Meistbesuchte Einkaufsstraßen: Doppelsieg für Köln

Anders als München hat Köln einen Double-Sieg schon jetzt in der Tasche: Die beiden wichtigsten Einkaufsstraßen der Domstadt führen das Ranking der Passanten-Frequenz-Zählung 2014 des Beratungsunternehmens Jones Lang Lasalle (JLL) an. Die Schildergasse und die Hohe Straße werden in Spitzenzeiten stündlich von mehr als 27.000 Besuchern frequentiert. Die Stuttgarter Königstraße, der Dortmunder Westenhellweg und die Flinger Straße in Düsseldorf komplettieren die Top 5.

Das seit 1999 jährlich durchgeführte Ranking der Passanten-Frequenz-Zählung beruht auf der umfangreichsten Erhebung ihrer Art und ermittelt die Passantenströme in den 170 wichtigsten Einkaufsstraßen Deutschlands. Die diesjährige Zählung erfolgte bundesweit zeitgleich am Samstag, den 29. März 2014, zwischen 13 und 14 Uhr.

Punktueller Standortvergleich

Dirk Wichner, Leiter Einzelhandelsvermietung Deutschland beim Immobilienberatungsunternehmen JLL, erläutert das Ranking: „Die Passanten-Frequenzen sind nicht das alleinentscheidende Kriterium für die Ansiedlung von Handelsunternehmen in Deutschlands Einkaufsmeilen. Dennoch bietet unsere Zählung interessante Anhaltspunkte für einen punktuellen bundesweiten Standortvergleich und die Umsatzchancen der Händler. Kennziffern wie die Spitzenmiete, Zentralität oder Kaufkraft erhalten mit den Frequenzen zusätzliche Aussagekraft.“

Trotz der mit jeder Frequenz-Zählung verbundenen Unwägbarkeiten zeigt sich nach Angaben Wichners auch 2014 ein im langjährigen Vergleich sehr stabiles Bild: „Über 85 Prozent der 50 bestfrequentierten Straßen waren auch im Vorjahr Bestandteil dieser Gruppe. Sehr erfreulich ist zudem, dass die Gesamtzahl der insgesamt 760.000 erhobenen Passanten trotz des wachsenden Onlinehandels rund 16 Prozent über dem Vorjahr liegt.“

Vorjahressieger rutscht auf Platz 4

Die Kölner Schildergasse (14.590 Passanten/Stunde) erobert nach 2010 und 2011 zum dritten Mal innerhalb der letzten fünf Jahre die Spitzenposition. Die ebenfalls in Köln gelegene Hohe Straße (12.795) belegt Rang zwei und knüpft damit an ihre Spitzenposition aus dem Jahr 2006 an. Rang drei belegt die Stuttgarter Königstraße (12.655), die damit zum neunten Mal in Folge einen Top-10-Platz schafft. Auf den Plätzen vier und fünf folgen der Dortmunder Westenhellweg (12.420) als Vorjahressieger und die Flinger Straße in Düsseldorf (12.285).

Mindestens 10.000 Passanten/Stunde sind in diesem Jahr die Eintrittskarte für eine Top-10-Platzierung. Die Spitaler Straße in Hamburg (11.820) nimmt diese Hürde locker und belegt Rang sechs. Ebenfalls über 11.000 Passanten/Stunde erreichen die Kaufingerstraße in München (11.150) und die Wiesbadener Kirchgasse (11.070) auf den Plätzen sieben und acht. Die Georgstraße in Hannover (10.960) und die Frankfurter Zeil (10.335) komplettieren die Top 10.

Top-5-Nennungen in verschiedenen Einwohnerkategorien

Die Wiesbadener Kirchgasse (11.070) ist neben ihrer Top-10-Platzierung auch die mit Abstand bestbesuchte Einkaufsmeile in der Kategorie 250.000 bis 500.000 Einwohner. Es folgen die Aachener Adalbertstraße (7.840; bundesweit Rang 18) und die Augsburger Annastraße (6.465; 33). Die Planken in Mannheim (6.415; 35) und die Bonner Poststraße (6.050; 40) vervollständigen die fünf stärksten Lagen dieser Kategorie.

Bei den mittelgroßen Städten mit 100.000 bis 250.000 Einwohnern ist die Kaiser-Joseph-Straße in Freiburg (9.020; 16) wie in den Vorjahren das Maß der Dinge. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Simeonstraße in Trier (7.515; 21) und die Bahnhofstraße in Saarbrücken (6.515; 31). Zu den Top 5 in dieser Einwohnerkategorie gehören zudem die Breite Straße in Lübeck (6.450; 34) und die Heidelberger Hauptstraße (6.065; 38).

In der Kategorie unter 100.000 Einwohnern bestätigt der Seltersweg in Gießen (4.510; 67) einmal mehr seine langjährige Führungsrolle, gefolgt von der 1a-Lage Holm in Flensburg (4.020; 76). Der Grüne Markt in Bamberg (4.005; 77), die Hohe Straße in Wesel (3.410; 93) und die Dürener Wirtelstraße (3.050; 107) machen die Top 5 der Kategorie komplett.

Gute Platzierungen für Luxusmeilen

Obwohl die Passantenzahl nicht die ausschlaggebende Größe für die Attraktivität der wenigen international renommierten deutschen Luxusmeilen ist, hält JLL es für „mehr als beachtlich“, dass die Düsseldorfer Königsallee (5.660; 46) einmal mehr als unangefochtener Spitzenreiter dieser raren Spezies den Sprung in die bundesweiten Top 50 geschafft hat. Mit großem Abstand folgen die Stuttgarter Stiftstraße (3.465; 92), die Münchner Maximilianstraße (2.345; 132), der Neue Wall in Hamburg (1.635; 151) und die Goethestraße in Frankfurt (1.355; 163).

Berlin und München bieten die mit Abstand höchste Anzahl an Hochfrequenzlagen. Keine andere Metropole bietet gleich sechs Einkaufsmeilen mit jeweils über 5.000 Passanten pro Stunde. In Berlin sind dies in der Reihenfolge ihrer Frequenzstärke die Lagen Tauentzienstraße, Schlossstraße, Kurfürstendamm, Friedrichstraße, Wilmersdorfer Straße und Alexanderplatz. In München erreichen die Lagen Kaufingerstraße, Weinstraße, Neuhauser Straße, Tal, Sendlinger Straße und Residenzstraße dieses Niveau. Bei den Bundesländern ist Nordrhein-Westfalen das Maß der Dinge. Insgesamt neun Städte erzielen dort mit ihrer jeweiligen Spitzenlage Frequenzen oberhalb von 5.000 Passanten/Stunde.

„Einzigartige Handelslandschaft aufrechterhalten“

Wichner zufolge zeichnen die Zahlen ein positives Bild des stationären Handels in Deutschland: „Zumindest am Haupteinkaufstag schätzen die deutschen Konsumenten trotz Onlinehandel ganz offensichtlich einen realen Einkaufsbummel.“ Dies dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Händler insgesamt über Besucherrückgänge berichten. Wie auf dem Vermietungsmarkt für Ladenlokale seien es insbesondere die größeren Städte, in denen der Handel nach wie vor floriert.

Viele Städte mit niedrigeren Einwohnerzahlen hätten deshalb erkannt, dass die gewachsenen Einkaufsstraßen eine wichtige Größe für ihre Gesamtattraktivität darstellen. „In Zeiten des wachsenden Onlinehandels gilt es, diese Erkenntnis gezielt mit guten Ideen und Investitionen zu unterlegen“, betont Wichner. Nur so lasse sich unsere in Europa einzigartige Handelslandschaft dauerhaft und in der heutigen Qualität aufrechterhalten.

(Jones Lang Lasalle/asc)