Top-Studie: Deutschland hat die aktivsten App-Nutzer Europas

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.

Top 1: Weltweite Untersuchung zur App-Nutzung

Das Berliner App-Analyse-Unternehmen Adjust hat die Ergebnisse seines jährlichen Benchmark-Reports für 2017 veröffentlicht. Im Zentrum der Analyse steht das Nutzungsverhalten von Mobile-App-Nutzern weltweit auf iOS und Android Endgeräten für den Zeitraum zwischen dem 1. Januar und 31. Dezember 2017.

Insgesamt wurden mehr als 11.000 Apps untersucht und etwa 10,7 Milliarden Installationen gemessen. Darüber hinaus wurden 1,29 Billionen unterschiedliche Aktivitäten innerhalb von Apps analysiert, wie zum Beispiel Einkäufe oder Klicks in Spiele-Apps. Die Daten wurden in zentralen Mobile-Märkten weltweit erhoben – USA, China, Japan, Russland, Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und der Türkei.

App-Nutzung weltweit – Deutschland hat aktivste Nutzer in Europa, in China dominiert WeChat: App-Entwickler stehen vor der Herausforderung, Nutzer langfristig zu binden. Die Daten von Adjust zeigen, dass in etwa drei Viertel der Nutzer eine App nach Tag Eins nicht wieder öffnen. Nach sieben Tagen sind es sogar bereits 75-80 Prozent der ursprünglichen Nutzer, die einer App den Rücken kehren. Im Schnitt schaffen es Apps weltweit, nach 14 Tagen lediglich 13 Prozent der ersten Nutzer weiterhin zu binden – dieser Wert ist die sogenannte Retention Rate.

Nutzerinnen und Nutzer in Japan haben im Durchschnitt die höchsten Retention Rates und befassen sich überdurchschnittlich lange mit einer App. Chinesische Nutzerinnen und Nutzer tun sich hingegen schwerer, sich auf neue Apps einzulassen. Die Daten von Adjust zeigen, dass bereits nach Tag Eins etwa 80 Prozent der chinesischen Nutzer einer App nicht mehr aktiv sind und nach 7 Tagen lediglich 7 Prozent der Nutzer in der App verbleiben. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Dominanz von WeChat im chinesischen Markt, die es für Nutzer weniger attraktiv macht, die Plattform für andere Apps dauerhaft zu verlassen.

In Deutschland liegt die Retention Rate nach 14 Tagen bei 13 Prozent, nach 30 Tagen sind nur noch 10 Prozent der Nutzer aktiv. Betrachtet man hingegen die Aktivität innerhalb der Apps, so verfügt Deutschland in Europa in den ersten sieben Tagen über die aktivsten Nutzer in Europa – noch vor Frankreich, der Türkei oder dem Vereinigte Königreich. Im Durchschnitt wird eine App weltweit 2,5 Mal pro Tag genutzt, wobei Entertainment-, Business- und Spiele-Apps am häufigsten verwendet werden.

Der Kampf der Plattform-Giganten: Google ist weltweit wichtigster Zugang zum App-Markt: Im Jahr 2017 wurden über 2 Millionen Apps veröffentlicht, und die weltweiten Ausgaben für mobile Anzeigen stiegen um 33,6 Prozent auf 142 Milliarden USD. 7 Milliarden USD wurden dabei für Performance-Anzeigen ausgegeben. Über Anzeigen von Google und Facebook kommen die Hälfte aller Nutzer, wobei das umfangreiche Google-Netzwerk die bessere Option zu sein scheint, um neue Nutzer zu erreichen. Adjusts Daten zeigen: Nutzer, die über Google zu einer speziellen App finden, verhalten sich aktiver innerhalb einer App als die Nutzer anderer Plattformen.

Auch ein Blick auf die Betriebssysteme zeigt Unterschiede in der Nutzerschaft. In der ersten Woche nach dem Install findet auf Android-Geräten eine höhere Aktivität statt, als auf iOS-Geräten. Nach einem Monat überholt iOS jedoch wieder. Das zeigt auch ein Blick auf die Retention Rates. Ein Tag nach dem Install schaffen es beide Systeme, rund 30 Prozent ihrer Nutzer zu binden. Nach 7 Tagen liegt die Retention Rate bei Android bei 16 Prozent, während iOS 18 Prozent seiner Nutzer binden kann.

Fraud bleibt zentrales Problem für App-Entwickler: Über Kategorien, Ländergrenzen und Plattformen hinweg war Fraud ein zentrales Problem auf dem globalen App-Markt in 2017. Spiele-Apps waren hier am meisten betroffen: Mehr als ein Drittel aller Installs wurden von Adjust zurückgewiesen. Die Gaming-Branche investiert dabei mehr in Mobile-Marketing, als jede andere Branche. Auch im Bereich E-Commerce ist der Anteil an Fraud besonders hoch: Mehr als 20 Prozent der Installs waren im Jahr 2017 betrügerisch.

Obwohl keine App wirklich sicher ist, zeigen die Ergebnisse von Adjust, dass Android-Apps doppelt so häufig Fraud aufweisen, wie iOS-Apps. Mögliche Gründe dafür sind zum Einen die hohe Anzahl an Android-Geräten auf dem weltweiten Markt, aber auch die höhere Anfälligkeit bei Android-Geräten für Jailbrakes. Eine weitere Erklärung ist das Phänomen der “click injection”. Diese neueste Fraud-Variante ist eine Weiterentwicklung des click-spammings und betrifft nur Android-Geräte.

Top 2: Der lange Weg zum vernetzten Store

Die Möglichkeiten des Internet of Things (IoT) oder der Künstlichen Intelligenz eröffnen Händlern neue Perspektiven für ihre Digitalisierungsstrategien. Der Weg zum vernetzten Store, in dem Kunden personalisiert über intelligente digitale Services angesprochen und operative Prozesse optimal digitalisiert und automatisiert werden, gestaltet sich dennoch oftmals beschwerlich und äußerst komplex. Der Handel befindet sich, zumindest was die Umsetzung von Smart Store Konzepten angeht, inmitten einer Konzeptions- und Ausbauphase, so ein Fazit der Analyse, die EHI und Microsoft in dem Whitepaper „Smart Store“ veröffentlichen.

Bestandsmanagement: 
Bestandstransparenz ist eine wichtige Voraussetzung für vernetzte Stores, die ein Großteil der Händler bereits erfüllt. So nutzen bereits 59 Prozent automatisierte Informationen aus dem E-Commerce-Kanal für das Bestandsmanagement ihrer Filialen, weitere 23 Prozent planen dies für die kommenden beiden Jahre. Von diesen insgesamt 82 Prozent nutzen zwei Drittel die Daten für Click and Collect-Services, die Hälfte für die Online-Vorreservierung von Produkten in den Filialen und 39 Prozent für die Anzeige von Filialbeständen auf Online-Wunschlisten.

„Der Handel ist derzeit mit modernen Cloud-Technologien auf dem Weg in die digitale Transformation und wir unterstützen gerne über unser breites Partner-Netzwerk“, sagt Xenia Giese, Industry Solution Executive Retail & Consumer Goods, Microsoft Deutschland.

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Individualisierte Kunden-Kommunikation: 
Ein weiterer essentieller Bestandteil jeder Smart-Store-Strategie ist die personalisierte und individualisierte Kommunikation mit den Kunden. Dies setzt voraus, dass Kundenprofile aus dem E-Commerce Kanal auch instore verfügbar sind, idealerweise kombiniert mit einer Identifikation einzelner Kunden, wenn diese sich in der Filiale aufhalten. 18 Prozent der Teilnehmer nutzen personalisierte Kundendaten im Store, z.B. an der Kasse, weitere 43 Prozent planen dies in der nahen Zukunft umzusetzen. Damit werden in absehbarer Zeit die meisten Unternehmen zumindest theoretisch in der Lage sein, mit ihren Kunden basierend auf deren kanalübergreifendem Kaufverhalten zu kommunizieren. Allerdings – nur in 5 Prozent der Unternehmen verfügen Mitarbeiter bereits heute auf ihrem Mobile Device über personalisierte Kundendaten, auch hier planen weitere 36 Prozent der Firmen dies für die Zukunft.

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Besonders im Fokus sind dabei Services wie Instore Navigation oder der Zugriff auf Produktinformationen unter Verwendung von beispielsweise QR-Codes oder Bilderkennung. Bei den Händlern, bei denen eine Interaktion mit dem Smartphone der Kunden möglich ist (27 Handelsunternehmen), geschieht dies bei 26 Prozent über Beacons und bei 52 Prozent über eine Unternehmens-App. Whatsapp (7 Prozent) oder Chatbots (4 Prozent) spielen noch eine untergeordnete Rolle.

Smart Shelves, Roboter und Co.: 
Vollautomatisierte Store Konzepte wie AmazonGo werden als durchaus ernstzunehmende Ansätze für die Zukunft gesehen. 66 Prozent glauben, dass entsprechende Szenarien kurz- bis mittelfristig realistisch sind. Nur 30 Prozent glauben nicht an eine Etablierung solcher voll automatisierter Lösungen. Typische IoT Anwendungen wie Smart Shelves sind bisher kaum im Einsatz, das Interesse seitens des Handels ist jedoch groß. Der Einsatz von Robotern auf der Fläche, zum Beispiel im Bereich Inventuraufnahme oder Reinigung wird als hochspannend betrachtet, bisher aber kaum umgesetzt. Die unzureichende flächendeckende Abdeckung leistungsfähiger Breitbandnetze bleibt ein Problem. Der Handel feilt weiter am Ausbau freier Kunden-Wifi Verbindungen. Hier sehen 61 Prozent der Befragten Handlungsbedarf. 57 Prozent möchten die Ausstattung des Filialpersonals mit Mobile Devices optimieren.

Datenbasis
: Dem Whitepaper liegt eine schriftliche Befragung von 44 IT-Entscheidern der bedeutendsten Filialisten im deutschsprachigen Raum zugrunde. Die Studie „Smart Store“ steht im EHI-Shop kostenlos zur Verfügung.

Top 3: Deutsche Unternehmen planen 2018 Investitionen in digitale Daten

Deutsche Unternehmen sind überzeugt vom wirtschaftlichen Potential der Auswertung eigener digitaler Medien, wie App und Webseite, und planen zukünftig stärker in die eigene Datenhaltung- und analyse zu investieren. Das zeigt eine heute veröffentlichte Studie der Hochschule für Medien (HDM) Stuttgart, die in Kooperation mit dem Berliner Data Analytics Anbieter Webtrekk 300 Unternehmensentscheider u. a. aus der Automotive-, IT-, Food- und Verlagsbranche befragte.

Nach den Ergebnissen der Webtrekk-Studie sehen 84 Prozent in der Nutzung von Customer Intelligence und Analytics ein geeignetes Mittel, das kundenorientierte Handeln ihrer Firmen zu optimieren. Die Befragten versprechen sich von ihren Daten- und Analytics-Initiativen mehr Absatz und eine Stärkung der Kundenbindung. Der Grund ist naheliegend – die Nutzungsdaten bilden für die meisten die Basis dafür, die User Experience zu personalisieren, um so kundennah und wirtschaftlich erfolgreich zu agieren.

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Die Unternehmen setzen auf die Nutzung und Erhebung eigener Daten (First Party-Daten). Ein logischer Schritt, zeigen sich doch 68% der Befragten besorgt über die Datenmacht der großen Plattformen. Der Willen zur Souveränität über die eigenen Daten (Data Ownership) spiegelt sich auch an anderer Stelle wider. So bleibt die Investitionsbereitschaft im Bereich Customer Intelligence und Analytics, laut Experten, auch in Zukunft hoch. Wobei insbesondere Geld für Inhousing von Analytics- Fähigkeiten und die dazugehörige Optimierung aufgewendet wird. Diese Investments haben einen nachvollziehbaren Grund – das Thema Data Ownership ist essentiell für Unternehmen zur Absicherung der eigenen Marktposition. HDM Professor Jürgen Seitz: „Ein wesentliches Ergebnis ist, dass die Kontrolle über diese eigenen Daten (Data Ownership) und der sorgsame Umgang mit diesen Daten als Mittel zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen gesehen wird.“

Auffällig ist, dass die anstehenden Datenschutzänderungen von großen Teilen der Experten als Herausforderungen für ihre eigenen Branchen wahrgenommen werden. Schließlich ist man im starken Maße von Kundendaten abhängig. Zugleich wird aber auch Data Leakage, also ungewollter Datenabfluss, als ein großes, zeitnah zu lösendes Problem verstanden. Ein Problem, das gerade die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) beheben möchte. Hierzu Webtrekk-Gründer Christian Sauer: „Wir müssen den hohen europäischen Anspruch, was Datenschutz betrifft, als Vorsprung begreifen. Nur wenn alle Unternehmen nach denselben Regeln spielen, entsteht ein echter Wettbewerb. Transparenz ist ein Gebot der neuen Datenschutzgrundverordnung, diese sollte nun von allen Anbietern gleichermaßen eingefordert werden. Wenn Unternehmen in eigene Daten investieren, dann ist das aus Datenschutzsicht zu begrüßen, schließlich entstehen erst durch geteilte Third Party- Datenpools über verschiedene Unternehmen hinweg Gefahren für den Datenschutz.“

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