Schlechtes digitales Sicherheitswissen: Welcher Nutzertyp sind Sie?

Ein Viertel der Verbraucher schützen ihre Daten im Netz nicht ausreichend. Das hat eine Untersuchung des Vereins Deutschland sicher im Netz (DsiN) und des Bundesministeriums für Verbraucherschutz (BMJV) ergeben. Der DsiN-Sicherheitsindex 2015 zeigt: Zwar wird das Wissen über Netzsicherheit besser, das starke Gefälle in Deutschland aber bleibt frappierend.
Wie gut sind Sie im Netz gesichert?

„Knapp 60 Prozent bedürfen zusätzlicher Unterstützung“, erläuterte Hartmut Thomsen, Vorsitzender von Deutschland sicher im Netz. Der neue Index zeigt auch, dass die Verunsicherung auf Verbraucherseite wächst. DsiN ruft daher die Plattform „Aktionsbund Digitale Sicherheit“ ins Leben, um Internet-Nutzern mehr Orientierung und Hilfestellung in Sachen IT-Sicherheit zu geben.

„Der DsiN-Sicherheitsindex zeigt, dass es noch viel zu tun gibt. Es gibt nur wenige Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre Daten bereits ausreichend im Internet verschlüsseln. Deshalb unterstützen wir zahlreiche Aktivitäten, die zu einer verbesserten Aufklärung und Stärkung der Medienkompetenz der Verbraucherinnen und Verbraucher beitragen“, erklärte Ulrich Kelber, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz. Tatsächlich sehen 76 Prozent der deutschen Internetnutzer eine stärkere Verantwortung für den Schutz ihrer Daten bei sich selbst. Gut 52 Prozent der Onliner stimmen zu, dass sie häufiger Sicherheitsmaßnahmen einsetzen sollten.

Gravierendes Sicherheitsgefälle in Deutschland

Die Kenntnisse bei Schutzmaßnahmen stagnieren und auch die Bereitschaft, vorhandenes Sicherheitswissen anzuwenden. „Auffällig ist die gestiegene Verunsicherung bei einem Rückgang der selbst registrierten Sicherheitsvorfälle. Gefühlte und tatsächliche Gefahrenlage laufen auseinander“, erklärte Hartmut Scheffler, Geschäftsführer von TNS Infratest.

Insgesamt vier Nutzertypen differenziert der Index, die sich nach Sicherheitswissen und Verhalten im Netz unterscheiden. So liegt die Gruppe der sogenannten Außenstehenden nah am kritischen Schwellenwert von 50 Punkten, bei der die Sicherheitslage zu kippen droht. Die sichersten Nutzer im Netz liegen indes bei über 72 Punkten und erreichen ein insgesamt zufriedenstellendes Niveau. „Aus Sicht von Deutschland sicher im Netz ist das Digitale Sicherheitsgefälle in Deutschland nicht akzeptabel. Wir brauchen eine Agenda Digitale Aufklärung 2.0, um dem Sicherheitsgefälle entgegenzuwirken“ erklärte DsiN-Vorstandsmitglied Alastair Bruce. „Diese umfasst einen individuellen Aufklärungsmix, der den Bedürfnissen der jeweiligen Nutzergruppe gerecht wird. Darüber hinaus ein vereinfachter Zugang zu Aufklärungsangeboten und den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“, so der DsiN-Vorsitzende Thomsen.

Außenstehende Nutzer:

Die aktuell gefährdetste Gruppe (50,7 Punkte) hat die rote Laterne von den Fatalisten übernommen. Charakteristisch sind die Wissensdefizite zu Schutzmaßnahmen bei entsprechend geringer Umsetzung. Sie sind meist zwischen 60 und 69 Jahren alt und machen acht Prozent der Onliner aus; ihre private Internetnutzung liegt meist bei zehn Wochenstunden.

Fatalistische Nutzer:

Diese Gruppe (52 Punkte) konnte gegenüber 2014 um fast acht Index-Punkte zulegen. Charakteristisch bleibt aber die enorme Diskrepanz zwischen guten Sicherheitskenntnissen einerseits und mangelnder Bereitschaft zur Umsetzung. Sie sind meist unter 30 Jahre alt und bis zu 20 Wochenstunden privat im Netz unterwegs. Diese Gruppe repräsentiert 17 Prozent aller Onliner in Deutschland.

Gutgläubige Nutzer:

Mit 60,5 Punkten liegen die Gutgläubigen gut zehn Punkte über dem Schwellenwert. Charakteristisch sind hier die guten Sicherheitskenntnisse, die jedoch bei einer enormen Unbedarftheit kaum zur Anwendung kommen. Gutgläubige sind meist zwischen 30 und 59 Jahre alt, bis zu 30 Wochenstunden online und repräsentieren 32 Prozent der Internetnutzer.

Souveräne Nutzer:

Mit 72,2 Punkten hat diese Gruppe ihr hohes Sicherheitsniveau des vergangenen Jahres halten können. Mit einer guten Sicherheitskompetenz geht eine häufige Umsetzung einher. Sie sind meist 40 bis 49 Jahre alt und repräsentieren 42 Prozent der Onliner. Bei einer überdurchschnittlichen Internetnutzung haben die Souveränen eine sehr hohe Risikoexposition, sind aber nur durchschnittlich von Sicherheitsvorfällen betroffen.

Aktionsbund Digitale Sicherheit

Um Verbrauchern den Zugang zu Aufklärungsangeboten zu vereinfachen, freuen wir uns, heute den Aktionsbund Digitale Sicherheit starten zu können“, so Dr. Michael Littger, Geschäftsführer von DsiN e.V.. Im Aktionsbund werden Initiativen und Veranstaltungen von nichtkommerziellen Organisationen und Verbänden zusammengebracht. Ein Aktionsfinder, der auf jeder Website integrierbar ist, führt zu Aufklärungsangeboten gemäß der eigenen Bedürfnisse, des Wissensniveaus und der lokalen Umgebung.