Was die Autobauer pro Fahrzeug verdienen

Das Kerngeschäft der Autobauer wirft oft nicht die großen Gewinne ab. Vielmehr prägen Finanzdienstleitungen und andere Sparten die Gewinne. Aber wie profitabel ist das eigentliche Automobilgeschäft, sprich die Autosparten der großen Automobilkonzerne wirklich?

Das CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer hat jetzt im Rahmen einer Benchmark-Studie die Geschäftsergebnisse der wichtigen Autokonzerne für die ersten neun Monate des Jahres 2013 ausgewertet.

Für die Auswertung wurden jeweils die Gewinne vor Zinsen und Steuern (EBIT) in den einzelnen Automobilsparten berechnet. Zulieferaktivitäten, wie etwa im Fiat Konzern, blieben genauso unberücksichtigt wie etwa sonstige Geschäftsfelder, etwa der Motorradbau bei BMW und Honda oder das Immobilien-Geschäft von Toyota. Einmal-Effekte, außerordentliche Gewinne oder Verluste, wie Abwertung der Vermögensgegenstände sind hier ebenfalls ausgeschlossen. Damit werden die Gewinne beziehungsweise Verluste aus dem reinen Fahrzeuggeschäft vergleichbar.

Toyota mit Gewinn-Marge von 8,9 Prozent

Bei Toyota fällt der größte Gewinn pro Fahrzeug vor Zinsen und Steuern an. So hat der Autobauer in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 stolze 1.587 Euro EBIT-Gewinn pro Fahrzeug erwirtschaftet. Im Schnitt hat Toyota 17.887 Euro pro verkauftem Neuwagen an Umsatz erzielt und damit die EBIT-Marge (Gewinn-Marge) von 8,9 Prozent erreicht. Im Jahr zuvor hatte Toyota noch 707 Euro EBIT-Gewinn-Marge pro Neuwagen erzielt. Die großen Verbesserungen illustrieren, dass Toyota wieder zu alter Stärke nach den Rückruf-Debakeln und dem Einbruch des japanischen Markts nach dem Fukushima-Unglück zurückgekehrt ist. Geholfen hat Toyota aber auch die Yen-Abwertung, die bei gleichen Auslandspreisen die Gewinne hat sprudeln lassen.

Hyundai auf dem zweiten Platz

An zweiter Position der gewinnträchtigsten Autobauer steht die Marke Hyundai. Der Autobauer hat zwar seine Neuwagen „nur“ mit einem Durchschnittspreis von 13.049 Euro in den ersten drei Quartalen des Jahres verkauft – eben weil mehr Kleinwagen verkauft werden– aber pro Neuwagen einen EBIT-Gewinn von 1.255 Euro erzielt. Gegenüber dem Vorjahr ist der Gewinn pro Fahrzeug bei Hyundai leicht um 93 Euro gefallen. Dennoch hat Hyundai die beste Gewinn-Marge bei den betrachteten Massenherstellern von 9,6 Prozent, wenn diese auch leicht unter dem Wert des Vorjahres liegt. Hyundai spürt somit leicht die gestiegenen Kosten in Korea, die durch höhere Löhne als Folge von Streiks durchgesetzt wurden. Dennoch gibt es keinen Massenhersteller, der in Bezug auf Kosten Hyundai das Wasser reichen könnte.

Kia kämpft um die Weltmarktführerschaft

Ähnlich gut wie Hyundai ist auch das Ergebnis der Schwestermarke Kia mit 839 Euro EBIT-Gewinn pro verkauftem Fahrzeug oder einer EBIT-Marge von 7,1 Prozent. Der Konzern Hyundai-Kia muß aufgrund seiner Gewinnträchtigkeit äußerst ernst genommen werden. Hyundai-Kia ist klar ein Unternehmen, das um die Weltmarktführerschaft kämpft, auch wenn es bei den verkauften Fahrzeugen doch deutlich hinter
Toyota, GM und dem VW-Konzern liegt.

Chrysler, Ford, Nissan in oberem Drittel

Nach wie vor profitabel hat sich das Autogeschäft von Chrysler, Ford und Nissan in diesem Jahr entwickelt. Mit 972 Euro Gewinn pro Fahrzeug ist Chrysler unter den profitabelsten Massenherstellern der Branche, legt man den absoluten Gewinn pro Fahrzeug als Messlatte an. In den ersten drei Quartalen des Jahres hat Chrysler 975 Euro pro Fahrzeug Gewinn gemacht hat. Der Gewinn ist zwar deutlich gegenüber Vorjahr gefallen, aber absolut immer noch sehr hoch. Bei dem Autobauer spielt der gute US-Markt eine wichtige Rolle und die Tatsache, dass Chrysler mit seinen SUV und Pick-ups Fahrzeuge mit hohen Preisen absetzt. Die Gewinn- Marge bei Chrysler beträgt 4,6 Prozent, also deutlich weniger als bei Kai, Ford oder Nissan. Doch verkaufte Chrysler seine Fahrzeuge in diesem Jahr mit einem Preis von im Mittel knapp 21.000 Euro während Kia unter 12.000 Euro Umsatz pro Neuwagen erzielt hat.

Ford steigert Gewinn pro Fahrzeug

Sehr erfolgreich in diesem Jahr ist auch wieder Ford unterwegs. Als der heutige Ford-Chef Alan Mulally das Unternehmen übernahm war Ford hoch verschuldet, erwirtschaftete große Verluste und konnte nach systematischer Sanierung von Mulally in der Finanzkrise im Gegensatz zu GM und Chrysler der Insolvenz entgehen. In den ersten neun Monaten des Jahres hat Ford weltweit einen EBIT-Gewinn von 961 Euro pro Fahrzeug erwirtschaftet.

Nissan und Honda

Ähnliches gilt für Nissan. Der Autobauer ist mit 919 Euro Gewinn pro verkauftem Neuwagen und einer EBIT-Marge von 5,4% für einen Massenhersteller profitabel unterwegs. Eine große Gewinnsteigerung zeigt sich auch bei der Autosparte von Honda. Die wichtigen Japaner haben damit die Krise klar überwunden und sind deutlich in ihrer Ertragskraft gestärkt.

Unteres Drittel der Massenhersteller: Peugeot-Citroen, Renault und Fiat

Am unteren Ende der Massenhersteller bleiben klar Peugeot-Citroen, Renault und Fiat. Da Peugeot-Citroen und Renault lediglich eine Halbjahresberichterstattung vorlegen, sind in der vorliegenden Aufstellung die beiden Hersteller nicht berücksichtigt. Damit bleibt Fiat als der stark auf Europa fokussierte Autobauer in der vorliegenden Ausstellung. Das reine Massenautogeschäft von Fiat, also ohne die Zulieferaktiven und die Premiummarken Ferrari und Maserati bleibt in den roten Zahlen. Der Verlust pro Fahrzeug konnte allerdings trotz Rückgang der Verkäufe weiter reduziert werden. Fiat hat noch eine schwere Zeit vor sich, aber die Fiat-Gruppe wurde durch die Chrysler-Gewinne stabilisiert werden.

Premiumhersteller sind Gewinnbringer im Autogeschäft

Am meisten Freude machen den Aktionären immer noch die Premiumhersteller. Mit Ausnahme zu Porsche sind zwar bei allen anderen Premiumherstellern die EBIT-Margen leicht gesunken, aber 12,5 Prozent Gewinn pro Fahrzeug bei Ferrari-Maserati, 10,1 Prozent Gewinn pro Fahrzeug bei Audi und 9,5 Prozent bei BMW sind hervorragende Ergebnisse. Insgesamt den größten Gewinn pro Fahrzeug macht Ferrari-Maserati mit 24.352 Euro, aber der Preis zu dem diese Fahrzeuge im Durchschnitt verkauft wurden betrug eben auch 194.427 Euro.

Fazit: Autohersteller stabilisieren sich trotz Eurokrise

Die ersten drei Quartale sind für die Autobauer in der Summe im reinen Autogeschäft – also ohne andere Geschäftssparten wie Finanzierungen, Motorräder, Immobilien, Zulieferteile in der Summe besser gelaufen als das Vorjahr. Die Japaner haben einen Gewinnsprung nach oben gemacht. Die Premiumhersteller haben nur leicht an Profitabilität eingebüßt. Das erste Halbjahr 2013 ist im reinen Autogeschäft für die japanischen Autobauer und Porsche ertragreicher gelaufen als das Vorjahr. Gleichzeitig konnten nahezu alle Europa-abhängigen Autobauer beziehungsweise die europäischen Töchter der internationalen Autobauer mit weniger Verlusten abschneiden als im Vorjahr. (CAR-Center Automotive Research/de)