Spielertransfers verringern Kluft zwischen armen und reichen Vereinen

Ein kostenpflichtiger internationaler Transfer eines Profifußballers unter Beteiligung europäischer Ligen beläuft sich im Schnitt auf 2,7 Millionen Dollar. Insgesamt kam es in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 zu 14.322 internationalen Spielerwechseln, an denen europäische Vereine beteiligt waren, davon fanden 9.511 Transfers innerhalb der europäischen Fußballligen statt. Die Summe der Ablösegelder beläuft sich auf 5,1 Milliarden Dollar.

Diese Zahlen veröffentlicht die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PwC), die zusammen mit der LIUC Università Cattaneo die Studie „Study on the Transfer System in Europe“ für die Vereinigung der europäischen Fußballklubs ECA erstellt hat. Der größte Ausgabeposten in den Vereinsbudgets sind laut Studie die Gehälter der Sportler, Tendenz steigend: Während die Umsätze im europäischen Fußball seit 2007 jährlich um 5,6 Prozent gestiegen sind, legten die Löhne für die Profifußballer mit 8,5 Prozent pro Jahr deutlich stärker zu.

„Der Anteil der Transfers an den Gesamtumsätzen im europäischen Profifußball ist von 28 Prozent 2007 auf 22 Prozent gesunken. Die Gehälter für die Profifußballer sind der größte Kostenblock: Sie machen 65 Prozent der Umsatzes aus – eine deutliche Steigerung zu den 59 Prozent im Jahr 2007“, sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie Medien und Telekommunikation bei PwC.

Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Vereine verbessert sich

Das derzeit gültige Transfersystem trägt nach Angaben der Studie zum finanziellen Ausgleich zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Vereinen bei. Zwischen 2011 und 2013 flossen netto 904 Millionen Euro von den Spitzenvereinen der fünf Top-Ligen Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland und Großbritannien zu anderen Clubs: Darunter gingen 294 Millionen Euro an Vereine in der zweiten Tabellenhälfte der Topligen, 208 Millionen in untere Spielklassen, 242 Millionen in andere europäische Ligen und 160 Millionen in Ligen außerhalb Europas.

Damit dient das Transfersystem der Umverteilung: Es erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen Vereine mit einer niedrigen Anzahl an Fans. „Ohne dieses Transfersystem würde die finanzielle Kluft zwischen armen und reichen Clubs größer werden“, kommentiert Ballhaus.

Drei Viertel der internationalen Transfers sind ablösefrei

Wie die Studie zeigt, hat das Bosman-Urteil den Transfermarkt im Profifußball nachhaltig verändert. Nach diesem richtungsweisenden Urteil des Europäischen Gerichtshofes dürfen Profifußballer nach Auslaufen ihres Vertrags ablösefrei den Verein wechseln. „Ablösefreie Vereinswechsel machen inzwischen 73 Prozent aller internationalen Transfers aus“, erläutert Ballhaus. Weitere 14 Prozent sind Leihgaben und in nur 13 Prozent aller Fälle wechseln Spieler aus bestehenden Verträgen gegen Ablösezahlungen. Das Durchschnittsalter von Spielern, die an andere Vereine verliehen werden, liegt bei 23,7 Jahren. Dieses System kommt also gerade jungen Spielern zugute, die auf diesem Weg Spielpraxis sammeln können.

Laut dem Fifa-Statut sollen bei Transfers fünf Prozent Teil der Ablösesumme an die Vereine gezahlt werden, die die Spieler ausgebildet haben – eine Art Solidaritätsbeitrag als Entschädigung für Aufwand und Kosten. Jedoch liegt laut Studie der Prozentsatz für diese Entschädigungszahlungen nur bei 1,15 Prozent des Umsatzes, insgesamt waren das 57,9 Millionen Dollar in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13. Weitaus mehr zahlen Vereine jedoch für Provisionen an Klub-Agenten, die Vereine beim Wechsel von Fußballern begleiten. Zwischen 2011 und 2013 waren das 254 Millionen Dollar. 1,7 Milliarden Dollar betrug der Gesamtwert der Transfers, an denen Klubagenten beteiligt waren, das entspricht einem Anteil von knapp 15 Prozent.

(PwC/asc)