„Acer hilft Mehrmarkenstrategie gegen Schweinepreise“

Acer, Hersteller aus Taiwan, will in diesem Jahr zur weltweiten Nummer 1 unter den PC- und Laptop-Herstellern aufsteigen und HP vom Spitzenplatz verdrängen. Im absatzwirtschaft-Interview erklärt Stefan Engel, Acers Deutschland-Chef, wie das gelingen soll.

Herr Engel, mit welchen positiven Zahlen tragen Sie zur Eroberung der Weltmarkt-Führerschaft bei?

STEFAN ENGEL: 2009 haben wir es als Team von Acer Deutschland geschafft, Marktführer in Deutschland zu werden – und zwar nicht nur im Notebook-Segment, sondern auch im PC-Gesamtmarkt. Laut Marktforschungsinstitut Gartner beträgt unser Marktanteil für 2009 dabei inzwischen rund 20 Prozent. Wichtig ist, nicht nur im Retail stark zu sein, das heißt im Geschäft mit privaten Endkunden, wo wir laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bei mehr als 30 Prozent Marktanteil liegen, sondern auch im B-to-B-Bereich, also bei SMB, Corporate Accounts und Behörden. Darüber hinaus setzen wir unsere Mehrmarkenstrategie seit Anfang des Jahres auch im B-to-B-Bereich um. Wir sind hier zusätzlich zur Hauptmarke Acer mit Gateway am Markt vertreten. Die Mehrmarkenstrategie ist in unserer Branche einzigartig und zusammen mit einem indirekten Vertriebsmodell in Deutschland wie in anderen Ländern ein zentrales Element unseres Erfolges. Hinzu kommt, dass Acer in der turbulenten Wirtschaftsphase massiv in die Produktentwicklung investiert und im ersten Quartal 2009 mehr als 40 neue Produkte auf den Markt gebracht hat. Im gleichen Zeitraum haben Wettbewerber die Ausgaben für die Entwicklung reduziert. Besonders zu erwähnen sind hier die Aspire Timeline-Notebooks mit langer Akkulaufzeit, der High End Gaming PC Aspire Predator oder der All-in-One-PC mit Multitouch-Funktionalität.

Einfach scheint das Geschäft derzeit in Zentraleuropa aber nicht zu sein, wenn Sie jüngst ankündigen mussten, den „Kampf gegen Schweinepreise“ aufnehmen zu wollen?

ENGEL: Dieses Wort hätte für mich Chancen auf das Unwort des Jahres 2009 gehabt. Fakt ist, dass die verschiedenen Kanäle – Online, Großflächenmärkte und Händler mit oder ohne Hilfe von Einkaufskooperationen – miteinander im Wettbewerb stehen und dies stark über den Preis austragen. Gerade kleinere Händler müssen sich im Gegensatz zu Großflächenmärkten aber besonders über Beratung und Service positionieren. Die Erwartung, gleiche Produkte zu gleichen Preisen wie Großflächenmärkte verkaufen zu können und dabei noch gute Margen zu erwirtschaften, ist unrealistisch. Denn der Kunde erwartet dort eine große Auswahl und die Möglichkeit der sofortigen Mitnahme. Für Fachhändler würde diese Strategie nicht zum Erfolg führen. Acer versucht, Fachhändler zu unterstützen, indem die Aspire-Geräte für die Großfläche vorgesehen sind, Travel-Mate-Modelle dagegen ausschließlich für den Fachhandel. Discounter und das unterste Preissegment adressieren wir mit der Marke E-Machines. Durch die zunehmende Bedeutung des Online-Channels ist allerdings ein zusätzliches Element in diesem „Spiel“ aufgetaucht, das sehr schwer zu kontrollieren ist. Aber auch hier beobachten wir eine zunehmende Qualitätsorientierung unter den erfolgreichen Onlineshops.

Mit welchen Produkten und Märkten sind aktuell denn noch gute Margen zu erzielen?

ENGEL: Wo beginnt denn für Sie „gut“? In unserer Branche sind wir es gewohnt, mit knappen Margen zu leben. Die Marktwirtschaft funktioniert hier sehr gut. Es gibt kaum Produkte oder Marktsegmente, in denen „goldene Dukaten“ zu verdienen sind. In Bereichen mit geringeren Mengen, wie zum Beispiel bei den Projektoren, sind etwas höhere Margen möglich. Ebenso natürlich bei dem Geschäft mit IT-Zubehör, das von vielen Händlern leider sträflich vernachlässigt wird.

Innovationen sind ein gutes Gegenmittel in Krisen. Was erwarten Sie nach Netbooks und Green IT an technischen Trends von der bevorstehenden Messe Cebit?

ENGEL: Die Zeiten, in denen auf der Cebit neue Trends gezeigt wurden, sind längst vorbei. In der heutigen Zeit kann man den Launch eines fertigen Produkts nicht mehr bis zur Cebit hinauszögern. Wir haben in diesem Jahr bereits unsere 3D-Notebooks, -Projektoren und -LCDs erfolgreich auf den Markt gebracht. Zudem wird uns das Thema Energiesparen weiter begleiten. Die stetig kleiner werdenden Geräte verbrauchen immer weniger Energie. Wir sehen hier beispielsweise im Business-Bereich, dass unsere 1- und 3-Liter PCs aufgrund ihrer Energieeffizienz immer mehr nachgefragt werden. Auch im Consumer-Bereich steigen die Anforderungen an Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz der IT-Produkte. Acer bezieht diese Anforderungen stark in den Innovationsprozess mit ein. Das beste Beispiel ist unser neues, umweltverträgliches Notebook aus der Aspire Timeline-Serie: ein leichtes, leistungsstarkes Gerät, das bei gleicher Leistung bis zu 40 Prozent weniger Energie benötigt sowie ohne Flammschutzmittel und Phtalate hergestellt wurde. Darüber hinaus bleibt der Smartphonemarkt nach wie vor spannend. Unsere neuen Modelle mit verschiedenen Betriebssystemen verbinden Lifestyle mit leistungsstarker Mobiltechnologie.

Wachstum versprechen Sie sich auch vom B-to-B-Geschäft in Ihrer Sparte „Professional“. Investieren Firmen wegen Nachholbedarfs wieder in Ihre IT?

ENGEL: Ja, dies entspricht vollkommen meinen Erwartungen. PCs und Notebooks veralten recht schnell. Daher können Unternehmen die reguläre Erneuerung einmal um ein Jahr aufschieben, aber bei zwei Jahren wird es schon kritisch. Die Geräte besitzen dann nicht mehr ausreichend Leistung, um anfallende Aufgaben zu erfüllen, und der Produktivitätsverlust steigt beträchtlich. Wobei natürlich auch Arbeitsplätze existieren, für die ein alter Pentium MMX-Prozessor ausreicht. Aber der Anteil ist hier eher gering einzuschätzen. Zudem haben SMB-Kunden schon im Jahr 2009 überdurchschnittlich stark in unsere IT-Produkte investiert. Wir machen gerade die Erfahrung, dass Firmen im SMB-Bereich ihre Infrastruktur von Microsoft Windows XP auf Windows 7 umstellen und gleichzeitig in energiesparendere Hardwarelösungen investieren. In den mittleren und großen Unternehmen erwarten wir, dass die Einführung von Windows 7 Mitte dieses Jahres beginnen wird. Hier werden ebenfalls beträchtliche Investitionen in energieeffiziente Hardware getätigt werden. Weitere Impulse versprechen wir uns im Notebook-Bereich von dem anhaltenden Trend, das Einkaufsverhalten weniger am reinen Prozessortakt, sondern mehr an Gewicht und längerer Akkulaufzeit auszurichten. Insgesamt rechnen wir damit, dass sich der B-to-B-Markt im dritten Quartal wieder erholt haben wird.

Die Fragen stellte Thorsten Garber.

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www.acer.de