Werbeverbot für Killerspiele

Es ist unfassbar. Wieder ist ein Jugendlicher Amok gelaufen und hat in einer Schule 37 Menschen zum Teil schwer verletzt – und viele darüber hinaus seelisch. Wieder stellt sich heraus, dass dieser Schüler möglicherweise geprägt oder sogar schon sozialisiert wurde durch gewaltverherrlichende Computer-Spiele. Dabei fehlt den meisten von uns die Phantasie, um sich auszumalen, was bei diesen Spielen passiert. Es wird gebombt, es spritzt Blut, es fliegen Körperteile über den Bildschirm. Und - es wird dafür geworben.

Mit Bannern und in Foren im Internet. Sogar im Fernsehprogramm taucht zuweilen ganz selbstverständlich Werbung für solche Art Spiele auf. Man wähnt sich als Zuschauer schon mitten in einem blutrünstigen Horror- oder Psychostreifen der übelsten Machart – und dann kommt die „Erleichterung“: Es war nur ein Spiel und es war nur eine kurze Werbeeinblendung.

Bei den mittlerweile nachweislich seelischen Schäden, die brutale Filme und Spiele hinterlassen – dazu gibt es Untersuchungen – , mutet das Werbeverbot für Tabak und demnächst vielleicht auch für Alkohol wie Peanuts an. Gesundheitliche Folgeschäden von übermäßigem Alkohol und Tabakgenuß gerade bei Jugendlichen sollen bei Leibe nicht klein geredet werden. Aber wir müssen in unserer Gesellschaft endlich über die seelischen Grausamkeiten sprechen, die Medien anrichten können.

Egal, ob Computerspiele oder Filme: Es sollte nicht sein, dass Jugendliche ungehindert Zugang zu Ego-Shootern und sonstige Killerspielen haben. Mindestens ein Werbeverbot für diese Art von Filmen und Spielen wäre wirklich wünschenswert. Besser noch ein generelles Verbot. Jägermeister muss im Internet fragen, ob der User 18 Jahre alt ist. Raucher werden auf jeder Zigarettenschachtel darauf hingewiesen, dass Rauchen tödlich ist. Bei Amazon hingegen kann jeder ganz bequem Battlefield 2142 bestellen, sogar derzeit preisreduziert, oder die Liste einsehen „Die besten Ego-Shooter für PC und Konsolen“.

Es wird immer soviel über den Schutz von Jugendlichen gesprochen. Hier ist wirklich mal ein Verbot angebracht und das Marketing sollte sich auf ethische Grundwerte besinnen mit dem Ziel, Blutrünstiges als Ausfallerscheinung von Menschen zu klassifizieren, jedenfalls nicht zum Objekt der Begierde zu machen. Verbote werden nicht dazu führen, dass es Gewaltverherrlichendes nicht mehr gibt, aber insbesondere wir Marketingleute haben eine Verantwortung und müssen nicht alles gleichgültig zulassen, geschweige denn sogar noch dafür Kommunikation machen. Wir sollten eine Werbeverbot für Killerspiele anstreben und auf jedem Spiel sollte ein Hinweis aufgebracht sein: Achtung dieses Spiel verändert Deine Persönlichkeit!

Über den Autor: Christian Thunig ist stellv. Chefredakteur der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing