„Unternehmen müssen Versäumnisse im Mobile Commerce aufholen“

In diesem Jahr werden zahlreiche Kunden ihr mobiles Gerät für den Kauf von Weihnachtsgeschenken nutzen. Jedoch fehlt es für einen ausgiebigen Einkaufsbummel mit dem Smartphone oder mit dem Tablet an genügend guten mobilen Shops, meint Christoph Kipp, CEO von Valtech H2O, einem Dienstleister für digitales Marketing. Viele Unternehmen hätten sich dem Thema Mobile Commerce nur zögerlich genähert und den Markt beobachtet. Die meisten Onlinehändler hätten dadurch die Chance auf das mobile Weihnachtsgeschäft verpasst.

Der E-Shop-Experte erwartet, dass zahlreiche Marken im kommenden Jahr dieses Versäumnis nachholen und eine Multi-Channel-Strategie umsetzen. „Mobile Commerce wird 2013 sprunghaft ansteigen“, lautet seine Prognose. Für erfolgreichen Mobile Commerce gibt er die folgenden fünf Empfehlungen:

1. Der Mobile Shop als ein Sichtfenster im Multichannel-Vertrieb
Die Nutzung von internetfähigen mobilen Endgeräten nimmt rasant zu. Online, mobile und stationärer Handel sollten auf der Basis einer Multi-Channel-Strategie miteinander verknüpft werden, um den Kunden an jedem Punkt der Customer Journey zu erreichen. „Der mobilfähige Shop ist dabei nur ein weiteres Sichtfenster auf den Onlineshop“, erklärt Christoph Kipp. Der Knackpunkt sei die intelligente Verzahnung der Kanäle.

2. Verknüpfung von Online- und Offline-Welt
Ein mögliches Szenario für intelligentes Multi-Channeling: Der Kunde scannt in der U-Bahn einen QR-Code mit dem Smartphone, der ihn zu einem bestimmten Produkt auf der mobilen Website führt. Das Produkt legt er in seinen Warenkorb – er kann aber auch schauen, in welchem Geschäft in der Nähe es vielleicht in Kürze für ihn bereit liegen könnte. Vor Ort wartet die bestellt Ware, darüber hinaus empfiehlt die Verkäuferin noch ein passendes Accessoire. „Dieses Szenario erfordert jedoch die größte Leistungsfähigkeit aller Kanäle und die Verknüpfung von Onlineshop und Point of Sale mit dem Enterprise Resource Planning (ERP). Die Systeme müssen miteinander vernetzt werden, um in Echtzeit die gewünschten Informationen zu liefern und untereinander kommunizieren zu können“, so Christoph Kipp.

3. Wenn Relaunch, dann Responsive
Ob iOS oder Android, ob Smartphone oder Tablet: Ein Mobile Shop sollte mit allen Devices und über alle Betriebssysteme zugänglich, optisch ansprechend und funktional sein. „Dabei kommt die Tablet-Nutzung derzeit dem klassischen Desktop-Usecase am nächsten“, sagt Kipp. Kann oder soll ein bestehender Onlineshop nicht verändert werden, muss eine zusätzliche mobile Variante entwickelt werden. Hier lauern jedoch technische Probleme bei der Anpassung. Kipp empfiehlt einen kompletten Relaunch auf der Basis von Responsive Design, um alle Betriebssysteme und Geräte zukunftsfähig abzudecken.

4. Das Frontend für die mobile Nutzung optimieren
Bei der Konzeption des Frontends sollte immer vom mobilen Nutzungsverhalten ausgegangen werden. Kipp verweist darauf, dass zum Beispiel die Aufmerksamkeitsspanne am Smartphone kürzer ist, denn der Käufer möchte möglichst rasch das gewünschte Produkt finden und sich nicht in tiefen Katalogstrukturen verirren. Unnötige Elemente müssten raus, Bedienelemente wie Buttons benötigten eine Mindestgröße, bei einer Touch-Oberfläche erwarteten Kunden Slideshows statt einzeln anzuklickender Bilder.

5. Shopping-App für funktionalen Mehrwert
Zwingend ist eine App dem E-Commerce-Experten Kipp zufolge nicht. Sie sei aber zu empfehlen, wenn der Händler dem Kunden damit gegenüber einer mobilen Website einen funktionalen Mehrwert anbieten kann, etwa über Location Based Services oder Ergänzungen und Empfehlungen in Ergänzung zum realen Shop. Es mache aber keinen Sinn, den gleichen mobilen Shop noch einmal als App nachzubauen. Der Aufwand für die Entwicklung und Pflege einer App liegt im Vergleich zu einer mobilen Site deutlich höher. Beispielsweise muss eine App zwischen den verschiedenen Betriebssystemen portiert werden. Häufig ist eine Shopping-App jedoch auch offline verfügbar, braucht meist nur kürzere Ladezeit und bringt eine gute Usability mit.