Von 360 Grad bis Influencer: Die jungen Wilden im Video-Content-Bereich

Bewegtbild ist die Zukunft. Um dieses Thema, aber auch um die neue TV-Landschaft, ging es beim NewTV Kongress in Hamburg. Und weil es ohne innovative Ideen nicht geht, stellen wir vier ausßergewöhnliche Start-ups vor, die sich auf Video-Content spezialisiert haben
Von Vizzr, SpiceVR, TargetVideo und Reachhero werden wir noch einiges hören

1: Target Video

TargetVideo ist einer der führenden Videopublisher in Deutschland, deren Videos zum Beispiel auf fem.com, sat1.de, bunte.de, web.de und focus.de eingesetzt oder auch direkt auf Facebook geteilt werden. Sie bereiten die unterschiedlichsten Themen redaktionell auf. „Wir produzieren am liebsten kurze, knackige Infotainment-Videos in Form von Listicals, decken aber eine große Bandbreite von Tutorials bis zu LifeHacks ab“, sagt Maximilian Gall, CEO von TargetVideo in absatzwirtschaft-Interview. Gründer des Unternehmens ist Maximilian Gall. Gall war vorher lange bei ProSiebenSat.1 Digital, Sixx und Burda.

Online-Videos sind ein effektives Konvertierungstool, die aber einer optimalen technischen Umsetzung und Erfolgskontrolle bedürfen. Was macht TargetVideo anders als andere Hersteller? „Wir verstehen uns nicht als ‚Hersteller‘ oder reiner Videoproduzent, sondern wir gehen unseren Content mit einem redaktionellen Blick an – überprüfen also genau, welche Themen besonders relevant sind und in welchem Format man jedes Thema am besten aufbereitet. Wir analysieren viel und können auch dank eigener Videokanäle das Nutzerfeedback auswerten.“ Ihre Videos seien immer so produziert, dass sie auf mobilen Geräten und in den sozialen Netzwerken wie Facebook sehr gut funktionieren. Dazu verfügt VideoTarget bereits über einen stetig wachsenden Videokatalog mit aktuell bereits über 500 Videos und vergeben Lizenzen für einzelne Clips. „Unsere Besonderheit ist das Zusammenspiel aus redaktionellem Knowhow, effizienter Produktion und Online-Marketing – wir wissen daher besser als andere, welche Themen die Nutzer suchen oder auf Facebook klicken und teilen.“

Und weil selbst Google mittlerweile erkannt hat, welchen inhaltlichen Mehrwert guter Videocontent den Websitebesuchern bietet, rankt die Suchmaschine diese Inhalte bis zu fünfmal höher. Doch was können Unternehmen in Sachen Bewegtbild noch besser machen? Gall hat drei Tipps:

1: Distribution. Videos im Web oder in sozialen Netzwerken werden üblicherweise nicht einfach ‚gesendet‘, sondern müssen ihr Publikum erst finden. Vergessen Sie also nicht, dass die Arbeit mit dem fertig produzierten Videos oft erst anfängt und eine durchdachte Online- bzw. Content-Marketing-Strategie von Beginn an dazugehören sollte.

2: Vom Nutzer aus denken. Stellen Sie bei der Themen- und Formatfindung nicht einfach das Produkt in den Mittelpunkt, sondern die Fragen und Probleme der Zielgruppe. Platte Werbung kommt meistens schlecht an, treten Sie z.B. besser als Experte und Ratgeber für Ihre potentiellen Kunden auf.

3. Mobil Denken. Die Zukunft der Internetnutzung ist mobil, das gilt auch ganz besonders für Videos. Produzieren Sie also von Beginn an Ihre Videos für Mobile Nutzer: Sie sollten möglichst kurz, unterhaltsam und notfalls auch ohne Ton verständlich sein. „Nur die wenigsten User möchten auf ihrem Smartphone ein 20-minütiges Experteninterview anschauen“, sagt Gall.

2: SpiceVR

SpiceVR ist Vorreiter in der 360 Grad-VR-Filmproduktion. Um bisher ungesehene VR-Erfahrungen zu produzieren, entwickelt SpiceVR eigene Filmtechniken- und Technologien. Was die Gründer jetzt schon auszeichnet: Das Startup wird Hamburg beim Pitch vor Investoren auf der internationalen Kreativmesse South by Southwest (SXSW) in Austin repräsentieren. Die Gründer stellen dort ihre Virtual Reality-Drohne “Spherie” vor. Schon allein die Möglichkeit, die eigene Geschäftsidee auf dem wichtigen Branchenevent vorstellen zu dürfen, gilt gewissermaßen als Ritterschag in der Gründer- und Startup-Szene.

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Die Drohne kombiniert moderne Vitual Reality- und Drohnen-Technologie, um täuschend echte Filmaufnahmen der Erdoberfläche zu erzeugen. Entwickelt wurde Spherie von dem VR-Experten und Gründer von SpiceVR Nicolas Chibac und dem Drohneningenieur Jonathan Hesselbarth. Chibac erklärt das 360 Grad-Konzept beim NewTV Kongress in Hamburg: „Wir produzieren VR-Film-Content, entwickeln auch die Technik dazu, weil wir so früh waren und beraten Kunden, warum sie auf 360 Grad und VR setzen sollten“. SpiceVR arbeitete bis jetzt schon mit Kunden wie MTV Mobile zusammen und gestaltete klassische Werbung und eine 360 Grad-Werbung. Auch Warner Music hat die weltweit erste 360 Grad-Produktion mit SpiceVR zusammen produziert. Wie profitiert die Werbebranche? „Letztendlich können wir im VR-Bereich, wenn es um Werbung geht, noch viel machen. In 360 Grad Videos lässt sich super Product Placement einsetzen. Denn die klassische Werbung hat ausgedient“, sagt Chibac.

3: Reachhero

ReachHero ist Deutschlands größter Online-Marktplatz für Influencer-Marketing. 2014 wurde die Plattform von Christian Chyzyk, Philipp John und Aaron Troschke in Berlin gegründet und verbindet Influencer wie Youtuber, Instagrammer und Twitter-Stars mit Unternehmen. Ziel sei es, beiden Seiten Kooperationen in Form von Produktplatzierungen sowie weiteren innovativen Werbeformaten so einfach wie möglich zu machen. Marktplätze seien das beste Medium, um Kontakte zu knüpfen. Auf Reachhero können sich Influencer mit mehr als 1000 Followern auf Youtube registrieren und mit Unternehmen in Verbindung treten. Bisher gibt es über 2800 Influencer, mit einer Reichweite von über 570 Millionen Views pro Monat auf Youtube. Dazu kommen Unternehmen, die über die Plattform Kampagnen ausschreiben können. Mit einem Analyse-Tools, die Reichweite, soziodemographische Merkmale der Zielgruppe und vieles mehr misst, werden die Influencer ausgestattet, um sich damit bei den Unternehmen zu bewerben. Werber kreieren zudem Kampagnen in einem Budgetrahmen, auf die sich Influencer bewerben können.

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Philipp John, Gründungsmitglied von Reachhero, erklärt auf dem NewTV Kongress: „Direkt auf der Plattform können Influencer und Unternehmen den Content erstellen, bis das Video fertig und abgenommen ist. Erst dann  geht die Zahlung an den Youtuber.“ Die Kennzeichnung von Product Placement ist natürlich schon Standard und bei allen Youtubern Pflichtprogramm. Die ersten Kunden: „Wir hatten schon Sony und Dildoking, aber auch Lidl“, erklärt Aaron Troschke, der selbst auf Youtube aktiv ist.

4: Vizzr

Vizzr ist ein Marktplatz für Webvideos und kümmert sich darum, relevante Stories aufzuspüren, diese auf den Marktplatz zu bekommen und dann weiter zu verkaufen. Konkret können also Videofilmer ihre Clips anbieten, fertig oder auch als Rohmaterial. Die Vizzr-Redaktion entscheidet dann, ob der Film Chancen hat, über sie einen Käufer zu finden, oder nicht. Ihr Ziel: Publisher und ihre Zielgruppen zusammenführen. „Wir decken 80 Prozent des deutschen Newsmarktes ab, dazu gehören stern.de, T-Online, Yahoo und Spiegel.de. Sie holen uns dazu, wenn sie wieder journalistisch relevante Inhalte statt werbliche haben wollen“, sagt Vizzr-Geschäftsführer Pino Almeidar. Auf Vizzr gibt es auch Katzen und Papagei-Videos, dazu Kooperationen mit der dpa bis hin zu Lifestylethemen.

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Für Vizzr ist der Marktplatz das Aushängeschild. Hier stellen sie stündlich in unterschiedliche Kategorien Clips rein, was dann sofort zum Verkauf zur Verfügung steht und vom Kunden bezogen werden kann. „Wir produzieren das ganze Jahr über täglich zwischen 20 bis 40 Clips.“ Viele Plattformen bewegten sich in einem Boom-Markt, der sich „Video-Content“ nennt. Und da wo sich die Kunden hinbewegen, bewegen sich auch die Werbetreibenden hin. Weil Video emotional ist und die Zuschauer heute am besten unterhält, setzen auch Werbetreibende auf dieses Medium.