Jay Zs Schützling: Das große Vermarktungspotenzial von Jérôme Boateng

Mario Götze, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels oder Mesut Özil sind mittlerweile weit mehr als Nationalspieler im Kampf um den EM-Titel. Die Sportler sind nicht nur für Trainer Jogi Löw goldwert, sondern auch für die Werbungtreibende Wirtschaft. Um auch dort zu den Top-Playern zu gehören, rattern im Hintergrund der Kicker die Marketing-Maschinen. In diesem Jahr fällt einer besonders auf: Jérôme Boateng
Boatengs Vermarktung hat noch Wachstumspotenzial

Für deutsche Fans ist die Europameisterschaft seit Sonntag erst so richtig gestartet. Auf der Elf von Trainer Jogi Löw lastet gewisser Druck. Als Weltmeister geht das DFB-Team natürlich als klarer Favorit ins Rennen. Unter Druck steht aber auch jeder einzelne Spieler. Denn sportliche Leistung entscheidet nicht nur den Titel, sondern hat auch besonderen Einfluss auf die Konten der Spieler. Längst sind die auffälligsten unter ihnen gern gebuchte Testimonials für Marketingkampagnen. Für Erfolg in der Werbeindustrie braucht es allerdings mehr als ein paar gute Spielzüge auf dem Platz. Bereits Wochen oder Monate im Vorfeld machen sich Strategen im Hintergrund Gedanken darüber, wie die Fußballprofis auch außerhalb der Stadien auffallen. In diesem Jahr besonders ins Augenmerk fällt Jérôme Boateng.

Laut Celebrity DBI-Index vom März 2016 steht Jérôme Boateng nur auf Platz 10 der Nationalspieler mit dem höchsten Vermarktungspotenzial. Auf Platz Eins steht Bastian Schweinsteiger, gefolgt von Thomas Müller und Lukas Podolski.

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Diese Tabelle scheint, Stand heute, schon wieder veraltet. Denn der Werbewert eines Promifußballers wie Boateng kann durch den Gauland-Skandal, die öffentliche Präsenz und die tolle spielerische Leistung, ganz schnell ansteigen.

Hochkarätiges Management

Boateng unterschrieb im vergangenen Jahr in New York einen Vertrag beim Entertainment- und Sportverlag „Roc Nation“. Ein Unternehmen, das US-Star und Marketing-Vollprofi Jay Z gehört. Der Rapper ist also Boatengs neuer Manager. Mit Weltstars wie Rihanna oder Shakira befindet sich der deutsche Kicker in bester Gesellschaft. Boateng ist zwar nicht der erste Sportler, den der Rapper betreut – auch Boxer Andre Ward, Baseballer Erick Aybar und Basketballer James Young gehören zu Jay Zs Schützlingen – aber Boateng ist der erste Europäer und Fußballer. Anscheinend erkennt der Musiker großes Vermarktungspotenzial in Boateng. „Amerika ist ein großer Markt. Mit Jay-Z und Roc Nation habe ich dort einiges vor. Wir wollen probieren, was so möglich ist“, sagt der wiederum. Der Fußballprofi soll international noch bekannter werden. Von seinem Mentor kann sich Boateng zudem einiges abschauen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Beyoncé hat er die Selbstvermarktung perfektioniert.

Der Kopfhörer-Liebhaber

Boateng liebt Musik, hört seit Kindertagen Hip-Hop, besucht Konzerte und geht nur selten ohne Kopfhörer aus dem Haus. Viele Fußballer werben für Kopfhörermarken.Vor allem die Marke „Beats by Dr. Dre“ ist bei Bastian Schweinsteiger, Mario Götze, Marco Reus, Mesut Özil, Lukas Podolski und Co. beliebt. Doch auch hier wählt Boateng einen anderen Weg und wirbt für die Marke JBL. Der weltweit tätige Audio- und Entertainmentspezialist Harman International holte sich für seine Marke JBL den Fußballer an Bord, der nun Markenbotschafter ist. Und das wirkt: Denn Boateng taucht bei keinem Training und bei keinem Spiel ohne Kopfhörer auf. Für viele Spieler gehören Kopfhörer mittlerweile genauso zu den Fußballutensilien wie die bunten Schuhe.

Der #Lieblingsnachbar

Geschadet hat die Geschichte um „Gaulands Nachbarn“ dem Fußballprofi sicherlich nicht. Der hielt sich bei der ganzen Diskussion zurück, äußerte sich nur einmal mit einem „Kann ich nur drüber lächeln. Ist traurig, dass so etwas heute noch vorkommt.“ Rassismus, das sei ihm schon lange nicht mehr widerfahren, das letzte Mal in Jugendfußballzeiten. Boatengs ist Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen und fühle sich „gut integriert. Ich bin froh, ein Deutscher zu sein“. Laut dem Humanbrand-Index kennen in Deutschland 86 Prozent zwischen 15 und 69 Jahren Jérôme Boateng. Seit dem Spiel gegen die Ukraine wird sich das wohl noch erhöht haben.

Der TV-Liebling

Und schwups gab es auch einen neuen Testimonial-Vetrag. Kurz vor der Uefa-Fußballeuropameisterschaft setzte ProSieben auf Nationalspieler Jérôme Boateng als neues Testimonial. Warum aber Boateng? Die Testimonialauswahl stützt ProSieben auf die repräsentative Umfrage Humanbrand-Index, die zeigt, dass der Fußballer das Vorbild der 15- bis 29-Jährigen, eine Lifestyle-Ikone und Top-Influencer ist. Und der Skandal im Vorfeld scheint auch gute Publicity gewesen zu sein.

Der Social-Media-Promi

Während einer EM oder WM haben Sportler in der Werbung wieder Hochkonjunktur. Aber auch vor einem Turnier versuchen einzelne Fußballer noch einmal ihr Vermarktungspotenzial auszuschöpfen. Prominente Sportler bieten den Marken noch etwas anderes: Eine eigene Reichweite, genauer gesagt, einen direkten Kontakt zu einer neuen, jüngeren Zielgruppe. So erhöht sich auch der Werbewert von Jérôme Boateng, der 2,9 Millionen Follower auf Instagram, 3,3 Millionen auf Facebook und 1,4 Millionen auf Twitter hat.

Die Stilikone

2015 kürte das Magazin GQ Jérôme Boateng zum stilvollsten Mann des Landes. Das kommt nicht von ungefähr: Schließlich ist Boatengs Hobby Mode und wirbt seit ein paar Jahren auch für Nike. Seine Schuhleidenschaft pflegt er wie kein Zweiter. Bei ihm zu Hause sollen mehr als 600 Paar Sneaker zwei ganze Räume in Beschlag nehmen. Man könnte sagen, dass der deutsche Nationalspieler der Einzige ist, der stylemäßig in der Königsklasse spielt. Boatengs Markenzeichen: Kopfhörer, Sneakers und Brille. Und weil Schuhe oder T-Shirts jeder entwerfen kann, ließ sich Boateng etwas Besonderes einfallen: Er stellte in Berlin seine erste Brillenkollektion vor. Einen „Ghostdesigner“, gab es laut Boateng nicht. Er habe die sechs Gestelle selbst entworfen und sie nach den Städten benannt, in denen er bis jetzt gelebt oder große Erfolge gefeiert hat. Inspiriert haben ihn die Looks der Stadt-Bewohner aus aus Berlin, Hamburg, Manchester, München, New York und natürlich Rio.