Wie BMW auf den Handelsstreit reagiert und neue Wege findet: „China ist mittlerweile der Nabel der Autowelt“

Kann Shenyang in China dem amerikanischen Spartanburg den Rang ablaufen? BMW investiert zumindest deutlich in chinesische Hersteller, wie in den Batteriezellen-Hersteller Contemporary Amperex Technology Ltd (CATL). Der öffnet sich nun für ausländische Investoren wie BMW. Auch mehr X-Modelle sollen im Reich der Mitte gebaut werden. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt, dass China der wichtigste Markt werden wird.

BMW und Daimler zählen mit ihren Fabriken in den Vereinigten Staaten zu den größten Exporteuren von Autos aus den USA nach China. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, werden von den 280.000 Automobilen, die jährlich aus den USA nach China importiert werden, rund zwei Drittel von den beiden deutschen Autobauern in den USA hergestellt. Der Münchner BMW-Konzern hat in Spartanburg in South Carolina seine größte Fertigungsstätte, dort bauen rund 8.000 Mitarbeiter die Sportgeländewagenmodelle X3 bis X7 zusammen. Es könnte in den nächsten Jahren dazu kommen, dass Spartanburg nicht mehr die größte Fertigungsstätte sein wird. Denn in China investiert BMW nun ordentlich.

Ausgleichwerke schaffen

Erst letzte Woche wurde bekannt, dass BMW mit einer neuen Batteriezellen-Fabrik namens CATL einen Vertrag unterzeichnet hat. Sie sollen BMW einen Teil der Akkus bereitstellen. Dazu wird die Produktion am Firmensitz in der Provinz Jiangsu im Osten Chinas hochgefahren. Ökonom und Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer, weiß, wie wichtig der chinesische Markt für BMW wird: „BMW geht nicht aus USA weg, sondern rüstet sich nur für andere ökonomische Realitäten. Spartanburg verliert seine Alleinstellung als wichtigstes SUV Werk. Es wird mehr – in der Sprache von BMW – in Richtung ‚Ausgleichwerk‘ gehen. Die Bedeutung der USA sinkt im Autogeschäft, weil der Rest der Welt wächst und USA ‚gesättigt‘ als Markt ist. Also kann man den Fokus stärker in Richtung Wachstum stellen.“

Wachstrum im Premiummarkt in China

So unterschrieb der bayrische Autobauer eine Vereinbarung mit dem chinesischen Autokonzern Great Wall. Gemeinsam wollen sie nun Elektroautos bauen. Die Vereinbarung zur Gründung eines 50:50-Joint-Ventures wurde bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin unterzeichnet. Gebaut werden soll ein neuer E-Mini. Nun ist der Ausbau in China also Realität: In München teilte BMW mit, ab nächstem Jahr seine Produktion in China von 400.000 auf 520.000 Autos jährlich hochzufahren. Zudem soll der ab 2020 in Shenyang gebaute vollelektrische SUV X3 als erster in China gebaute BMW auch in andere Länder exportiert werden. In München denkt man auch darüber nach, zusätzlich den X5 in China zu bauen. „China ist mittlerweile der Nabel der Autowelt. BMW konnte in den letzten Jahren mit dem Wachstrum im Premiummarkt in China nicht mithalten. Man hatte einfach zu ängstlich geplant, weil man nie zu stark von einem Markt abhängig werden wollte. Das war ein Fehler. Entweder man vermeidet die Abhänigkeit und verliert den wichtigsten Markt der Welt, oder man ist abhängig und schaut dafür das richtige Konzept zu “, so Ferdinand Dudenhöffer. „Wer im wichtigsten Markt der Welt – nach 2030 wird China ein Drittel des Weltmarkts sein – seine Marktführerschaft in seinem Segment nicht anstrebt verliert unausweichlich“, ist sich Dudenhöffer sicher.