Künstliche Intelligenz kann dem Marketer ermöglichen, Verbraucher in jeder Phase des Prozesses zu erreichen

Von Apples Siri bis zu Teslas selbstfahrenden Autos: Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert ganze Industrien. Das nächste Ziel ist das Marketing. Zaghaft wagten Unternehmen in 2018 erste Schritte im KI-Marketing. Pionierarbeit wird vor allem in China geleistet. Wollen deutsche Unternehmen mitspielen, müssen sie ihre Trennung zwischen Marketing und Vertrieb endgültig aufgeben.
Künstliche Intelligenz kann im Marketing genau da seine Stärken ausspielen, wo die Leistungsfähigkeit der Menschen an ihre Grenzen stößt (© Photo by Franki Chamaki on Unsplash)

Von Anne-Kathrin Velten

In China finden die größten Veränderungen im Lebensstil der Verbraucher statt. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) nutzt die Volksrepublik mehr über künstliche Intelligenz (KI) gesteuerte Geräte als jedes andere Land der Welt. Der boomende KI-Markt lässt chinesische Unternehmen auf ganz neue Weise mit Verbrauchern in Kontakt treten. Sie setzen die Technologie ein, um die Kommunikation zu personalisieren und dem Kunden interaktive Erlebnisse zu bieten. Über KI-Apps können Kunden beispielsweise in virtuelle Umgebungen eintauchen, um mehr Informationen über die Produkte und Dienstleistungen einer Marke zu erhalten. Das größte Potenzial liegt allerdings in der Datenauswertung.

Laut dem chinesischen Technologieunternehmen nEqual sind Konsumgüterhersteller, Anbieter von Artikeln rund um Babys sowie die Automobilindustrie die größten Nutzer von Datenmanagement-Tools zur Optimierung der Kundenbeziehungen. Nicht zuletzt durch die immer größer werdende Flut an Daten wird es für Marketer immer schwieriger nachzuverfolgen, wo das Marketingbudget hinfließt. Wo also Anzeigen platzieren, um potenzielle Kundengruppen zu erschließen? KI-Technologie kann eine Plattform schaffen, die kontinuierlich aus Dateneingaben lernt und Entscheidungen basierend auf sich selbst entwickelnden Mustern treffen kann. Dies schafft eine neue Qualität von Zielgruppen. Ein Kunde von nEqual wollte beispielsweise schwangere Frauen als potenziellen Kunden erreichen. Algorithmen konnten diese Personen eigenständig über mehrere Kriterien identifizieren, zum Beispiel über den Familienstatus, das Klickverhalten oder Keywords in Online-Suchen. Kundenkreise bilden sich so inmitten eines ständigen Zustroms von Daten praktisch von allein.

Personalisierter Marketingprozess

In der Vergangenheit waren deutsche Unternehmen unsicher, ob sie KI in ihre Strategien integrieren sollen. Erfahrungen aus Ländern wie China schaffen in den hiesigen Marketingabteilungen laut PwC jedoch Vertrauen. Die Technologie soll vor allem helfen, wieder Herr über die Daten zu werden. Zwar können Unternehmen unzählige Daten sammeln, die Herausforderung besteht aber in der Sortierung und Auswertung.

Mehr denn je wird KI es Marketern ermöglichen, Verbraucher in jeder Phase des Prozesses zu erreichen, basierend auf deren Interessen und demografischen Merkmalen. Inhaltlich kann KI besser nachvollziehen, woran die Konsumenten am meisten interessiert sind, so dass zum Beispiel eine Website für jeden einzelnen Benutzer individuell gestaltet werden kann.

Sales und Marketing vereinheitlichen

KI führt letztlich wieder zu mehr Kreativität. Marketer können sich auf Kampagnen konzentrieren und müssen nicht mehr Daten sammeln und verwalten. Ein Hemmschuh in deutschen Unternehmen ist die noch häufig bestehende Trennung zwischen Marketing und Vertrieb. Oftmals herrscht noch die Auffassung, dass das Marketing Geld ausgibt, dass der Vertrieb in der Folge wieder reinholen muss. Chinesische Unternehmen kennen diese Trennung nicht, so nEqual. Vertrieb und Marketing sind in den meisten datengetriebenen Unternehmen eine Abteilung. So sparen die Unternehmen bei der Kundenansprache Zeit und Ressourcen. Beide Unternehmensbereiche profitieren in der KI-Welt von Algorithmen.