Verlieren die Deutschen die Lust an neuen Autos?

Die Konjunktur ist gut und der Pkw-Bestand in Deutschland ist mit 8,8 Jahren vergleichsweise alt. Dennoch wird es hierzulande schwerer, Neuwagen zu verkaufen, stellt Professor Ferdinand Dudenhöffer fest. Der Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen hat mit seinem Team den CAR-Rabatt-Index des Monats Juni ermittelt. Die Rabatte steigen seit März wieder leicht an – trotz guter Verbraucherlaune.

Im Juni stieg der CAR-Rabatt-Index um einen Zähler auf 125 Punkte. Wie der gemessene Preisdruck im deutschen Automarkt signalisiert, scheint sich die Erholung im deutschen Automarkt abzuschwächen. Entsprechend waren im Juni erneut mehr Sonderaktionen mit erneut gestiegenen Kundenvorteilen im Markt. Im Schnitt werden die Sonderaktionen wie Leasingangebot, Sondermodelle oder Sonderfinanzierungen mit Rabatten von im Durchschnitt 12,5 Prozent von den Autobauern beworben. Bei diesen Sonderaktionen sind noch keine Händlerrabatte berücksichtigt, sondern es sind quasi Angebote aus der Werbung des Autobauers. Einzig die Eigenzulassungsquote ist leicht gesunken gegenüber dem Vormonat.

Leichte Erhöhung der Händlerrabatte

Die über Internet-Vermittler gemessenen Händler-Rabatte bei den 30 meistverkauften Autos im Privatkundengeschäft haben sich laut CAR-Analyse im Durchschnitt des Monats Juni bei 19,5 Prozent bewegt. Der Rückgang des erwarteten Preisdrucks hat sich demnach nicht eingestellt. Lagen in den Jahren 2010 und 2011 die durchschnittlichen Händler-Rabatte bei Internet-Vermittlern noch bei 15 Prozent, haben sie sich seit 2012 immer stärker der 20-Prozent-Marke genähert. Dies ist auch ein Zeichen, dass die Autobauer in den letzten zwei Jahren eben stärker zu Händler-Prämien-Programmen gegriffen haben. Dieses Verhalten zeigt Schwierigkeiten beim Neuwagenverkauf.

„Die Daten des CAR-Rabatt-Index zeigen, dass eine gute Verbraucherlaune, gute Wirtschaftsentwicklung, steigende Konsumausgaben und überalterter Fahrzeugbestand eben nicht Kaufimpulse auslösen“, betont Dudenhöffer. Seiner Einschätzung zufolge verlieren die Deutschen die Lust am Neuwagen. Das alte Prognosemodell, dass ein überalterter Kfz-Bestand zu höheren Neuwagenkäufen führt, scheine nicht mehr zu stimmen. Entsprechend bräuchten die deutschen Autobauer offensichtlich ein neues Geschäftsmodell.

Top 10 Rabatt-Aktionen im Juni

Die zehn Aktionen mit den höchsten Kundenvorteilen kommen im Juni von den Marken Fiat, Nissan, Ford, Mazda, Volvo und Opel. Die Mehrzahl der Aktionen bietet Finanzierungen in Verbindung mit Preisnachlässen. Aber auch Leasingangebote wie von Opel im Rahmen der „Umparkwochen“ beworben, sind unter den Angeboten. Die Opel Astra Limousine wird hierbei zu 174 Euro Monatsrate ohne Sonderzahlung angeboten. Damit wird nicht einmal der zu erwartende Wertverlust abdeckt. Ford stellt weiterhin Aktionspreise auf der Homepage ein. Der höchste Rabatt wird für das Modell Focus Turnier geboten, der Nachlass liegt teilweise bei 4.500,- Euro (26 Prozent).

Im Mai wurden deutlich weniger Neuwagen durch Händler und Hersteller zugelassen als noch im Vormonat. Die Zahl der Eigenzulassungen ging um circa 5.000 auf rund 72.000 zurück und hatte damit einen Anteil von 26,2 Prozent an den Gesamtzulassungen. Eigenzulassungen sind Dienstwagen, Vorführwagen, Tageszulassungen von Autobauern und Autohändlern, die nach kurzer Zeit mit Rabatten von deutlich mehr als 20 Prozent veräußert werden.

Unter den deutschen Herstellern ist insbesondere Ford mit einer Quote von 17,8 Prozent sehr weit unterhalb des Durchschnittswerts geblieben. Auch bei Audi ist im Vergleich zum Vormonat, in dem die Quote noch knapp 30 Prozent ausmachte, mit jetzt gut 21 Prozent ein deutlicher Rückgang festzustellen. Die Marken Dacia und Smart kamen im Mai mit jeweils 7,3 Prozent Eigenzulassungsanteil aus. Opel liegt mit über 35 Prozent Quote abermals deutlich über dem Durchschnitt. Fiat (42,2 Prozent) und Honda (43,4 Prozent) sind die Schlusslichter.

(CAR/asc)