Micky Maus, Marken, Handy und Taschengeld stehen bei Kindern hoch im Kurs

Buch und Computer, Lesen und Surfen schließen sich nicht aus: Kinder und Jugendliche sind in vielen Medienwelten zu Hause. Laut der aktuellen KidsVA des Egmont-Ehapa-Verlags werden Magazine und Bücher weiterhin stark genutzt, während die Zahl der Computer- und Online-Erfahrenen auf hohem Niveau stagniert. Bei den meistgelesenen Kindertiteln hat „Disney Lustiges Taschenbuch“ das „Micky Maus-Magazin“ von der Spitze verdrängt, es folgen das „Donald Duck Sonderheft“ und das Fußball-Magazin „Just Kick-it!“.

Von Roland Karle

Die Krise ist abgesagt, der Untergang vertagt: Dass Kinder und Jugendliche keine Zeitschriften mehr lesen, darf als schaurige Mär gelten. Diese Interpretation folgt aus der Analyse der aktuellen KidsVA, die bereits zum 20. Mal erhoben wurde. Sie untersucht das Medien- und Konsumverhalten der rund sechs Millionen 6- bis 13-Jährigen in Deutschland, seit vergangenem Jahr wird zudem die Gruppe der knapp 1,4 Millionen 4- und 5-jährigen Vorschulkinder erfasst. „Die Tendenz bei Kindermagazinen und Büchern bleibt erfreulich. Die Eltern erkennen die wichtige Bedeutung des Lesens“, sagt Ingo Höhn, Geschäftsleiter Egmont Media Solutions in Berlin, anlässlich der Präsentation der Studie.

Fast jeder zweite 10-Jährige ist jeden Tag online

Jahrelang waren die neuen Medien auf dem Vormarsch und haben die deutschen Kinderzimmer erobert. Nun ist eine Sättigung auf hohem Niveau erkennbar. 80 Prozent der Kinder ab sechs Jahre verfügen über einen Computerzugang, 75 Prozent können Internet nutzen. Während diese Werte gegenüber der Vorgängerstudie stagnieren, nimmt die Intensität der Nutzung weiter zu. Besonders auffallend bei den ab 10-Jährigen: Hier ist fast jeder zweite so gut wie jeden Tag online. Selbst für die Jüngsten (4 bis 5 Jahre) ist der Computer kein Tabu. Fast jeder vierte von ihnen (23 Prozent) hat Erfahrung damit, 14 Prozent kennen sich sogar im Internet aus.

Laut Studie geht diese Entwicklung aber nicht zu Lasten der Printnutzung. Demnach gibt es kaum einen 6- bis 13-Jährigen, der in seiner Freizeit nicht zumindest ab und zu gedruckte Medien in die Hand nimmt: Ein konstant hoher Anteil von 96 Prozent liest Magazine und fast ebenso viele (91 Prozent) schmökern in Büchern. Die 46 in der KidsVA erfassten Kinderzeitschriften erreichen regelmäßig rund 71 Prozent aller 6- bis 13-Jährigen.

Disney lustiges Taschenbuch erzielt die größte Reichweite

Geschichten aus Entenhausen kommen in der Zielgruppe offensichtlich immer noch bestens an. Dabei erzielt „Disney Lustiges Taschenbuch“ mit 10,4 Prozent die größte Reichweite und verdrängt gegenüber Vorjahr das „Micky Maus Magazin“ (9,3 Prozent) von der Spitze. Dahinter folgt das „Donald Duck Sonderheft“ (8,9 Prozent). Alle drei Titel stammen aus dem Ehapa Verlag. Die Nummer vier in der Reichweiten-Rangliste ist das Fußballmagazin „Just Kick-it!“ (7,2 Prozent) aus dem Panini Verlag in Stuttgart, gefolgt von der Pferdezeitschrift „Wendy“ (5,7 Prozent), ebenfalls Ehapa Verlag. Die Lust am Lesen ist auch bei den Vier- und Fünfjährigen groß. 87 Prozent von ihnen greifen zu Zeitschriften, 85 Prozent zu Büchern. Je nach Alter und Geschlecht sind die Vorlieben verschieden ausgeprägt. So steht beispielsweise in der Gunst der sechs- bis neunjährigen Mädchen die von Blue Ocean Entertainment herausgegebene Zeitschrift „Prinzessin Lillifee“ (Reichweite: 15,7 Prozent) ganz oben vor „Barbie“ (13,6 Prozent) und „Wendy“ (12,2 Prozent).

Comics wecken Leselust

KidsVA 2012: Die reichweitenstärksten Kinderzeitschriften

Titel Reichweite in Prozent
Disney Lustiges Taschenbuch 10,4
Micky Maus-Magazin 9,3
Donald Duck Sonderheft 8,9
Just Kick-it! 7,2
Wendy 5,7
Simpsons Comic 5,6
Sponge Bob Schwammkopf 5,5
Star Wars Clone Wars 5,4
Yeah! 5,4
Geolino 5,3

Basis: 6,04 Mio., 6 bis 13 Jahre
Anmerkung: Die 46 KidsVA-Titel kommen auf eine Netto-Gesamtreichweite von 70,6 Prozent (4,26 Millionen)
Quelle: KidsVA 2012

Mehr als die Hälfte der 6- 13-Jährigen besitzt ein Handy

Für die KidsVA 2012 wurden 2032 Interviews geführt, repräsentativ für 7,4 Millionen deutschsprachige Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren. Für die Marketing- und Werbeplanung junger Zielgruppen gilt die Studie als eine der wichtigsten Informationsquellen. Erstmals wurde auch erhoben, wie Kinder mit den neuen mobilen Kommunikationsgeräten vertraut sind. 3,2 Millionen und somit mehr als die Hälfte der 6- bis 13-Jährigen besitzt ein eigenes Handy, 17 Prozent davon sind Smartphones. Haben Eltern ein Smartphone dürfen weitere 43 Prozent der Kinder das Gerät gelegentlich nutzen. So gut wie keine Rolle spielen die Tablet-PCs, lediglich ein Prozent der Kinder besitzt eines. Nur in jedem zehnten Haushalt sind iPad & Co überhaupt verbreitet.

Das Taschengeld wird immer großzügiger

Legt man das Taschengeld zugrunde, geht es den Kindern wirtschaftlich sehr gut. Durchschnittlich bekommt jeder 6- bis 13-Jährige im Monat 27,18 Euro – das sind fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor und so viel wie noch nie. Auch zu besonderen Anlässen (Geburtstag, Weihnachten, Ostern) zeigen sich Eltern, Verwandte und Freunde nicht knickrig. 210 Euro an Geldgeschenken (plus 13 Euro gegenüber 2011) fließen den Kindern zu. Hier macht sich die zuletzt positive Wirtschaftslage bemerkbar. Davon „profitieren die Familien und somit auch die Kinder. Die Eltern erhöhen ihre Ausgaben für Bekleidung, Handy und Spielsachen. Und es gibt mehr Taschengeld“, sagt Experte Höhn. Hinzu kämen ein gestiegenes Markenbewusstsein bei den Kindern und die generell hohe Bereitschaft der Eltern, Markenwünsche beim Nachwuchs zu erfüllen.