2008 – das Jahr der Suchmaschinen?

Auf dem Mobilfunksektor steht das Jahr 2008 ganz im Zeichen des mobilen Internet, äußern Experten gegenüber dem Verband der deutschen Internetwirtschaft eco. Speziell die dann jederzeit und an jedem Ort serienmäßig via Handy verfügbaren Suchmaschinen würden einen Boom erleben.

Der Verband befragte achtzig Fachleute, die die Entwicklung auf dem Markt schon seit Jahren beobachten: Bereits jeder Vierte von ihnen glaubt, dass die Suchmaschinenbetreiber 2008 nach den Mobilfunkbetreibern die größten Gewinne beim Mobile Internet einstreichen werden. Auf Rang drei verwiesen sind die Anbieter mobiler Anwendungen, die den Nutzer insbesondere unterhalten.

„Es wird spannend, wie die zukünftige Rollenverteilung der Mobilfunker und der Suchmaschinen sein wird. Die Suchmaschinen übertragen ihr werbebasiertes ISP-Geschäftsmodell auf das Handy, während die Betreiber nicht nur für die Infrastruktur sorgen, sondern auch die Endgeräte subventionieren. Da besteht schon ein großer Unterschied, denn die ISPs finanzieren keine PCs“, erklärt Dr. Bettina Horster, Vorstand der VIVAI AG und Leiterin des Arbeitskreises M-Commerce bei eco.

Sechzig Prozent der Experten sind davon überzeugt, dass sich Google im Vergleich zu allen wichtigen Internet-Anbietern und nicht nur zu anderen Suchmaschinenbetreibern den größten Teil des Kuchens „Mobile Internet“ einverleiben wird. Es bestehe eine überragende Einigkeit, dass die Kalifornier gemessen am Umsatz in der Bundesrepublik am stärksten wachsen werden, berichtet eco. Auf Platz zwei folgen mit sehr großem Abstand die Communities wie You Tube, flickr oder My Space (13 Prozent).

Neun Prozent entschieden sich für die Mobilfunkbetreiber, lediglich fünf Prozent der Stimmen entfielen auf so prominente Marktteilnehmer wie eBay oder Microsoft. Jeweils vier Prozent konnten Amazon und Yahoo! für sich verbuchen. Gerade die große Spanne zwischen Google und Yahoo! überrasche: „Google überträgt bisher nur das Konzept aus dem Internet 1:1 auf das Handy. Yahoo! dagegen bietet schon eine mobile Optimierung auf wenige, dafür aber relevante Treffer an“, weiss Horster.

Es sei aber nicht unwahrscheinlich, dass Google aufgrund seiner Marktstellung und dem hohen Nutzungsgrad im Internet auch auf dem mobilen Sektor eine sehr gewichtige Rolle spielen werde. Eines steht für die Expertin fest „Das Geschäftsmodell wird nur dann ein Erfolg, wenn die Suchmaschine bereits auf dem Handy vorkonfiguriert ist.“ Nach Einschätzung der Befragten haben dies die Anbieter schon begriffen: 53 Prozent glauben, dass die Mobilfunkbetreiber die Handys mit der entsprechenden Konfiguration
ausliefern, 19 Prozent denken, dass die Hersteller die Voreinstellung übernehmen.

Als bezeichnet der Verband 2008 das Kräftemessen zwischen den Mobilfunkbetreibern und Unternehmen wie Google und Yahoo!. Letztere würden auch in Zukunft ihre „Huckepack“-Taktik weiter verfolgen und das ISP-Modell aus dem Internet auch im mobilen Sektor verwenden. Ein weiterer Trend: Das Handy werde immer stärker personalisiert und auf die speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Inhabers zugeschnitten. „In der Gunst der Verbraucher wird neben dem „Mobile Web“ vor allem die Verwendung als persönliches mobiles Büro mit E-Mail-, Kalender- und Kontaktfunktionen sowie die Nutzung als moderne Musikbox steigen“, berichtet Horster.

Auch was die Inhalte betrifft, die eine Suchmaschine bieten muss, stehen nach Meinung der Experten ortsabhängige (32 Prozent) und personalisierte Daten (dreißig Prozent) ganz oben. 17 Prozent meinen, dass auch Bilder und Karten im Angebot sein sollten. Weniger erfolgreich werden die Aussichten für Veranstaltungshinweise, Werbung und Einkaufsvorschläge eingeschätzt. eco wollte außerdem wissen, inwiefern sich im Laufe des kommenden Jahres die verschiedenen Web 2.0-Funktionalitäten auf dem mobilen Endgerät durchsetzen werden.

Eine deutliche Mehrheit der befragten Branchenkenner ist diesbezüglich der Meinung, dass die Nutzung der Möglichkeiten von Web 2.0 vorerst noch einer kleinen Gruppe besonders fortschrittlicher Personen vorbehalten bleibt und sich erst ab 2010 zu einer Anwendung für die breite Masse entwickeln wird. Dr. Bettina Horster ist dennoch überzeugt: „Das Handy wird schrittweise den Wandel des Verbrauchers vom passiven Konsumenten zum aktiven Nutzer vollziehen – auch wenn die ein oder andere Anwendung mehr Zeit braucht, um die volle Akzeptanz der Menschen zu erreichen.“

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