Aufbruch in die dritte Dimension, Folge 2: Handel

Immersiv, innovativ und inspirierend: Das Metaverse bietet Unternehmen völlig neue Chancen für Markeninszenierung, Kundengewinnung und Abverkauf. In unserer Serie stellen wir fünf Branchen vor, die Pioniere im Metaverse sind.
In Kauflands „Kaufisland“ erfahren Besucher*innen etwas über die Nachhaltigkeitsstrategie des Lebensmittelhändlers. (© Kaufland/Youtube)

Handel: Von der Navigations-App zur virtuellen Filiale

Die Zukunftsperspektiven des Metaverse werden weitgehend davon abhängen, ob es mit der Refinanzierung der aufwendigen Technologie klappt. Ein wichtiger Hoffnungsträger ist der Handel, der sich hier einen neuen E-Commerce-Kanal erschließen könnte. Eine Vorstufe echter Metaverse-Anwendungen stellen VR- und AR-Technologien dar, die bereits stationär und online im Einsatz sind. Sie dienen im Wesentlichen der Verkaufsunterstützung: Ikea etwa bietet eine App an, über die man auf dem Handy sehen kann, wie ein neues Sofa im eigenen Wohnzimmer aussehen würde. Douglas hat eine App entwickelt, über die man sehen kann, wie verschiedene Make-ups auf dem eigenen Gesicht aussehen. Die britische Handelskette Marks & Spencer testet in London eine Navigations-App, die den Kund*innen helfen soll, sich in den Filialen besser zurechtzufinden.

Mittlerweile unternehmen große Retailer aber auch die ersten Schritte ins echte Metaverse. Kaufland hat im Januar in der Spiele­welt „Animal Crossing“ eine Insel namens „Kaufisland“ eröffnet, auf der sich die Nutzer*innen über die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens informieren können. Sie erfahren anschaulich, wo die Lebensmittel herkommen oder was mit abgegebenen Pfandflaschen passiert. Auch H&M ist auf „Animal Crossing“ vertreten: Auf der Insel „Looop“ wird das gleichnamige Kleidungsrecycling-System der Modekette vorgestellt.

Die konsequenteste Anwendung für den Handel wäre natürlich die Filiale, die komplett im Metaverse besuchbar ist. In den USA arbeitet die Handelskette Walmart daran. Wie das virtuelle Einkaufs­erlebnis aussehen kann, ist in einer neuen YouTube-Präsentation zu bestaunen: Kund*innen betreten mit ihrem Einkaufswagen den ­Store, geben eine Einkaufsliste ein und werden von einer Verkäufe­rin durch die Gänge geleitet. Am Ende zahlen sie mit Walmart Pay und bekommen die Ware an ihre reale Adresse geliefert. Walmart meint es offenbar sehr ernst mit seinen Metaverse-Ambitionen: Im Dezember ließ sich der Konzern viele seiner Eigenmarken für die virtuelle Welt schützen. Die Patente sollen auch für Kryptowäh­rungen und NFTs gelten – Walmart könnte also auch in den Handel mit virtuellen Artikeln einsteigen.

Bisherige Folgen:

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.