Starke Preisträger, talkende Legenden und Unterhaltung mit Haltung: die furiose Gala zum Marken-Award

Ein gut aufgelegter Bürgermeister, ein super Moderator, die Crème de la Crème des deutschen Marketings, Top-Preisträger, jede Menge wahre Worte und eine weise Poetin – das sind nur einige Ingredienzien für die rundum gelungene Verleihung des Marken Awards 2018, mit der die absatzwirtschaft zugleich ihren 60sten Geburtstag feierte.

Frank Dopheide, im echten Leben Sprecher der Geschäftsführung der Handelsblatt Media Group, bewies veritables Moderationstalent und sorgte – mithilfe hochkarätiger Gesprächspartner wie etwa Skispringeridol Sven Hannawald – für einen abwechslungsreichen Abend. Gut 1000 geladene Gäste waren in die Tonhalle gekommen, darunter Bürgermeister Thomas Geisel, der – wie es sich für den Chef einer Werber-Stadt gehört, die Vorzüge Düsseldorfs pries.

Überhaupt lieferte die Verleihung viel Gesprächsstoff fürs anschließende Networking mit „Mörder-Catering” (O-Ton eines Teilnehmers). Beim Talk of Legends beispielsweise berichteten der stilprägende Designer Peter Schmidt (80) und der nicht minder legendäre Springer &Jacoby-Gründer Reinhard Springer (70) von Knackpunkten aus ihren beruflichen Lebensläufen. Schmidt erzählte, er sei überhaupt nur deshalb Designer geworden, weil ihm ein Agenturmensch in den 60ern mitgeteilt habe, mit dem Namen Peter Schmidt könne man in der Werbeszene nichts werden. (Diesem Mann werden alle Designfans bis heute auf Knien danken).

Was sich geändert hat

Zum Beispiel das Tempo. Früher habe er auch mal zehn Tage Zeit gehabt, um einen Buchstaben zu gestalten, sagte Schmidt. Der 80-Jährige ist aber mitnichten ein Verklärer der Vergangenheit. Es sei vieles besser als früher, junge Leute seien aufmerksamer, er lasse sich gern von ihnen inspirieren. Reinhard Springer beklagte in gewohnt launiger Manier, dass heute zu viel „Flachpaddler im digitalen Dschungel” unterwegs seien. Er plädierte nachdrücklich für die 4 F: Fokussieren, Fabulieren, Freunde gewinnen und Freude an dem haben, was man macht. „Auch mal tiefer paddeln!”, lautete sein Appell an die anwesende Marketingelite.

Die Botschaft beider Altmeister kamen beim Publikum bestens an. Generell war es ein Abend der glasklaren Botschaften: Axel Dahm beispielsweise, Sprecher der Geschäftsführung von Bitburger, postulierte: „Wir erleben eine Zeitenwende im Marketing. Sie besteht darin, dass wir unsere Kunden nicht mehr veräppeln können.“ Das sei in einer Welt totaler Transparenz schlicht nicht mehr möglich.

Oder Douglas-CEO Tina Müller, die dafür warb, mutig zu sein und im Zweifel neue Produkte schnell wieder zu stoppen statt dem schlechten Geld noch gutes hinterherzuwerfen. Die Managerin forderte die Marketer zudem nachdrücklich dazu auf, neue Ideen nicht immer gleich kaputtzureden – und verkündete passend zu dieser Gelegenheit auch gleich, dass Douglas ab dem 30. Mai mit neuem Logo in Erscheinung tritt.

Dass sich Mut auszahlt, belegt ohne jeden Zweifel Lars Hinrichs

Der Gründer von Xing, ehemals Open Bc, räumte ein, dass in seinem Umfeld niemand an die Idee eines digitalen Business-Networks geglaubt habe und er sehr froh gewesen sei, als Open Bc am ersten Tag zwei zahlende Mitglieder gehabt habe. Wie die Geschichte ausging und dass es sich für Lars Hinrich sehr gelohnt hat, an seiner Idee festzuhalten, ist bekannt.

Dr. Rahmyn Kress, CDO von Henkel, warb ebenfalls für ein bisschen mehr Lockerheit – man möge sich hierzulande auch mal darauf besinnen, was man alles besonders gut kann, statt sich immer nur darauf zu stürzen, was man alles nicht kann. Das ist letztlich eine Frage der Haltung, und über die sprach dann auch Corni Littmann, Chef von Schmidts Tivoli & Panik City, in seiner emotionalen Laudatio auf seinen Freund Udo Lindenberg, der sich immer schon „Unterhaltung mit Haltung” auf die Fahnen geschrieben habe.

Insgesamt sandten die prominenten Gäste eindeutige Signale in Sachen Mut, Selbstbewusstsein und auch Kundennähe – letztere ist übrigens eine große Stärke der fünf Preisträger Philips, FDP, Kerrygold, Ritter Sport und Udo Lindenberg, die natürlich die eigentlichen Stars des Abends waren.

Apropos Stars: Schon den Lions Head gelang es, die Gäste von ihren Sitzen zu reißen – die Herzen gewann allerdings die großartige Slampoetin Dominique Macri, die treffgenau die Highlights der Verleihung quasi in Echtzeit in Reime fasste und als Gedicht vortrug. Wie twitterte Media-Mann Thomas Koch so schön? „Man darf ja vieles verpassen im Leben eines Werbers. Aber niemals den Marken Award.”

Die absatzwirtschaft gehört zur Handelsblatt Media Group

Hier gibt es mehr Informationen zu den Preisträgern
Philips: Gewinner in der Kategorie Beste Marken-Digitalstrategie
FDP: Gewinner in der Kategorie Bester Marken-Relaunch
Kerrygold: Gewinner in der Kategorie Beste Marken-Dehnung
Ritter Sport:Gewinner in der Kategorie Bestes Marken-Momentum
Udo Lindenberg: Gewinner in der Kategorie Beste Markenpersönlichkeit

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“