Nachhaltigkeits-Check für Nanoprodukte

Im Rahmen der aktuellen Debatte um die Chancen und Risiken nanotechnologischer Anwendungen werden ihre möglichen Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung häufig kontrovers diskutiert. Das Öko-Institut stellt nun mit dem Nano-Nachhaltigkeits-Check ein Instrument vor, mit dem eine einheitliche Bewertung der Nachhaltigkeitspotenziale von Nanoprodukten möglich wird. Damit steht erstmals ein einheitliches Raster zur Verfügung, um Umweltbelastungen oder -entlastungen, aber auch Risiken und Herausforderungen für die Markteinführung von Produkten mit Nanomaterialien zu identifizieren.
Sustainable construction in Dubai Construction workers pump BASF’s custom developed concrete mixture between the concrete reinforcements. With the Glenium Sky admixture, the concrete can be worked for up to 3 hours and then hardens quickly. This means a shorter construction time and gives the building a longer useful life, in this way making it more sustainable. Print free of charge. Copyright by BASF. Nachhaltiges Bauen in Dubaii Bauarbeiter pumpen die von BASF entwickelte Betonmischung zwischen die Stahlarmierungen. Mit dem Zusatzmittel Glenium Sky lässt sich der Beton bis zu drei Stunden verarbeiten, dann härtet er schnell aus. Dies verkürzt die Bauzeit und erlaubt eine längere - und somit nachhaltigere - Nutzung des Gebäudes. Abdruck honorarfrei. Copyright by BASF.

„Unternehmen steht mit dem Nano-Nachhaltigkeits-Check ein Tool zur Verfügung, das datenbasierte Nachhaltigkeitsanalysen bereits in der Entwicklungsphase von Produkten ermöglicht“, erklärt Martin Möller, Experte für die Nachhaltigkeitsbewertung von Nanoprodukten am Öko-Institut. So könne frühzeitig evaluiert werden, wie sich das Nanoprodukt im Vergleich zu Nicht-Nanoprodukten positioniert und wo gegebenenfalls Optimierungsmöglichkeiten, aber auch Chancen durch den Einsatz des Produktes bestehen. Im Zentrum der Überprüfung der Nachhaltigkeit steht ein Bewertungsraster, nach dem Nanoprodukte im Vergleich zu einem so genannten Referenzprodukt, das heißt ein Produkt ohne Nanomaterialien, analysiert werden können. Methodisch basiert diese Bewertung auf der Lebenszyklusanalyse Prosa (Product Sustainability Assessment) des Öko-Instituts. Schlüsselindikatoren zur Analyse möglicher Umwelt- und Nachhaltigkeitsrisiken sind beispielsweise der CO2-Fußabdruck, die Energieeffizienz, die Recyclingfähigkeit, mögliche Störfallaspekte bei Einsatz von Nanomaterialien, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Nutzenaspekte sowie sozio-ökonomische Effekte. Die Ergebnisse dieser Analyse werden in einer übergreifenden Gegenüberstellung der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zusammengeführt.

Sowohl Großunternehmen als auch kleinere und mittlere Unternehmen könnten mit dem Nano-Nachhaltigkeits-Check arbeiten“, betont Möller zusammen. Die Fallbeispiele zeigten, dass mit dem Instrument Wissenslücken geschlossen, gegebenenfalls vorhandene Risiken erkannt sowie geeignete Lösungsstrategien entwickelt werden können. Der Check diene als Frühwarnsystems und leiste einen wichtigen Beitrag im Innovationsprozess von Nanoprodukten. Die Analyse zweier Fallbeispiele zeige, dass eine differenzierte Bewertung eines Nano- im Vergleich zu einem Referenzprodukt möglich ist. Beispiel „X-SEED“ der Firma BASF SE: Beim Einsatz von Nanopartikeln in Erhärtungsbeschleuniger von Beton (Foto) könnten Ressourcen bzw. Energie bei der Produktion von Beton eingespart werden. Dies reduziere den Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen in der gesamten Produktionskette deutlich und spare perspektivisch in Europa pro Jahr bis zu 2,7 Millionen Tonnen CO2. Beispiel „pro.Glass Barrier 401“ der Firma Nanogate Industrial Solutions GmbH: Die mit Nanopartikeln beschichte Glasoberflächen führe zu einer längeren Lebensdauer für Glasprodukte mit hoher UV-Schutzwirkung. Die längere Haltbarkeit resultiere in einer 30-prozentigen CO2-Einsparung durch einen insgesamt niedrigeren Einsatz von Energie.

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