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Es war die Multimilliarden-Dollar-Frage, die Aktionäre und Analysten seit dem ernüchternden Ausblick im Januar beschäftigte: Wie hart wird der Aufprall in Apples März-Quartal? Die Antwort nach Handelsschluss fiel aus wie von der Wall Street erwartet – Apple ist in seiner vierzigjährigen Unternehmenshistorie in eine neue Ära eingetreten. Der Techpionier wächst nicht mehr – er schrumpft erstmals seit 13 Jahren wieder.
Was Anleger jedoch verstörte, war das Ausmaß des Einbruchs, der tatsächlich einer regelrechten Implosion gleicht: Nach 58 Milliarden Dollar im zweiten Fiskalquartal 2015 erlöste Apple zwischen Anfang Januar und Ende März nun nur noch 50,5 Milliarden Dollar – ein sattes Minus von 13 Prozent. Damit unterbot das Dow Jones-Mitglied sogar noch die bereits erheblich reduzierten Analystenerwartungen deutlich, die bei 52 Milliarden gelegen hatten.
iPhone-Absatz bricht um 15 Prozent ein
Unterm Strich verdiente Apple weitaus weniger als noch im Vorjahr, als der iKonzern im zweiten Quartal noch 13,6 Milliarden Dollar eingefahren hatte – diesmal blieben nach einem Minus von 23 Prozent in den Geldspeichern Cupertinos „nur“ noch 10,5 Milliarden Dollar hängen. Das entsprach einem Gewinn je Aktie von 1,90 Dollar nach 2,33 Dollar im Vorjahr. Analysten hatten allerdings mit 2,02 Dollar je Anteilsschein gerechnet.
Verantwortlich für den zweistelligen Gewinneinbruch war erwartungsgemäß das iPhone. Apples langjähriger Kassenschlager musste 8,5 Jahre nach seinem Debüt erstmals rückläufige Verkäufe vermelden: Nach 61 Millionen Einheiten im vergangenen Jahr setzte Apple diesmal zwischen Januar und März nur noch 51 Millionen Einheiten ab. Analysten hatten mit einem Minus von 16 Prozent oder 10 Millionen weniger verkauften iPhones gerechnet.
Auch iPad und Mac-Sparte geben zweistellig nach
Damit nicht genug: Komplettiert wurde der Rückgang in Apples Kerngeschäft von den beiden bislang nächst größeren Konzernsparten. Die iPad-Unit hatte erwartungsgemäß erneut zweistellige Einbrüche zu beklagen: Nach 12,3 Millionen Apple-Tablets im Vorjahreszeitraum setzte der iKonzern nun nur noch 10,2 Millionen Stück ab – ein Minus von 19 Prozent. Es war bereits das neunte Quartal in Folge, in dem Apple nachlassende iPad-Absätze bekannt geben musste. Auch die älteste Konzernsparte befindet sich inzwischen deutlich unter Druck: Nach 4,6 Millionen Macs im Vorjahr setzte Apple nun zwischen Januar und März nur noch 4 Millionen Computer mit Apfel-Logo ab. Das Minus von 12 Prozent fiel weitaus größer aus als von Analysten erwartet.
iTunes-Sparte legt um 20 Prozent zu
Einziger Lichtblick in der enttäuschenden Quartalsbilanz blieb die Online Service-Sparte iTunes, die um 20 Prozent auf 6 Milliarden Dollar zulegte und damit nach Umsätzen zum zweitgrößten Konzernbereich avancierte.
Zur Entwicklung der Apple Watch machte Apple-Chef Tim Cook erneut keine konkreten Angaben und versteckt die Apple-Smartwatch weiter in der Sparte „Andere Produkte“, die 2,2 Milliarden Dollar erlöste. Ladekabel, Beats-Kopfhörer, Apple TV-Set-Boxen und iPods herausgerechnet, dürfte die Apple Watch kaum mehr als zwei bis maximal drei Millionen Einheiten verkauft haben und damit deutlich hinter vergangenen Quartalen zurückgeblieben sein.
Kapitalrückführungsprogramm um 50 Milliarden Dollar angehoben
Apple-CEO Tim Cook verlängerte erwartungsgemäß Apples Kapitalrückführungsprogramm um ein weiteres Jahr um 50 Milliarden Dollar. Die Dividende wurde um 10 Prozent auf nunmehr 0,57 Dollar je Anteilsschein pro Quartal angehoben, während weitere 35 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe zur Verfügung stehen sollen. Das liegt auf dem gegenwärtigen Niveau.
Anleger reagierten geschockt auf den unerwartet großen Einbruch der Geschäftsentwicklung, der sich auch im laufenden Quartal fortsetzt. Apples Ausblick legt einen Umsatzrückgang von bis zu 17 Prozent nahe, der in diesen Dimensionen nicht erwartet worden war.
Apple just destroyed more than $40 billion in stock market value in under an hour https://t.co/l4VGHBxufm pic.twitter.com/xZjkUixtjR
— Quartz (@qz) April 26, 2016
Apple befindet sich an der Wall Street seit Längerem in Turbulenzen: Seit Anfang des Jahres hat die Aktie 9 Prozent an Wert eingebüßt – binnen des vergangenen 52 Wochen ist das Minus bereits auf 29 Prozent angeschwollen.