Lidl und der Craft Beer-Hype: Werden wir jetzt alle Hipster?

Jede Woche nimmt die Redaktion kritisch Stellung zu einem Moment aus der Markenwelt. Der Discounter Lidl hat jetzt ein Craftbeer ins Programm aufgenommen und bewirbt das Produkt mit einem eigenen Spot. Doch muss jetzt jeder solche Produkte vertreiben?
Lidl macht Werbung für sein Craftbeer (© Screenshot)

Ein Kommentar

Hipster. Das haben Sie vielleicht schon einmal gehört: Das sind diese Leute, die mit Bart, Rucksack und Wollpulli an Ihnen auf der Straße vorbei laufen. Sie denken dann wahrscheinlich: Kurios. Tragen Sie selbst Bart, Rucksack und Wollpulli (so wie ich), denken Sie verächtlich: Hipster. Denn das gehört eben auch dazu: Sich selbst einfach wahnsinnig individuell zu fühlen. Deshalb isst der Hipster als solcher auch nicht irgendeine beliebige Pommes, sondern bitte zumindest mit Meersalz aus der Camargue (besser noch die Pommes von der Süßkartoffel). Beim Kaffee brauchen Sie gar nicht mit Dallmayer um die Ecke kommen und wenn es ein Bier sein soll, dann doch bitte Craft Beer (also die Sorten, die von kleinen Brauereien nach alter Handwerkskunst zubereitet werden).

Mit diesen Ess- und Trinkgewohnheiten bildet die Gruppe der Hipster eine Avantgarde, die es sich zu beobachten lohnt. Das denken sich auch viele Marken und Unternehmen, die versuchen den Bedürfnissen dieser Gruppe zu entsprechen. Muss das sein?

Auch Lidl kann Hipster

https://www.youtube.com/watch?v=J52aEuiHF0Y

Lidl macht vor, wie das geht mit dem „Verhipstern“ ausschauen kann: Für diese Kundschaft gibt es jetzt auch Craft Beer der Marke Maltos im Programm. Und dafür hat sich der Lebensmittelhändler auch gleich eine eigene Werbung ausgedacht. Witzig soll die sein, ist sie aber nur geringfügig. Aber, wer die Definition des Hipsters im Hinterkopf behält: Immerhin zwei von vier Darstellern tragen einen Bart: Zielgruppe erkannt, mission accomplished.

Nun wird aber die Frage erlaubt sein, warum der Discounter jetzt Craft Beer vertreibt? Das hat es nämlich eigentlich an sich, von kleineren Brauereien regional vertrieben zu werden. Das Ganze dann mit einer großen Werbekampagne zu befeuern, steht diesem Gedanken irgendwie entgegen.

Zudem muss die Frage erlaubt sein, warum denn eigentlich alle jetzt auf einmal auf den Hipster-Zug aufspringen. McDonalds lärmt für den Bio-Burger, weil Bio ja jetzt das Ding ist und man da ja mitmachen muss. Dass es mit dem Image des Fast-Food-Riesen schon länger nicht zum Besten steht, weiß man ja. Fast Food und der ganze Vegan/Vegetarismus/Paleo/Frutarismus/Flexitarismus-Gesundheitshype passen eben nicht zusammen. Aber wird da der Bio-Burger helfen und wäre es dann nicht konsequenter alles auf Bio umzurüsten? Auch Coca-Cola will gesünder werden und mischt jetzt Stevia in eine seiner Limonaden. Aber müssen wirklich alle Dinge krampfhaft mit der Zeit gehen? Nein. Manchmal will nämlich auch ein Hipster einfach nur einen Cheeseburger.

Auf diesen Artikel ist eine Gegenmeinung von Oliver Hupp, Global Director Brand Strategy & Tracking beim Marktforschungsinstitut GfK, erschienen: „Craftbeer bei Lidl ist eine vielversprechende Maßnahme.