Von Wear-out-Effekten keine Spur

Mit wachsender Hinwendung nimmt das Interesse an Podcasts zu. Das Berliner Medienforschungsinstitut House of Research geht in einer weiteren Ausgabe ihrer Podcast-Studienreihe der Frage nach, wie sich Nutzer des Angebots im Zeitverlauf verhalten.

Wie die Berliner Medienforscher in der in Media Perspektiven veröffentlichten Podcast-Studie nachweisen, nimmt mit wachsender Hinwendung („involvement“) zum Medium Podcast das Interesse und die Nutzung über die Zeit noch weiter zu – einen anfangs vermuteten „Wear-out-Effekt“ können die Medienforscher in der Gruppe derjenigen, die mindestens mehrmals wöchentlich Podcasts nutzen, nicht nachweisen.

Diese „Heavy User“ machten zwar nach der jüngst veröffentlichten breit angelegten ARD/ZDF-Onlinestudie 2007 nur knapp zwei Prozent der inzwischen 40,8 Millionen „Onlinenutzer ab 14 Jahren in Deutschland“ aus, doch seien dies immerhin 0,75 Millionen Menschen, betonen die Forscher. Weil sie diese Personen innerhalb der Studienreihe nun ein zweites Mal befragten, gewinnen sie jetzt auch Aussagen, wie sich Podcast-Nutzer auf individueller Ebene verhalten.

Das Ergebnis: Besonders die jungen Zielgruppen lassen sich vermehrt durch Podcasts erreichen, also jene, die den klassischen Medien die größten prozentualen Reichweiteneinbußen bescheren. Radio und Fernsehen sind aber gleichzeitig für Podcast-Nutzer wichtig werdende Inhalte-Lieferanten. Das Radio besetzt dabei Kompetenzfelder zu Themen aus Wissenschaft und Kultur, dazu mit Comedies, Hörspielen und Nachrichten. Das Fernsehen hingegen vermittelt überragende Kompetenz vor allem über die Podcast-Ausgaben der Nachrichtensendungen.

Den Heavy-Usern gegenüber steht die größere Gruppe der Gelegenheitsnutzer, die höchstens einmal pro Woche Podcasts hören oder sehen, und die laut ARD-/ZDF-Onlinestudie mit knapp 6 Prozent der Onlinenutzer ab 14 Jahren ca. 2,3 Millionen Menschen ausmachen. Diese „Light User“ haben zwar in der Regel weiterhin Interesse an vielen Themen, nutzen Podcasts nach anfänglicher Neugier nun allerdings bedeutend seltener und selektiver. Sie empfinden Podcasts zunehmend als „Zeitfresser“ und bemängeln die Qualität vieler Angebote.

Die Forscher beobachten ein zunehmendes Angebot an professionellen Produktionen. Während im Jahr 2006 private Laien-Podcasts und „On-air-Abfallprodukte“ klassischer Primärmedien das Angebot geprägt hätten, sei inzwischen ein deutlicher Professionalisierungs- und Kommerzialisierungsprozess im Gang. Eigenständige Podcast-Produktionen kämen nicht nur vermehrt auf den Markt, sondern stießen auch auf Nachfrage: „Ein durchschnittlicher „Heavy User“ kommt auf 56 Minuten pro Tag, die er seinen Podcasts am PC zu Hause oder unterwegs per MP3-Spieler zuhört. Die „Light User“ kommen zwar auf nur durchschnittlich 10 Minuten pro Tag – diese Zeit hören sie dafür aber konzentriert zu“, differenzieren die Experten.

www.house-of-research.de