Zeitungsverlage wollen mit Apps neue Leserschichten erschließen

In den knapp zwei Jahren seit seiner Markteinführung hat das iPhone von Apple auch durch den Siegeszug der App Stores nicht nur die Mobilfunkbranche, sondern gleich die Medienlandschaft kräftig durchgeschüttelt. Neben mobilen Games und einer beinahe unüberschaubar gewordenen Fülle an Zusatzdiensten würden sich dabei vor allem Applikationen einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen, die Nutzern schnell die neuesten Nachrichtenmeldungen auf das Handy-Display liefern. Kommerzielle Medienorganisationen hätten diesen Trend bereits erkannt und würden mit speziell entwickelten Programmen auf Leserfang gehen.

„Spätestens seit Einführung benutzerfreundlicher Smartphones wie dem iPhone nimmt der Zugriff auf mobile Zeitungswebsites rasant zu. Das mobile Internet ist eine gute Chance zusätzliche Nutzergruppen zu erschließen, ohne das stationäre Webangebot zu kannibalisieren“, sagt Holger Kansky, Multimedia-Referent beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Dem Start von mobilen Zeitungsportalen würden jetzt auf breiter Front in vielen Verlagen Planungen für das Angebot von speziellen iPhone-Apps folgen. Ein Beispiel dafür sei der Axel Springer Verlag, der bereits einige Apps im Angebot habe. „Um von den Usern angenommen zu werden, müssen solche Apps ein bestimmes Problem lösen und ein Bedürfnis befriedigen, das nicht an anderer Stelle kostenlos angeboten wird. Exklusive Inhalte oder Service-Tools sind dafür besonders gut geeignet“, betont Kansky.

Der BDZV-Multimedia-Referent gehe davon aus, dass das Lesen von Nachrichten auf Smartphones in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. Denn durch günstige Tarife, schnelle Verbindungen und Flatrates mache es immer mehr Spaß, in bestimmten Situationen außerhalb der Wohnung oder des Arbeitsplatzes das Handy zum Abrufen von aktuellen Meldungen und Services zu nutzen. „Zeitungsverlage können so neue Zielgruppen in anderen Situationen als der klassischen Web- und Printnutzung erreichen“, erläutert Kansky. Ein Knackpunkt in diesem Zusammenhang bleibe allerdings wohl weiterhin die Frage, ob Nutzer auch bereit seien, für derartige Leistungen der Medienhäuser zu bezahlen.

Bei Medienunternehmen wie der New York Times, BBC, Financial Times oder Huffington Post werde bereits der Überzeugung vertraut, dass das Anbieten eigener Smartphone-Applikationen für Nachrichtenproduzenten zu einem sehr gewinnbringenden neuen Geschäftsfeld werden könnte. „Die iPhone-App der Financial Times ist im Prinzip kostenlos. Der Zugriff auf den vollständigen News-Content bleibt aber registrierten Abonnenten vorbehalten, Gelegenheitsleser können drei Artikel pro Monat gratis nutzen“, habe Rob Grimshaw, Managing Director der Wirtschaftszeitung gegenüber dem Guardian erklärt. Die hauseigene Applikation für das Apple-Smartphone sei mittlerweile bereits von mehr als 120 000 Nutzern heruntergeladen worden, was gut einem Viertel der globalen Leserschaft des Blattes entspreche. „Die App wird unter dem Strich zwar trotzdem keine allzu großen Auswirkungen auf unseren Nettogewinn haben, ich sehe in diesem Sektor heute aber danke des App Stores von Apple weitaus mehr Potenzial als noch vor zwei Jahren“, unterstreicht Grimshaw. pte

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