Noch bremsen die Kosten und der fehlende Bedarf

Fast jedes neue Handy hat die technischen Voraussetzungen für Radio, Fernsehen, mobiles Internet und Spiele. Dennoch telefonieren die Deutschen fast nur, oder verschicken SMS und Fotos. TNS Infratest untersucht die Barrieren und das Wachstumspotenzial mobiler Anwendungen

Wie die Marktforscher herausfinden hören beispielsweise erst 16 Prozent der Mobilfunknutzer über das Handy Radio. Als die größten Barrieren für die Nutzung von mobilen Anwendungen gelten die Kosten sowie der fehlende Bedarf. Auch beim mobilen Internet sieht es nicht anders aus: 13 Prozent der Mobilfunknutzer nutzen Provider Portale wie O2 Active, T-Zones, Vodafone live! oder i-mode und 14 Prozent besuchen öffentliche Seiten außerhalb der WAP-Portale, wie die Nachrichtenseiten von Spiegel Online.

Die von TNS Infratest im zweiten Jahr durchgeführte Studie „Global Tech Insight 2006“ fragt auch nach den Gründen für die Nicht-Nutzung mobiler Inhalte. Hier führen die Verbraucher in erster Linie die als zu hoch empfundenen Kosten sowie einen fehlenden Bedarf an. Die Forscher beobachten besonders im Hinblick auf die Kosten Verbesserungspotential: Die Konsumenten wünschen sich in erster Linie einfachere und transparentere Preismodelle, heißt es in der Studie. Viele könnten bei einer Abrechnung nach Zeit oder Datenmenge die Kosten nicht abschätzen und scheuten daher eine intensivere Nutzung.

Stattdessen verwiesen die Befragten häufig auf Flatrates als ideale Lösung. So wünschten sich beispielsweise 43 Prozent der Nutzer von öffentlichen Internetseiten eine unbegrenzte Nutzung zum Fixpreis und nur 16 Prozent eine nutzungsabhängige Abrechnung nach Datenmenge. Die tatsächliche Nutzung verhalte sich aber genau anders herum: Erst 13 Prozent nutzten eine Flatrate und 41 Prozent eine Abrechnung nach genutzter Datenmenge.

Daneben werde auch die Qualität der Dienste, wie die Bildqualität bei Mobile TV in Frage gestellt. Gemessen an den klassischen Endgeräten könnten neue Dienste vor allem in der Anfangsphase oft mit der gängigen Qualität nicht sofort mithalten, da den Endgeräten technische Grenzen gesetzt sind. „Die Handynutzer müssen mehr an die neuen Anwendungen herangeführt werden und der Zugang sollte ihnen so leicht wie möglich gemacht werden. Oft fehlt es auch an der nötigen Kenntnis, um den Zugang zu neuen Möglichkeiten zu finden“, rät Robert A. Wieland, Geschäftsführer TNS Infratest InCom.

Die größten Wachstumspotentiale sehen die Forscher bei Radio und Internet. Gefragt nach ihrer zukünftigen Planung zeigen sich 22 Prozent sehr beziehungsweise ziemlich interessiert an einer Nutzung der Radiofunktion in den nächsten zwölf Monaten. Für 17 Prozent der Mobilfunkkunden ist die Nutzung öffentlicher Seiten per Internet interessant. Es handelt sich dabei insbesondere um Personen, die das mobile Internet beruflich nutzen. Aber auch M-Commerce-Dienste werden für die Mobilfunknutzer zunehmend attraktiv.

Auch das Bezahlen von Rechnungen per Handy ist für viele Mobilfunkkunden (18 Prozent) eine interessante Option. Entsprechende Angebote konnten sich bisher noch nicht bei der breiten Masse durchsetzen, vor allem weil diese bislang nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel beim Fahrkartenkauf, als Zahlungsmittel akzeptiert wurden. Offensichtlich spielen auch Sicherheitsbedenken eine Rolle: 16 Prozent geben sowohl bei Bankgeschäften als auch bei mobilem Bezahlen an, Bedenken wegen der Sicherheit zu haben.

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