Produktdarstellung deutscher Buchverlage oft mangelhaft

Alarmierendes Ergebnis für deutsche Buchverlage: Die Branche verschenkt massiv Umsatzpotenziale, weil sie ihre Produkte im digitalen Handel größtenteils mangelhaft präsentiert. Oft fehlt schon eine aussagekräftige Beschreibung des jeweiligen Buches, wie eine Analyse der Unternehmensberatung Wachter Digital Partners belegt.

Im Zeitraum von Dezember 2013 bis Februar 2014 analysierte das Team von Wachter Digital Partners (wdp) mehr als 150.000 Bücher deutscher Verlage, die auf Amazon.de erhältlich sind. 81 Prozent davon waren Fachbücher. Das Ergebnis der Studie zur „Produktdarstellung der Verlage im digitalen Handel“ bezeichnen die Unternehmensberater als ernüchternd. Denn der Großteil der 228 untersuchten Verlage schneidet bei essenziellen Features wie „Produktbeschreibung“, „Produktbilder“, „Blick ins Buch“ und „Zusatzmaterialien“ schlecht ab. 78 Prozent aller untersuchten Bücher wird eine mangelhafte Produktdarstellung attestiert – in der Regel fehlt es dabei bereits an einer aussagekräftigen Beschreibung des jeweiligen Buches.

Unattraktive Texte und fehlende visuelle Einblicke

Die Verlagsgruppe Random House zeigt laut Studie, wie es besser geht: Mit den Verlagen Goldmann, Mosaik, btb, Blanvalet Taschenbuch, Diana, Arkana, DVA und C. Bertelsmann kommt sie auf den höchsten durchschnittlichen Optimierungsindex für die Produktdarstellung (OIP). Dieser wurde von wdp entwickelt und gibt Auskunft über die Qualität der Produkttexte, Anzahl der Produktbilder sowie Verwendung von zusätzlichen Elementen wie PDFs oder Autoreninformationen. Den niedrigsten Punktwert weisen Parragon Books, der Kawohl Verlag und der Korsch Verlag auf. Sie haben damit den größten Nachholbedarf bei der Darstellung ihrer Produkte. Gravierende Mängel sind vor allem lieblose, unattraktive Texte oder fehlende visuelle Einblicke über Bilder oder den Blick ins Buch.

Die Auswertung zeigt, dass eine bessere Produktbeschreibung den Verkaufsrang um bis zu 51 Prozent verbessern kann. Mit Hilfe von Zusatzmaterialien, Autorenprofilen und Pressestimmen kann sogar ein Plus von 87 Prozent erreicht werden. „Die Verlage können sich im stationären Handel auf kompetente Verkäufer verlassen – im digitalen Handel müssen sie das Verkaufsgespräch über die Produktdarstellung selbst führen“, sagt Christoph Nichau, Partner bei wdp und verantwortlich für die Studie.

Geschäftsführer Philipp Wachter ergänzt: „Dem stationären Geschäft geht meist die Informationssuche im Internet voraus. Das bedenken viele Verlage noch nicht ausreichend. Der Einblick in die Buchinhalte, attraktive Produktbeschreibungen und gute Bewertungen unterstützen damit auch den stationären Verkauf.“

Gräfer und Unze auf dem besten Verkaufsrang

Neben der OIP-Untersuchung hat wdp den Buchmarkt zudem aus Konsumentensicht analysiert. Erfolgreichster Verlag im untersuchten Amazon-Verkaufsrang war demnach Gräfe und Unzer. Im Durchschnitt landete ein Buch dieses Verlages auf dem Verkaufsrang 24.326. Dahinter liegen der Arkana Verlag (38.951) und der Dr. Oetker Verlag (39.623). Wenig überraschen findet sich mit edition fischer ein Zuschussverlag (Bücher werden gegen Beteiligung an der Herstellungskosten publiziert) mit einem durchschnittlichen Verkaufsrang von 4.135.547 am Tabellenende wieder. Davor liegen der Kawohl Verlag (1.880.651) und der Books on Demand Verlag (1.750.044).

Auf Basis der durchschnittlichen Bewertungen der einzelnen Bücher ermittelte wdp zudem ein Bild der Kundenlieblinge. Der Groh Verlag schneidet hier mit 4,69 von möglichen fünf Punkten am besten ab. Es folgen der SCM-Verlag (4,68) und der Stürtz-Verlag (4,66) mit nur hauchdünnem Abstand. Die am schlechtesten bewerteten Produkte haben dagegen der Franzis Verlag (3,74 Punkte), der Voggenreiter Verlag (3,84) und der Dörfler Verlag (3,90) im Sortiment.

(Wachter Digital Partners/asc)