Jahr 2010 erreichte die Konjunkturerwartung einen Wert von minus elf Punkten. Im Vergleich zum Nachbarn Deutschland belasteten höhere Sozialabgaben und geringere Arbeitszeiten durch die gesetzlich vorgegebene 35 Stunden-Woche die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Die französischen Verbraucher befürchteten derzeit massiv eine Abnahme ihres Lebensstandards, und auch bei der Anschaffungsneigung entwickelten sich die beiden bevölkerungsstärksten Länder Europas konträr. Im Jahresschnitt habe der Indikator in Deutschland einen Wert von plus 27 Punkten erreicht, in Frankreich hingegen minus 32 Punkte.

In Großbritannien zeigten das Ende des langjährigen Immobilienbooms und die Maßnahmen der Regierung zur Haushaltskonsolidierung deutliche Wirkung, wie die Konsumforscher weiter herausfanden. Die Anschaffungsneigung erreichte im letzen Jahr ein Niveau von minus 29 Zählern. Auch die Einkommenserwartung wurde im Jahresschnitt mit minus fünf Punkten negativ beurteilt. Der öffentliche Sektor sei in Großbritannien der größte Arbeitgeber, entsprechend groß seien hier die Auswirkungen des harten Sparkurses der Regierung. Die italienischen Verbraucher schätzten die Konjunkturaussichten ihres Landes im letzten Jahr ebenfalls pessimistisch ein. Eine Konjunkturerwartung von minus 15 Punkten und eine Einkommenserwartung von minus 19 Zählern spiegelten die Zukunftsängste der Bevölkerung deutlich wider. Das Wirtschaftswachstum sei bereits vor der Finanzkrise sehr gering gewesen, das Staatsdefizit enorm und die Arbeitslosigkeit habe im vergangenen Jahr einen Höchstand seit dem Jahr 2001 erreicht. Die Mittelschicht des Landes schrumpfe und die italienischen Verbraucher reagierten mit Zurückhaltung beim Konsum und starker Preis-sensibilität.

In Spanien falle die Immobilienkrise besonders ins Gewicht – die Arbeitslosenrate sei zwischen 2007 und 2010 um mehr als das Doppelte gestiegen. Im Unterschied zu fast allen europäischen Ländern sei das Bruttoinlandsprodukt in Spanien im vergangenen Jahr sogar leicht gesunken. Entsprechend negativ fielen im Jahresschnitt auch die Konjunkturerwartungen der Verbraucher aus – minus 18 Punkte. Noch düsterer bewerteten die Spanier ihre persönlichen Einkommensaussichten mit minus 22 Zählern. Das hohe Staatsdefizit versuche die Regierung durch Einschnitte bei Sozialleistungen, Gehaltskürzungen bei öffentlichen Bediensteten sowie mit höheren Steuern, beispielsweise der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von 16 auf 18 Prozent, auszugleichen.

Das Bruttoinlandsprodukt in Polen legte im Jahr 2010 nach GfK-Angaben um 3,5 Prozent zu und erreichte damit fast die deutsche Wachstumsrate. Auch in punkto Arbeitslosigkeit könne der östliche Nachbar glänzen, denn gegenüber dem Jahr 2007 blieb die Zahl der Arbeitslosen unverändert. Die positive wirtschaftliche Entwicklung des letzten Jahres sei von den polnischen Verbrauchern jedoch nur bedingt wahrgenommen worden, wie die im Vergleich zu Deutschland geringe Konjunkturerwartung von plus fünf Zählern im Jahresdurchschnitt belegt. Die medial geschürte Angst vor den potenziellen Folgen der Finanzkrise beeinflussten die polnischen Verbraucher in ihren Einschätzungen stärker als die sichtbare wirtschaftliche Entwicklung.

Sehr deutlich hätten die Verbraucher in Rumänien und Griechenland die Folgen der Finanzkrise und der hohen Verschuldung ihrer Staaten im letzten Jahr gespürt: In Griechenland ging das Bruttoinlandsprodukt um 4,2 Prozent zurück, in Rumänien um 1,9 Prozent. Entsprechend negativ entwickelte sich auch die Konjunkturerwartung der Verbraucher – minus 50 Punkte in Rumänien und minus 39 Punkte in Griechenland. Ähnlich die Werte der Einkommenserwartung und der Anschaffungsneigung. In beiden Ländern stünden die Regierungen unter starkem internationalem Druck, ihre Staatsdefizite abzubauen. Harte Einschnitte in Sozialleistungen sowie die Anhebung von Steuern und Abgaben seien die Folgen. Der europäische Vergleich zeige somit deutlich, dass Deutschland derzeit eine Sonderstellung einnimmt. Der Aufschwung beflügele nicht nur die Unternehmen, auch die Stimmung der Verbraucher habe sich nachhaltig gebessert.

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