Aufbruch in die dritte Dimension, Folge 5: Tourismus

Immersiv, innovativ und inspirierend: Das Metaverse bietet Unternehmen völlig neue Chancen für Markeninszenierung, Kundengewinnung und Abverkauf. In unserer Serie stellen wir fünf Branchen vor, die Pioniere im Metaverse sind.
Traumhaft: Sigmund Freud unterhält sich auf „Decentraland“ mit Avataren. (© Wien Tourismus)

Tourismus: Reisen, ohne wirklich zu reisen

Wer in „Decentraland“ unterwegs ist, kann dort neuerdings Sigmund Freud treffen – in Form eines Avatars, den Wien Tourismus dort installiert hat. Der Vater der Psychoanalyse hat aber nicht die Aufgabe, die Träume der Besucher*innen zu interpretieren, sondern ihnen eine Reise nach Wien schmackhaft zu machen. Im Metaverse für reale Orte und Sehenswürdigkeiten trommeln – das bietet sich vor allem deshalb an, weil 3D-Welten Eindrücke vermitteln können, wie es kein YouTube-Video und erst recht kein Reiseführer vermag. Die Alte Nationalgalerie in Berlin etwa hat kürzlich ausgewählte Werke des Malers Johann Erdmann Hummel digitalisiert und ermöglicht einen dreidimensio­nalen Rundgang über VR-Headset, Desktop oder Smart­phone.

Das Metaverse kann für den Tourismus sehr hilfreich sein, weil es unverbindliche Vorab-Erlebnisse bietet. Längst kann man Hotels, Pensionen und Ferienanlagen vor der Buchung in 3D in­spi­zieren, genau wie die First-Class-Lounges von Fluggesellschaften. Man kann allerdings auch Reisen unternehmen, von denen man im wirklichen Leben lieber Abstand nimmt: Auf der VR-Plattform „Meta Quest“ gibt es Apps, die lebensechte Trips nach Tschernobyl, ins Death Valley oder auf den Mount Everest bieten.

Wie weit die realistische 3D-Darstellung von Städten oder Naturdestinationen künftig einmal gehen wird, ist noch nicht abzusehen. Sehr wahrscheinlich dürfte aber Seoul zu den „Best Cases“ gehören. Die südkoreanische Hauptstadt will Metropole Nummer 1 im Metaverse werden. Bis Ende des Jahres soll eine Plattform entstehen, über die die Bewohnerinnen virtuelle Behördengänge vornehmen und historische Sehenswürdigkeiten besichtigen können. Auch der virtuelle Tourismus soll damit angeschoben werden.

Bisherige Folgen:

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.