Verschärfter Protektionismus stellt Risiko in der Krise dar

„Deglobalisierung“, also ein Zurückdrehen des Prozesses der Globalisierung, ist nach Informationen der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners vermutlich die größte Gefahr in der aktuellen Krise. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts sei der anschwellende Protektionismus, damals ausgelöst von den USA, die Hauptursache für die tiefe und lang anhaltende Depression gewesen. Der am 17. Juni 1930 verabschiedete amerikanische Smoot-Hawley Tariff habe mehr als 20 000 Produkte mit Zöllen von bis zu 60 Prozent belastet. Aufgebrachte Regierungen in aller Welt hätten mit ähnlich hohen Zollsätzen für amerikanische Waren geantwortet. Der Welthandel sei um mehr als die Hälfte eingebrochen. Die enormen Vorteile der internationalen Arbeitsteilung gingen den Bach hinunter.

„Die Gefahr des Protektionismus beruht vor allem auf dessen populistischem Potenzial“, erklärt Prof. Dr. Hermann Simon, Chairman bei Simon-Kucher & Partners. „Wenn Politiker derartige Maßnahmen propagieren, können sie sich der Zustimmung der Massen gewiss sein“. Das amerikanische Konjunkturpaket, in dem für Infrastrukturinvestitionen die Verwendung von Eisen oder Stahl ausschließlich aus dem Inland vorgeschrieben wird, illustriere diese Gefahr. Die EU bilde ein Bollwerk gegen solche nationale Egoismen. Und es gebe besonnene Stimmen. So sage Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir brauchen eine offene Weltwirtschaft. Protektionismus wäre der todsichere Weg von der Rezession in die Depression“.

Die meisten deutschen Unternehmen seien heute global hervorragend aufgestellt. Viele von ihnen hätten nicht nur Vertriebsstützpunkte, sondern auch Produktionsstätten in den Zielmarktländern. Diese seien stark in die internationale Arbeitsteilung eingebunden. „Falls sich die Barrieren im Zuge der Krise erhöhen, wird diese Arbeitsteilung massiv behindert. Andererseits ist man aber in den Ländern mit Produktions- und Vertriebsstandort bereits ‚Inländer’“, erklärt Simon. Ein verschärfter Protektionismus hätte zur Folge, dass man die Wertschöpfung in den jeweiligen Ländern vertiefen und Lieferungen zwischen Werken aus unterschiedlichen Ländern reduzieren müsste. Generell wäre auch die Standortpolitik zu überdenken. Man müsste also zumindest in den wichtigen Zielmärkten sogar verstärkt investieren. Die grundsätzliche Unternehmensstrategie der Globalisierung würde somit durch eine Deglobalisierung nicht in Frage gestellt, sondern in anderer Form umgesetzt. „Insgesamt aber wäre eine Deglobalisierung eine Katastrophe für die Weltwirtschaft im Allgemeinen und für den Exportweltmeister Deutschland im Besonderen“, so Simon.

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