Zeitschriftenverleger sind über Pressepläne der Post erbost

Scharf kritiseirt hat der VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger die Pläne der Deutschen Post, eigene Zeitschriften auf den Markt zu bringen. Die FTD hatte gestern berichtet, dass die Post in den Markt für überregionale Anzeigenblätter einstiegen will. Ein Wochenblatt zu den Themen Computer, Internet und Telekommunikation sei in Planung. VDZ-Geschäftsführer Wolfgang Fürstner betonte daraufhin, man werde es nicht hinnehmen, dass ein staatlich mitbeherrschtes Logistikunternehmen mit einzigartigen Wettbewerbsvorteilen im Pressevertrieb die Bedingungen für eine vielfältige und wettbewerbsfähige Zeitschriftenpresse untergräbt.

Nach Ansicht des VDZ droht im Leser- wie im Anzeigenmarkt eine gefährliche Schieflage, sollte sich die Deutsche Post als Zeitschriftenverleger etablieren. Ein derartiges Vorhaben, das sich eine vertriebliche Quersubventionierung über die Briefzustellung zunutze machen kann, sei zudem nach Ansicht des VDZ kartellrechtlich bedenklich. Und allein schon wegen der staatlichen Mitbeherrschung sei darüber hinaus das verfassungsrechtliche Verbot der Staatsfreiheit der Presse verletzt.

„Die Folgen dieser Pläne wären weitreichend, da sie die Strukturen des Zeitschriftenmarktes erodieren und in der Folge den Bestand vielfältiger Qualitätszeitschriften sowie zahlreicher Arbeitsplätze gefährden“, so Fürstner. Der VDZ fordert daher die Deutsche Post mit allem Nachdruck auf, ihre Verlegerpläne nicht weiter zu verfolgen. Letztlich gefährde die Post mit solchen Überlegungen ihr eigenes Kerngeschäft, denn die Zeitschriftenverleger sind entschlossen, mit allen politischen, wirtschaftlichen und juristischen Mitteln gegen diese Pläne vorzugehen.

Die Post benötigt dringend ein weiteres Standbein, da der Konzern fest damit rechnet, dass im liberalisierten Briefmarkt Umsätze verloren gehen werden. „Die Eroberung von Werbegeldern steht für uns ganz weit oben“, sagte Post-Vorstand Jürgen Gerdes der „Financial Times Deutschland“. Die Deutsche Post will mit dem überregionalen Wochenblatt in Millionenauflage in die Vermarktung von Printwerbung einsteigen. Jährlich dreistellige Millionenumsätze wolle man mit dem neuen Wochenblatt erzielen. Schon heute setzt die Post jeden Samstag mit „Einkauf aktuell“, das an bundesweit etwa 17 Millionen Haushalte geht, etwa 100 Millionen Euro um. Die endgültige Entscheidung für ein eigenes Blatt stehe aber erst in den kommenden Wochen an. Zudem habe das Unternehmen auch auf den Automobilmarkt „intensiv ein Auge geworfen“, sagte Gerdes der „FTD“. Das neue Anzeigenblatt solle nun im Gegensatz zu „Einkauf aktuell“ aber auch redaktionelle Inhalt haben. Daher sei man auch mit Verlagen in Gesprächen, so ein Postsprecher.

Ob das Projekt von Erfolg gekrönt ist, bleibt abzuwarten. Einige Verlage, allen voran Axel Springer, hatten sich bereits verkalkuliert, als sie in die Domäne der Post eingebrochen waren und in den Markt für Briefzustellung eingestiegen waren. Aber auch der Markt für Printwerbung ist nicht einfach. Die Verlage selber suchen derzeit auch nach Lösungen, um das Printgeschäft zu stabilisierien, da Online-Werbung zumindest mengenmäßig dramatisch zunimmt und an den Printwerbe-Budgets knabbert.

www.deutsche-post.de, www.vdz.de