Deutsche sind ihrer Lieblingsmarke treu – trotz aller Skandale

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.
Die Deutschen schenken vor allem bewährten Marken ihr Vertrauen

Top 1: Verbraucher vertrauen bewährten Marken

Die Deutschen sind beim Vertrauen in Marken alles andere als wankelmütig. Diesen Schluss legen die Ergebnisse der diesjährigen Reader’s Digest Trusted Brands Studie nahe. Demnach gab es nur in zwei von insgesamt 27 Kategorien einen Wechsel auf der Spitzenposition der Marken, denen die Verbraucher am meisten vertrauen. So eroberte Bosch die Top-Position bei Haushalts- und Küchengeräten von Miele zurück. Bei Lebensmitteln übernahm Nestlé die Spitze von Dr. Oetker. In der Mehrheit der Kategorien behaupteten sich hingegen die Vorjahressieger, darunter etwa Edeka (Handelsunternehmen), Samsung (Mobiltelefone), Haribo (Süßwaren), die Sparkasse (Banken), Milka (Schokolade) und Persil (Waschmittel).

Dass nicht einmal große Wirtschaftsskandale eine Marke vom Thron stoßen können, zeigt VW. Der Wolfsburger Autokonzern landete erneut mit deutlichem Abstand auf Konkurrenten wie BMW oder Daimler auf Platz eins. VW wird in der Studie seit 2004 ununterbrochen als vertrauenswürdigste Automobilmarke genannt.

„Für Verbraucher ist die unmittelbare Erfahrung mit einer Marke, also das Markenerlebnis, entscheidend für die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit. Spitzen-Positionen ändern sich daher eher langfristig. Die Bewertung, ob Produkte und Services den Ansprüchen der Verbraucher entsprechen und das Preis-Leistungsverhältnis als angebracht beurteilt wird, können so über Jahre hinweg die Studienergebnisse prägen“, sagt Eckhard Philippi, Geschäftsführer von Reader’s Digest.

Methodik: Der jährlichen Reader’s Digest Trusted Brands Studie liegt die repräsentative offene Befragung von mehr als 4.000 Konsumenten ab 18 Jahren in Deutschland zugrunde. Die Befragten sollten spontan die Marke nennen, der sie in der jeweiligen Branche persönlich am meisten vertrauen und die sie Freunden oder Familie weiterempfehlen würden. Insgesamt nannten die Befragten 3425 Marken, denen sie Vertrauen schenken.

Top 2: Streaming hat der CD den Rang abgelaufen

Das Digitalgeschäft trägt dazu bei, dass die internationale Musikbranche wieder wächst.  Im vergangenen Jahr ist der Gesamtumsatz mit Musik um zehn Prozent auf 19,1 Milliarden Dollar gestiegen. „Die Branche spürt weltweit Wind in den Segeln, das ist eine sehr gute Nachricht“, sagte Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Musikindustrie. Unter den Verbreitungswegen hat das Streaming der CD mittlerweile den Rang abgelaufen. Während die Musikindustrie 2008 laut International Federation of the Phonographic Industry noch zwölf Milliarden Dollar mit physischen Tonträgern, vornehmlich CDs, umgesetzt hat, waren es zehn Jahre später nur noch 4,7 Milliarden Euro. 2018 ist Streaming (Spotify, Apple Music) mit rund neun Milliarden Dollar das neue Zugpferd der Branche, wie die Grafik von Statista zeigt.

Top 3: Preise für Fahrräder deutlich gestiegen

Die Preise für konventionelle Fahrräder sind zuletzt stärker gestiegen als die von Elektrorädern: So gingen die Kosten im Marktsegment Pedelecs und E-Bikes zwischen 2015 und 2018 um 1,8 Prozent nach oben. Im Vergleich dazu legten die Preise für Fahrräder ohne Elektromotor im selben Zeitraum um 4,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in dieser Woche mitgeteilt hat. Die Verbraucherpreise für Fahrräder schwanken laut der Wiesbadener Behörde leicht in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Die Zweiräder sind rund um den Jahreswechsel günstiger als im Sommer.

Fahrradfahren liegt weiterhin im Trend. Der deutsche Einzelhandel verzeichnete mit Fahrrädern und Zubehör im vergangenen Jahr einen Umsatzzuwachs von knapp zwölf Prozent. Damit hält der jahrelange Boom im Fahrradgeschäft weiter an. Einen satten Sprung verzeichneten motorisierte Räder: So wurden im vergangenen Jahr 880.000 Elektrofahrrädern im Wert von knapp 790 Millionen Euro nach Deutschland importiert, das entspricht einem mengenmäßigen Plus von 32 Prozent gegenüber 2017. Die wichtigsten Importländer waren Ungarn (23 Prozent), Vietnam (17 Prozent) und die Niederlande (zehn Prozent). Laut IfD Allensbach besaßen 2018 knapp 4,8 Millionen Personen in Deutschland ein E-Bike oder Pedelec.

Top 4: Mittelstand investiert mehr in Digitalisierung

Die Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen kommt in Deutschland laut einer Studie allmählich voran. Demnach haben 30 Prozent der 3,76 Millionen Mittelständler zwischen 2015 und 2017 Geld in den Einsatz neuer oder verbesserter digitaler Technologien gesteckt. Das geht aus einer Untersuchung der staatlichen Förderbank KfW hervor. Im Vergleich zur vorangegangenen Befragung (2014-2016) stieg der Anteil der „Digitalisierer“ den Angaben zufolge um vier Prozentpunkte auf gut 1,1 Millionen.

Rund 15 Milliarden Euro gab der Mittelstand im Jahr 2017 der Studie zufolge für Digitalisierungsvorhaben aus. Das sei eine leichte Steigerung zu den zuvor investierten 14 Milliarden Euro. Allerdings brachten die mittelständischen Unternehmen zugleich mehr als das Elffache für Neuinvestitionen unter anderem in Maschinen und Gebäude auf (169 Milliarden Euro).

Ein Drittel der kleineren und mittleren Firmen sind aus Sicht der Studienautoren „ausgesprochene Nachzügler“. Selbst grundlegende digitale Anwendungen seien bei ihnen nur unterdurchschnittlich verbreitet. Die Vorreiter machten nur knapp ein Fünftel der Mittelständler aus. Je größer die Unternehmen sind, umso mehr stecken sie der Studie zufolge in entsprechende Projekte. Das berge die Gefahr, dass sich künftig eine Schere zwischen kleinen und großen, stark digitalisierten Unternehmen auftue, warnte die KfW.

„Die künftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands hängt in erheblichem Umfang davon ab, dass ihm die Digitalisierung gelingt und moderne, zukunftsfähige Geschäftsmodelle entstehen“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Zwar gebe es Fortschritte, „allerdings bleiben einige Baustellen, an denen die Wirtschafts- und Bildungspolitik ansetzen muss“. Als Beispiele nannte Zeuner fehlende IT-Kenntnisse, mangelnde Qualität der Internetverbindung sowie Fragen zur Datensicherheit oder Probleme bei der Unternehmensorganisation.

tht mit dpa