Medienhäuser halten sich bei Online-Investitionen zurück

Deutsche Verlage und TV-Sender üben sich hinsichtlich marken-unabhängiger Online-Aktivitäten mehr und mehr in Zurückhaltung. Nach der Beteiligungseuphorie der vergangenen Jahre beginnen Medienhäuser einer Analyse der Strategieberatung OC&C Strategy Consultants zufolge, ihre Portfolios zu konsolidieren.

Untersucht worden seien die Portfolios und die Frage, wie die Medienhäuser Axel Springer, Hubert Burda, Gruner und Jahr, Georg von Holtzbrinck, The Media Lab, Du Mont Schauberg sowie die Pro Sieben Sat1 Media AG und die RTL-Gruppe ihre strategische Aufstellung vor allem durch Zu- und Verkäufe innerhalb der vergangenen zwölf Monate justiert haben. Dabei habe sich gezeigt, dass die Verlage und TV-Sender 2009 nur 16 Beteiligungen erwarben, während es im Vorjahr noch 98 waren. „Für die Zurückhaltung der Unternehmen gibt es mehrere Gründe: Der Markt ist relativ gesättigt und die einzelnen Betätigungsfelder sind weitgehend besetzt. Zudem sind neue, vielversprechende Geschäftsmodelle derzeit Mangelware“, sagt Michael Rzesnitzek, Partner bei OC&C. Hinzu käme der wirtschaftliche Druck auf die Medienhäuser durch die Krise des Werbemarkts, unter dem sich viele eher auf ihr traditionelles Kerngeschäft konzentrieren würden. Mit Blick darauf, wie sich das traditionelle Geschäft der Verlage und TV-Sender in neue, zukunftsfähige Formen übertragen lasse, spiele das Online-Segment jedoch nach wie vor eine strategisch bedeutende Rolle.

Im vergangenen Jahr kämen die untersuchten Medienhäuser auf insgesamt 222 Beteiligungen, wovon bisher nur 34 verkauft oder eingestellt wurden. Da den 34 Abgängen in der gegenwärtigen Studie 50 Neuerwerbungen gegenüber stünden, erreichten die untersuchten Verlage und Sender aktuell 238 Online-Beteiligungen. Für die Zukunft müsse in der Branche vereinzelt mit weiteren Einstellungen und Verkäufen von Online-Angeboten gerechnet werden. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen derzeit weder die finanziellen Mittel noch die notwendigen Managementkapazitäten besäßen, um weitere Online-Beteiligungen zu forcieren. Veränderungen habe es insbesondere in den Kategorien „Commerce“, „Content“, „Community“ sowie im Bereich „Ratgeber & Bewertung“ gegeben.

Das Wachstum bei nicht-markenbezogenen Online-Aktivitäten beziehungsweise jener Online-Beteiligungen, die sich nicht auf eine bereits etablierte Print- oder Verlagsmarke beziehen, sei stark rückläufig. Denn wuchsen die nicht-markenbezogenen Aktivitäten im Vorjahr noch um 79 Prozent, sei der Zuwachs im laufenden Geschäftsjahr nur noch auf 7 Prozent zu beziffern. Dabei betreffe ein Viertel dieses Rückgangs die Kategorie „Content“. Als Rettungsanker für durch Werbung nicht refinanzierbare Online-Angebote werde derzeit „Paid-Content“ gehandelt. Die Bereitschaft der Nutzer, für Inhalte im Web Geld zu zahlen, habe sich grundsätzlich jedoch nicht verbessert. Für erfolgreiche Angebote seien Inhalte und Funktionalitäten erforderlich, die für Nutzer unverzichtbar und zudem nur bei einem Anbieter erhältlich sind. Diese seien typischerweise eher im beruflichen beziehungsweise B-to-B-Umfeld zu finden.

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