Zuversichts-Studie erkennt Stimmungswandel

Das Vertrauen der Deutschen in die nationale Volkswirtschaft ist dramatisch gesunken. Dem Allzeitstimmungshoch zur wirtschaftlichen Lage im Juli dieses Jahres folgte im August ein jäher Stimmungsumschwung. Dies zeigen die Ergebnisse der monatlichen Befragungen zur Allianz Zuversichtsstudie, einem Gemeinschaftsprojekt der Allianz Deutschland AG und der Universität Hohenheim. Nicht dramatisch, aber doch spürbar stellt sich demgegenüber die Verunsicherung unter Marketing- und Vertriebsverantwortlichen in Unternehmen dar. Die Planungen für das kommende Jahr gestalten sich als „Drahtseilakt für Manager“, womit die Titelstory der Oktober-Ausgabe von absatzwirtschaft überschrieben ist.

„Die deutsche Wirtschaft ist kräftig gewachsen, doch der Gegenwind nimmt zu. Es verunsichern die Diskussionen um die Zukunft des Euro“, sagt Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt und Leiter der Unternehmensentwicklung der Allianz. Laut Studie sah im Juli 2011 mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands in den kommenden zwölf Monaten mit „Zuversicht“ oder sogar mit „großer Zuversicht“ entgegen. Damit waren in diesem Sommermonat so viele Menschen optimistisch für die allgemeine Wirtschaftslage wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2007. Im August teilten diese Einschätzung jedoch nur noch 38 Prozent und im September 35 Prozent der befragten Bundesbürger. Der Einbruch um insgesamt 21 Prozentpunkte binnen eines Quartals markiert den radikalsten Stimmungsumschwung innerhalb der letzten vier Jahre. Im Vergleich zum Tiefpunkt der Stimmung im März 2009, als die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands lediglich jeden zehnten Befragten zuversichtlich stimmte, liegt der Zuversichtswert für die Wirtschaft im dritten Quartal 2011 mit einem Mittelwert von 43 Prozent jedoch noch immer deutlich höher.

In Bezug auf die Sicherheit der Arbeitsplätze ist die Stimmungslage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch gestiegen: Jeder dritte Befragte zeigt sich mit Blick auf den Arbeitsmarkt im dritten Quartal 2011 optimistisch. Vor einem Jahr lag dieser Zuversichtswert bei 27 Prozent. Höher als im Vorjahr sind außerdem die Ergebnisse für den Umwelt- und Klimaschutz (plus acht Prozentpunkte) sowie für die Qualität der Schulen und Universitäten (plus sieben Prozentpunkte). Ebenfalls erkennbar, wenn auch deutlich geringer als in den übrigen Bereichen, fallen der Zuwachs bei der gesetzlichen Pflege- und Krankenversicherung (plus vier Prozentpunkte) und bei der gesetzlichen Rentenversicherung (plus drei Prozentpunkte) aus.

Für die eigene Zukunft sind die Menschen in Deutschland auf hohem Niveau optimistisch: Knapp zwei Drittel der Befragten sehen die Entwicklung ihrer persönlichen Situation in den kommenden zwölf Monaten mit „Zuversicht“ oder gar „großer Zuversicht“. Das entspricht einem Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Den größten Aufschwung bei den persönlichen Lebensbereichen zeigt derzeit die Stimmung, wenn es um die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes geht: Fast zwei Drittel (62 Prozent) gehen davon aus, dass ihr eigener Job sicher ist. Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim stellt fest: „Offensichtlich haben viele Menschen die Hoffnung, dass die weltweiten wirtschaftlichen Turbulenzen ihr persönliches Umfeld nicht erreichen.“ Diese Tendenz belegen auch die hohen Werte beim eigenen Zuhause (81 Prozent, plus zwei Prozentpunkte), bei Familie, Partnerschaft und Kindern (70 Prozent, plus vier Prozentpunkte) und bei der persönlichen finanziellen Lage (56 Prozent, plus drei Prozentpunkte).

Im dritten Quartal 2011 wurde erneut auch die Zuversicht der Menschen in den größten Städten Deutschlands mit mindestens 500 000 Einwohnern erhoben. Im Vergleich zu den Befragungen im Vorjahr, als die Zuversichtskurve bei allen 14 Großstädten nach oben wies, ist die Tendenz 2011 eher uneinheitlich. Das gilt vor allem für die Einschätzung der Zukunft Deutschlands: Die Stimmungsschwankungen reichen von plus zwölf Prozentpunkten (Berlin) bis minus zwölf Prozentpunkte (Düsseldorf und München) gegenüber dem Vorjahr. Am optimistischsten schätzen derzeit die Menschen in Köln Deutschlands Zukunft ein. 43 Prozent der Befragten sehen der Gesamtsituation in den kommenden zwölf Monaten mit Zuversicht entgegen. In Dresden hingegen sieht man die Zukunft der Nation am kritischsten: Lediglich 24 Prozent sind positiv gestimmt, wenn sie an Deutschlands weitere Entwicklung denken. In Stuttgart zeigen sich die Menschen zwar nicht für Deutschland, aber für das eigene Leben am optimistischsten: Schon im Vorjahr auf dem ersten Platz in dieser Kategorie, konnte die Schwabenmetropole mit 74 Prozent zuversichtlicher Stimmen und einem Plus von vier Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2010 die Spitzen-Position halten.

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