Orkanartiger Posting-Sturm zum Papst-Rücktritt

Gestern zur Mittagszeit wurde bekannt gegeben, dass Papst Benedikt XVI. Ende des Monats zurücktreten wird. Im Netz schlug das spontan enorm hohe Wellen: Laut dem Media Monitoring-Unternehmen Ubermetrics Technologies stieg die Tweet- und Facebook-Posting-Frequenz zum Thema nur kurze Zeit später auf ein Vielfaches an. Gestern wurde der Papst innerhalb einer Stunde öfter auf Twitter und Facebook erwähnt als sonst in einem ganzen Monat.

Die Experten für Medienbeobachtung und Social Monitoring untersuchten vor allem die Keywords „Papst“ und die englische Entsprechung „Pope“. Zwischen 11 Uhr gestern und 12 Uhr heute gab es etwa 468.000 Treffer hierzu im gesamten Web. Davon entfallen rund 435.000 Treffer auf Facebook und Twitter. Allein zwischen 11 und 17 Uhr am gestrigen Rosenmontag konnten die Monitoring-Spezialisten etwa 223.000 Treffer zu „Papst“ und „Pope“ im gesamten Web ausmachen, davon circa 199.400 Treffer auf Facebook und Twitter. Die Gesamtzahl der Twitter-Posts zum Thema Papst-Rücktritt erreichte zwischen 11 und 24 Uhr gestern international einen Wert von mehr als 230.000. Zudem gab es gut 95.000 öffentliche Posts auf Facebook, die die ungewöhnliche Entscheidung des aus Deutschland stammenden Oberhauptes der katholischen Kirche thematisierten.

Rekordwerte bei Twitter und Facebook

Internationale Spitzenwerte vermeldet das Unternehmen Ubermetrics Technologies auch für Sekunden- und Stundenwerte: Zwischen 11 Uhr gestern und 12 Uhr heute lag der Höchstwert der Tweets innerhalb einer Stunde bei 24.000 Kurznachrichten, was 6,6 Tweets pro Sekunde entspricht. Der internationale Durchschnittswert in der Woche zuvor lag dagegen nur bei 140 Tweets pro Stunde. Ähnlich sieht es bei Facebook aus: Mit drei Beiträgen pro Sekunde wurden innerhalb von 60 Minuten 11.400 Beiträge veröffentlicht, während es in der Woche zuvor maximal neun Beiträge waren, die zu einem Keyword innerhalb einer Stunde auf Facebook gepostet worden waren. Das größte Kommunikationsvolumen auf Facebook und Twitter gab es gestern um etwa 13 Uhr.

Abbildung: Das Keyword „Papst“ kam in der Social-Web-Kommunikation gestern auf gigantische Spitzenwerte. Quelle: Ubermetrics Technologies

@-Nachrichten an den Papst

Allein auf Twitter sind die Zahlen den Ubermetrics-Statistiken zufolge unglaublich hoch: Vergangene Woche erhielt der päpstliche Twitter-Account @Pontifex täglich durchschnittlich 4.900 Mentions, also öffentliche Twitter-Erwähnungen an einen Account. Seit gestern, als gegen 11 Uhr der Rücktritt des Papstes bekannt geworden war, waren bis 17 Uhr schon mehr als 7.500 Mentions an den Account @Pontifex zu lesen gewesen, bis 24 Uhr hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt und stieg auf 18.940 an. Heute um 12 Uhr kann man bereits von fast 22.700 Mentions sprechen.

Nur #Rosenmontag kann mithalten

In den angesagten Twitter-Themen für Deutschland hielten sich gestern den ganzen Tag die Schlüsselwörter #Papst und #Benedikt. Nur der Hashtag #Rosenmontag konnte dem Vatikan-Thema Konkurrenz machen. International kam der Hashtag #BenedictoXVI erst später in die angesagten Themen auf Twitter, man kann hier eine Verzögerung von einigen Stunden beobachten. Das könnte auf die Zeitverschiebung zwischen Europa und dem US-amerikanschen Raum zurückzuführen sein, allerdings auch auf weniger internationales als deutsches Interesse am päpstlichen Geschehen: Aus den weltweiten Top-Themen war der Papst am Abend schon wieder verschwunden.

„Exzellentes Beispiel für Viralität“

Auch der Hashtag #Pontifexit (in Anlehnung an Pontifex und Exit) tauchte im Laufe der Diskussion auf Twitter auf, erschien allerdings bisher nicht in den Trending Topics für Deutschland oder weltweit. Social-Media-Experte Thomas Lindner, Gründer von Ubermetrics Technologies, hat den Rücktritt des Papstes analytisch begleitet: „An diesem Beispiel erkennt man gut die Viralität in der modernen Kommunikationsgesellschaft, auch wie schnell und mit welchem Volumen sich Nachrichten verbreiten können. Diese Mechanismen zu verstehen, ist enorm wichtig für Unternehmen. Ein gutes Media Monitoring ermöglicht es, ein PR-Disaster oder sogenannte ‚Shitstorms’ früh genug zu erkennen und abzuwenden.“