Top-Studie: Mails und Newsletter – jedes fünfte Unternehmen riskiert Millionenstrafe

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.

Top 1: 95 Prozent nutzen E-Mail-Marketing, aber alle machen Fehler

95,4 Prozent der 5000 Top-Unternehmen im deutschsprachigen Raum betreiben E-Mail-Marketing. Grundlegende Aspekte der E-Mail-Kommunikation werden oft missachtet. 18,3 Prozent haben ein offenes Formular online, über das sich Abmahnanwälte ohne Double-Opt-in mühelos in den Verteiler „einschleichen“ können. Nach der neuen DSGVO kann das zu hohen Bußgeldern führen. Diese Zahlen ermittelte die bisher größte Benchmarkstudie der Unternehmensberatung absolit. Eine kostenlose Kurzversion gibt es unter emailbenchmarks.de.

Während sich Unternehmen aus den Bereichen Mode und Elektronik als Best Practices für kreatives E-Mail-Marketing herauskristallisieren, sieht der allgemeine Status quo ernüchternd aus. Obwohl sich der Newsletter in den letzten Jahren als kosteneffizientes und effektives Kundengewinnungs- und -bindungswerkzeug etabliert hat, bieten nur rund 60 Prozent die Möglichkeit an, sich als Nicht-Kunde zum firmeneigenen Newsletter anzumelden.

„Bevor wir über Trends wie Marketing-Automation und segmentierte Mails sprechen können, müssen viele Unternehmen überhaupt erst einmal die Grundlagen der E-Mail-Kommunikation verinnerlichen“, so Studienautor Torsten Schwarz.

Rechtssicherheit bleibt weiterhin Sorgenkind des deutschen E-Mail-Marketings: Auch wenn die Verabschiedung der Datenschutz-Grundverordnung Mitte letzten Jahres für viel Panik und Sorge im Bereich des E-Mail-Marketings sorgte, scheinen viele Unternehmen relativ unbekümmert zu sein, was das neue Strafmaß der Gesetzesänderung anbelangt.

So arbeiten noch immer 18,3 Prozent ohne das mittlerweile vorgeschriebene Double-Opt-in-Verfahren – in der Beratungs- und IT-Branche sind es sogar 30 Prozent. 38 Prozent fragen weiterhin zu viele Daten bei der Anmeldung ab. Wirklich transparent, was mit den gesammelten Daten passiert, ist sogar nur jeder Vierte. Das größte Problem liegt jedoch bei der Möglichkeit, dem Tracking des Leseverhaltens zu widersprechen – gerade einmal zwei Prozent erfüllen hier die Auflagen der Gesetzesänderung.

Top 2: Deutschland ist jetzt im Club der Fintech-Einhörner

Die Smartphone-Bank N26 ist das erste deutsche Finanztechnologie-Unternehmen, das am Markt mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet wird. Damit zählt die Bundesrepublik jetzt zum Kreis jener Länder, in denen mindestens ein Fintech-Einhorn seinen Sitz hat. N26 hat in einer Finanzierungsrunde kürzlich die riesige Summe von 260 Millionen Euro eingesammelt – das ist der größte Betrag, den jemals ein deutsches Finanz-Startup von Investoren erhalten hat. Die Bank will in den kommenden Monaten in die USA expandieren, das Finanzspritze kommt also im richtigen Moment. Insgesamt wird N26 am Markt derzeit mit insgesamt 2,3 Milliarden Euro bewertet.

Top 3: Human Resources 4.0 – der unterschätzte Effizienzturbo

Vertrieb, Produktion, IT: Die Digitalisierung der Unternehmen in Deutschland läuft in allen Branchen auf Hochtouren. Doch wichtige Bereiche wie Human Resources (HR) hinken oft noch hinterher. Das ist ein Fehler, wie die Studie „Personal 4.0: Digital gestalten statt analog verwalten“ der internationalen Managementberatung Bain & Company zeigt. Demnach kann der gezielte Einsatz von künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Advanced Analytics die Effizienz im Personalwesen um 20 bis 30 Prozent erhöhen, je nach Ausgangslage und Unternehmen. Erfahrungen aus der Praxis zeigen zudem, dass eine digitalisierte Personalabteilung die Zufriedenheit der Mitarbeiter und die Attraktivität als Arbeitgeber steigern.

Tatsächlich kommt HR eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung von Unternehmen zu. „Die heftig umworbenen Digital Natives achten sehr genau darauf, wie sich ein Unternehmen im Bewerbungsprozess präsentiert“, erklärt Bain-Partner und Co-Autor der Studie Dr. Jörg Gnamm. „Digitale Personalprozesse sind deshalb die beste Visitenkarte.“ Auch gegenüber der eigenen Belegschaft: „Ein digitales Personalwesen erhöht die Akzeptanz für neue Technologien im Unternehmen und damit die Veränderungsbereitschaft“, so Gnamm. „Und die braucht es derzeit mehr als alles andere.“

Vorreiter nutzen zahlreiche digitaler Tools: In einer internationalen Studie, für die Bain 500 HR-Manager in Deutschland, Großbritannien und den USA befragt hat, gaben drei Viertel an, dass ihre IT-Systeme bisher nicht optimal sind. Die Digitalisierung des Personalwesens steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen. So werden in bis zu einem Drittel der Personalabteilungen nach wie vor Services überwiegend manuell, Excel- oder papierbasiert erbracht.

Dabei ist heute schon sehr viel möglich. Moderne Softwarelösungen helfen, Bewerberinterviews effizienter zu gestalten. Schichtpläne können binnen Sekunden aktualisiert, Trainingsmodule an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Unternehmen sammeln erste Erfahrungen in Pilotprojekten. So erprobte ein Industriekonzern beispielsweise neue Methoden beim Aufbau seiner digitalen Fabrik und der Besetzung von mehr als 1.000 offenen Stellen dort.