Aus der Onlinewelt ins analoge Kosmetikregal: So geschickt inszeniert Wunder2 sein Augenbrauen-Gel

Es ist selten, dass es Produkte aus dem Netz in die Regale realer Shops schaffen. Vor allem Kosmetikartikel haben es schwer, da Frauen die Produkte vor dem Kauf gerne testen wollen. Wunder2 ist dieser Sprung gelungen – mit rund 1000 Influencern weltweit und zahlreichen Videos. Im Interview mit der absatzwirtschaft spricht Yonca Güler, German Brand Managerin für Wunder2, über die Strategie der Marke.

Dichte, definierte Augenbrauen – ohne zu verwischen. Das wünscht sich jede Frau, die nicht mit kräftigen Brauen gesegnet ist. Und genau für diese Zielgruppe hat Wunder2 den „Wunderbow“ entwickelt. Ein wasserfestes Gel in fünf Farbnuancen. Klingt ganz gut, aber spektakulär? Mithilfe einer gekonnten Inszenierung durch Influencer und jeder Menge Videos auf verschiedenen Plattformen hat Wunder2 das Gel zumindest sehr begehrlich gemacht. Und das, obwohl der Preis für einen Gel, gefüllt mit drei Gramm Gel, bei stolzen 29,95 Euro liegt. Allein auf Facebook und Instagram erreichte Wunder2, eine Marke des Kosmetikkonzerns KF Beauty, mit seinen Wunderbrow-Videos 75 Prozent seiner Zielgruppe und steigerte seinen Umsatz durch Neukunden um das Neunfache. Das Herzstück des Erfolges sind die Facebook-Videos. In Deutschland beschloss das Unternehmen schließlich, das Augenbrauen-Gel auch in den Handel zu bringen, und zwar bei der Drogeriekette dm und Douglas.

Im Interview mit der absatzwirtschaft spricht Yonca Güler, German Brand Managerin für Wunder2, über die Strategie von Wunder2.

In Deutschland war der Wunderbrow zu Beginn ausschließlich online erhältlich und erst nachgelagert im stationären Handel. Warum haben Sie sich für diese Strategie entschieden? Und sind Sie in anderen Ländern ähnlich vorgegangen?

Wir haben uns bewusst für diese globale Marketingstrategie entschieden. Mit dem Markteintritt im deutschsprachigen Raum im Mai 2016 haben wir unseren Fokus auf das Onlinemarketing gelegt. An dieser Stelle haben wir primär im Bereich der sozialen Medien unsere Präsenz ausgebaut und diese Kanäle genutzt, um besonders unser Augenbrauengel Wunderbrow in Szene zu setzen. Das digitale Zeitalter bietet so unfassbar viele Möglichkeiten, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Warum also nicht gegen den Strom schwimmen? Letztlich haben wir uns ganz spezifisch für Influencer-Marketing entschieden. Denn hierbei zeigen Influencer auf authentische Weise reale Resultate auf. Das Produkt wird vor der Kamera aufgetragen und jedes Ergebnis sieht anders aus, da es nicht von einem professionellen Make-up-Artisten aufgetragen wird. Tatsächlich waren wir Pioniere in der Nutzung von Facebook als Werbeplattform. Das Ganze gepaart mit Influencer-Marketing –also anhand der Learning-by-Doing-Methode – ergibt ein schlüssiges Werbekonzept.

Warum setzen Sie auf Influencer- Marketing?

Weil es reale Resultate mit sich bringt und Influencer ihre eigene Kreativität sowie Einzigartigkeit einbringen und entfalten können. Es wird nicht krampfhaft versucht, ein unerreichbares Bild von Perfektion darzustellen. Das ist eine authentische, spielerische Art des Marketing, ohne etwas Surreales vorzutäuschen. Somit haben wir – insbesondere bei der Markteinführung ­– große Reichweiten in kurzer Zeit erreicht.

Existieren auch Videos, in denen unbekannte Frauen den Wunderbrow zeigen?

Wenn man sich unseren Instagram-Kanal (@wunder2cosmetics) als auch unsere Facebook-Seiten anschaut wie @WunderBrowDE, kann man feststellen, dass uns namentliche Kreditierungen sehr wichtig sind. Das Material – sei es ein Video, ein Foto oder ein GIF –, welches auf unseren Seiten geteilt wird, enthält fast immer den Instagram- oder Facebook-Namen des jeweiligen Influencers. Dabei setzen wir auf Diversität und kooperieren mit Influencern auf internationaler Ebene. Egal, ob aus den USA, Europa oder (Vorder-)Asien. Wenn ein Beitrag keinen Namen enthält, bedeutet dies meist, dass die Inhalte von uns intern produziert wurden. Darüber hinaus schalten wir auch Werbung mit Influencer-Materialien, die uns zur Verfügung gestellt werden. Bei Werbung gibt es jedoch keine namentliche Erwähnung, aber die Kennzeichnung, dass es sich um Werbung handelt. Somit entsteht eine ausgefallene Mischung aus Werbematerial.

In den Videos machen die Frauen immer dasselbe: den Wischtest. Warum setzen Sie immer wieder auf denselben Content? Haben sie auch anderen Video-Content produziert?

Bei dem berühmten Wischtest mit dem Finger handelt es sich um ein virales Phänomen, um ehrlich zu sein. Wir geben all unseren Influencern, mit denen wir zusammenarbeiten, 100-prozentig kreative Freiheit. Das heißt: Jede(r) Influencer(in) kann sich kreativ austoben, sofern die Inhalte mit der Netiquette und unserer Marke konform sind. Sehr viele unserer Videos sind absolute Internet-Hits, sodass der Wischtest mit dem Finger fast schon zu unserem Markenzeichen geworden ist und entsprechend viele Nachahmer findet. Es ist schön zu sehen, dass wir als Unternehmen mit unserer Marke sowie unseren Produkten eine Geschichte erzählen können. Storytelling ist nun einmal ein wichtiger Part im Marketing und in der PR. Wenn diese Geschichte auf einem natürlichen Weg entsteht, ist es umso schöner und authentischer.

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Nach meinem Wissensstand haben Sie zu Beginn mit dm und erst später mit Douglas kooperiert. Warum haben Sie sich erst für eine Drogerie entschieden?

Das ist richtig; jedoch kamen beide Lancierungen fast zur selben Zeit zustande. Sowohl Douglas als auch dm haben europaweit, aber vor allem in Deutschland, eine exzellente Reputation. Das ist auch einer der Gründe, warum wir unsere Marke mit dieser Art von Zusammenarbeit weiter ausbauen möchten. Dank dieser Kombination (also stationärer Handel und E-Commerce) erreichen wir noch mehr Verbraucherinnen und neue Zielgruppen. Im Juli dieses Jahres erweitern wir das Ganze beispielsweise, in dem wir temporär in 100 ausgewählten dm-Filialen mit Wunderbrow und dem Puder Perfect Selfie präsent sein werden. Wir haben die Chance erhalten und nutzen diese, um eine noch intensivere Markenidentität hervorzubringen.

Welche Social Networks sind bei der Vermarktung des Wunderbrows am wichtigsten?

Lange Zeit lag unser Fokus auf unseren Instagram- und Facebook-Seiten. YouTube bietet eine unglaubliche Bandbreite an Möglichkeiten. Dieses Potenzial wollen wir nutzen und legen aktuell den Fokus auf unseren YouTube-Kanal und mobilisieren entsprechend unsere Ressourcen.

Lesen Sie passend zum Interview auch „Das Rennen um den deutschen Beauty-Thron (Teil 1): Wer schnappt sich die Krone, Douglas oder die Konkurrenz?