Verbrauchervertrauen in Europa stagniert

Während der weltweite Vertrauensindex, der die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage aus Konsumentensicht misst, deutlich steigt, sind europäische Verbraucher weniger optimistisch. Erhebungen des Marktforschungsinstituts Nielsen zeigen, dass vor allem Länder wie Taiwan, Chile und die USA im ersten Quartal 2012 für steigendes Vertrauen weltweit sorgten. Der globale Index konnte um fünf Punkte auf 94 Punkte zulegen. Europa verzeichnet aufgrund einiger Länder mit einer deutlich negativen Entwicklung nur ein schwaches Plus. Für den deutschsprachigen Raum gilt, dass Deutschland nach wie vor eine positive Tendenz aufweist, ganz im Gegenteil zu Österreich und der Schweiz.

Für den aktuellen Nielsen Global Survey wurden mehr als 28 000 regelmäßige Internetnutzer aus mehr als 50 Ländern der Regionen Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, Mittlerer Osten, Afrika und Nordamerika befragt. In 68 Prozent der beobachteten Länder entwickelte sich das Vertrauen positiv. Im Unterschied dazu die Zahlen aus dem letzten Quartal 2011: Hier zeigten nur 21 Prozent der Länder eine positive Entwicklung. Somit schätzen Konsumenten rund um den Erdball ihre persönliche Lage im Job und ihre finanziellen Aussichten derzeit durchweg positiver ein als im letzten Quartal. Diese Entwicklung zeigt sich vor allem in den USA und in Asien. Bei diesem Bild handelt es sich nach Ansicht von Petra Kacnik, Director Consumer Research Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH), aber nur um eine temporäre Aufnahme: „Auch wenn die Wirtschaft stabiler ist als während der europäischen Schuldenkrise, zeigt sich, dass die wirtschaftlichen Bedingungen in vielen Regionen nach wie vor instabil und fragil sind. Die Einschätzungen der Konsumenten können sich im nächsten Quartal also wieder deutlich anders darstellen.“

Das Verbrauchervertrauen stieg in beinahe allen Regionen, wobei Nordamerika mit einem Plus von acht Punkten deutlich vorlegt (92) und nun das höchste Level seit der Rezession erreicht hat. „In Anbetracht der steigenden Jobaussichten im letzten Quartal ist das Vertrauensplus in den USA nicht überraschend“, erklärt Kacnik. Diese positive Entwicklung lasse sich aber nicht auf andere Länder übertragen. Die USA zeigten im letzten Jahr eine eher unterdurchschnittliche Entwicklung. Während Haushalte mit höheren Einkommen ihre Konsumausgaben und ihre Einkäufe steigerten, seien knapp 50 Prozent Haushalte mit geringeren Einkünften nach wie vor unsicher. Der kurzfristige Ausblick in den USA hänge stark von der Entwicklung des Arbeitsmarktes speziell für untere und mittlere Einkommensschichten ab.

Im Mittleren Osten und Afrika steigt der Index um zwei Punkte (97), in Lateinamerika bleibt er mit 98 Punkten stabil. Der Asien-Pazifik-Raum legt um vier Punkte auf 103 zu und bleibt damit deutlich vor den anderen Regionen. In China wiederum ist das Vertrauen um zwei auf 110 Punkte gestiegen. Während die wirtschaftliche Lage weltweit weiterhin kompliziert bleibt, zeigen sich die ökonomischen Faktoren in China auf einem vernünftigen Niveau. „Die finanzielle Unterstützung der Regierung durch Kredite für kleine und mittlere Unternehmen, die Förderung des privaten Konsums und die laufenden Bemühungen, eine Immobilienblase zu verhindern, tragen nachhaltig dazu bei, das Vertrauen der Konsumenten in China zu stabilisieren“, erläutert Kacnik.

Europa bleibt in der jüngsten Vertrauensmessung von Nielsen Schlusslicht, der Index weist gerade einmal 72 Punkte auf. Auf einem neuen Tiefststand befindet sich das Vertrauen der Konsumenten in Griechenland. Sie zweifeln daran, dass ihr Land der Rezession in absehbarer Zeit entkommen wird, die Hoffnung auf ein erneutes Wirtschaftswachstum schwindet. Weiter gestiegen ist dagegen das Vertrauen der Konsumenten in Deutschland, es liegt bei 90 Indexpunkten. Damit gehören die Deutschen derzeit zu den optimistischsten Verbrauchern Europas, lediglich in Norwegen und Dänemark liegt das Verbrauchervertrauen noch höher. Im Frühjahr 2012 stehen bei den Verbrauchern in Deutschland besonders der Kauf neuer Kleidung und Urlaub/Reisen vergleichsweise hoch im Kurs. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt haben weiterhin der Abbau von Schulden sowie die Altersvorsorge einen hohen Stellenwert. Sorgen machen sich deutsche Verbraucher um steigende Wohnnebenkosten, um die wirtschaftliche Lage insgesamt und um steigende Spritpreise.

Das Verbrauchervertrauen in Österreich ist erneut deutlich zurückgegangen. Während die Konsumenten ihre Berufsaussichten wieder etwas besser bewerten als im Vorquartal, ist besonders die Einschätzung der finanziellen Perspektiven rückläufig. Dazu Kacnik: „Nach wie vor unklar sind in Österreich die konkreten Auswirkungen des Sparpakets.“ Im Vergleich mit dem europäischen Durchschnitt haben dennoch die Ausgabenblöcke Urlaub/Reisen, das Abzahlen von Schulden sowie die Altersvorsorge bei den Verbrauchern in Österreich im Vergleich zu Europa einen relativ hohen Stellenwert. In der Schweiz ist das Vertrauen der Konsumenten zum dritten Mal in Folge deutlich gefallen. Der aktuelle Vertrauensverlust ist vor allem dadurch begründet, dass die Befragten besonders ihre beruflichen Aussichten sehr viel schlechter bewerten. Entsprechend sinken die Einschätzung der finanziellen Lage und die Anschaffungsneigung.

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