Zum Titelthema 01/02/2017: Die Meilensteine der Fernsehwerbung in Deutschland

Viele erinnern sich nicht mehr an die Anfänge des Fernsehens, geschweige denn an die Fernsehwerbung. Doch das deutsche Farbfernsehen musste einige Hürden überwinden – und das bis heute.
Die Geschichte des Fernsehens (© Fotolia 2015)

Ein historischer Termin steht am 25. August 1967 auf der Agenda der Internationalen Funkausstellung in Berlin: Vizekanzler Willy Brandt drückt auf einen roten Knopf und gibt damit den offiziellen Startschuss für das deutsche Farbfernsehen. Allerdings mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Auf gerade einmal 5 800 Geräten ist der „Goldene Schuss“ mit Vico Torriani zu sehen, die erste farbige Sendung. Buntfernseher kosten zwischen 2 500 und 3 000 Mark – ein eher elitäres Vergnügen also. Ein Streifzug durch fünf Jahrzehnte Verführungskunst:

1956

Am 3. November wird im Bayerischen Rundfunk der erste deutsche TV-Spot ausgestrahlt – ein 55-Sekünder von Persil mit Liesl Karlstadt und Beppo Brem.

1957

Nachdem eine gerichtliche Klage der Zeitungsverleger gegen Werbung auf öffentlich-rechtlichen Sendern erfolglos bleibt, ziehen auch die anderen ARD-Anstalten bis 1959 mit eigenen Werbeprogrammen nach. Die ARD startet 1959 mit bundesweiter Werbung.

1959

Auch in der DDR wird im Rahmen der Sendung „Notizen für den Einkauf“ Fernsehwerbung eingeführt. 1960 bis 1976 läuft die Werbung in der Sendung „Tausend Tele-Tips“, ab 1969 auch auf DFF2.

1962

Die Werbezeit der bundesrepublikanischen TV-Sender wird auf 20 Minuten werktäglich bis 20 Uhr begrenzt.

1963

Das ZDF strahlt ab seinem zweiten Sendetag, dem 2. April, ebenfalls Werbung aus. Den Rahmen bieten die „Mainzelmännchen“.

1967

Am 25. August zeigt das ZDF für die Kölnisch-Wasser-Marke 4711 den ersten Werbespot in Farbe. Die ARD folgt einen Tag später.

1974

Zigarettenwerbung im Fernsehen wird verboten.

1975

Fernseher werden serienmäßig mit Fernbedienung ausgestattet. Das „Zapping“ ist aber angesichts der geringen Senderzahl noch kein Massenphänomen.

1976

In der DDR wird die Fernsehwerbung nach rund 4000 Werbesendungen eingestellt.

1984

Mit RTL Plus und dem Sat-1-Vorläufer PKS geht das Privatfernsehen auf Sendung und macht den öffentlich-rechtlichen Sendern mit erlaubten 20 Prozent Werbeanteil am Programm auch in der Werbevermarktung starke Konkurrenz. Colgate Palmolive schaltet auf RTL Plus den ersten Werbespot nach 20 Uhr.

1985

Als einzige ARD-Anstalt beginnt der HR, Werbung in seinem Dritten Programm auszustrahlen. Dies wird später untersagt, 1992 wird die Werbung im HR eingestellt.

1989

Pro Sieben nimmt den Sendebetrieb auf.

1991

Thomas Gottschalk schließt mit Haribo den bislang längsten Testimonial-Werbevertrag ab. Er ist für die Goldbären bis 2014 im Einsatz.

1991

Der Pay-TV-Sender Premiere startet mit einem werbefreien Fernsehprogramm.

1992

Der Rundfunkstaatsvertrag erlaubt den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern, Programmsponsoring zu betreiben.

1993

Vox und RTL 2 gehen an den Start.

1994

Mit dem ersten Onlinebanner auf der amerikanischen Website Hotwired beginnt das Zeitalter der Internetwerbung. 1995 bietet Spiegel Online als erster großer deutscher Werbeträger Bannerwerbung an. In den 00er-Jahren werden auch Videospots im Web populär.

2005

Youtube tritt als mächtiger Bewegtbild-Konkurrent im Internet auf den Markt

2010

Das ZDF zeigt für die Henkel-Marke Persil den deutschlandweit ersten Werbespot in HD-Qualität.

2010-heute

Das private Fernsehen hat mehrere Platzierungsvarianten eingeführt – von Countdown-Spots, Split-Screen oder Tandem-Spots.  Auch die öffentlichen Sender haben einige Formate übernommen. Die Verknüpfung redaktioneller Beiträge mit Werbung wird immer öfter in Produktplatzierungen und Sponosoring eingearbeitet. Sonderwerbeformen werden bei Formaten wie #Ibes immer öfter verwendet.

Die Ausgabe der absatzwirtschaft 01/02/2017 finden Sie HIER

https://www.absatzwirtschaft.de/editorial-zur-absatzwirtschaft-01022017-das-schiefe-verbraucherbild-der-politik-96837/

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.