Highlights am Dmexco-Tag 2: Rosbergs Wunsch nach mehr E-Mobilität und Böhmermanns schwieriges Verhältnis zum Radio

Der zweite Tag der Dmexco ist fast vorüber. Auf den Bühnen, an den Ständen, in den Seminaren gab es regen Austausch über die Zukunft des digitalen Marketings. Vier Sessions hat die absatzwirtschaft zusammengefasst. Mit dabei: Nico Rosberg, Max Conze, Jan Böhmermann und Peter Sellis von Snap.

1. Rosbergs zweites Leben

Erst Mitte Mai gab das Adtech-Start-up Stoyo bekannt, dass sich Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg am Unternehmen beteiligt. Stoyo setzt auf datengetriebene Prozesse bei der Erstellung videobasierter Werbeinhalte. Vor allem die Digitalisierung und die Mobilitätsindustrie haben es Rosberg angetan, wie er auf der Dmexco klarstellte. „Heute bin ich in der digitalen Welt unterwegs. Ich liebe Youtube und mache zurzeit meine eigenen Podcasts. Der erste war mit Bernie Ecclestone. Aber vor allem hat es mir die Mobilitätsbranche angetan. Elektrische Autos und autonomes Fahren sind die Themen der Zukunft“, erklärt Rosberg auf der Dmexco in Köln.

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Europa müsse gerade bei diesen Themen versuchen, den Anschluss an China und die USA nicht zu verlieren, so der Ex-Rennfahrer. „Ich investiere heute in grüne Technologie und neue Konzepte“. Vor ein paar Monaten erhielt Rosberg den GreenTec Sonderpreis „Entrepreneur of the Year“ für sein nachhaltiges Engagement als Unternehmer. So hat sich der 33-Jährige vor einiger Zeit finanziell an der Formel E beteiligt. Auch ein Anbieter von Ladestationen für Elektroautos und die Entwicklung eines elektrisch betriebenen Flugtaxis gehören zu seinen Investitionen.

2. Techie Conze spricht über ProSiebenSat.1

Der erste große öffentliche Auftritt von Max Conze wurde auf der Dmexco am zweiten Tag mit Spannung erwartet. Der neue ProSiebenSat.1-Boss hatte erst im Juni den Posten als Nachfolger von Thomas Ebeling angetreten. Conzes wichtigstes Anliegen ist ddie Entwicklung weg vom klassischen Medienunternehmen hin zu einem digital agierenden Konzern, der sich sowohl auf den Nutzer als auch auf die Technologie ausrichtet.

Bereits Ende Mai hatte Conze bei einem Kurzauftritt auf der Hauptversammlung des Münchner Medienkonzerns verkündet: Nicht E-Commerce, sondern Unterhaltung sei und bleibe das Kerngeschäft. „Wir müssen mutiger werden, wir brauchen Leidenschaft“, sagte der 48-Jährige damals. Als ehemaliger Manager beim Technologie-Unternehmen Dyson und zuvor beim FMCG-Konzern Procter & Gamble kennt sich Conze mit Marketing, E-Commerce und Konkurrenten wie Amazon gut aus. Im Mediengeschäft ist er jedoch ein Neuling und das gab er auch auf der Dmexco-Bühne offen zu. Als er in die Medienwelt gekommen sei, habe er zahlreiche Begriffe wie DSGVO oder HbbTV lernen müssen. Obwohl das TV-Geschäft im Zentrum seines Arbeitgebers stehe, sei Diversität wichtig. „ProSiebenSat.1 investiert in digitale Geschäfte, es ist vielfältig aufgestellt.“ In Zukunft gehe es nun aber darum, dass der klassische TV-Bereich mit dem digitalen Sektor verbunden werde, sagte Conze. Auch für Werbetreibende sei das wichtig. „Wir müssen uns weg von einer TV-Reichweite hin zu einer gesamten Reichweite entwickeln.“ Daraus könne dann eine „smarte Reichweite“ werden.

3. Einmal Snapchat für Anfänger

Was wusste die Welt noch nicht über Snapchat? Es ist eine App für die Generation Z, also die jungen Digitalen. Sie nutzen Snap nicht nur als Kommunikationstool, sondern auch, um ihren Tagesablauf festzuhalten. Snapchat wird mehr und mehr zur App, die man jeden Tag benutzt, ist sich Peter Sellis, Director Product Management for Monetization bei Snap, sicher. Warum er sich so sicher ist? Kreative Inhalte in der App, wie die Gesichtserkennung, die Blumenkrone, Sprüche einsetzen oder Filter auf Fotos legen, sind heute nichts Besonderes mehr. Doch für Sellis führen sie zu einer kreativeren Gesellschaft und verändern die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren. Laut Snapchat benutzen User die App den ganzen Tag, schauen in ihr nach der Uhrzeit oder dem Wetter, beantworten darüber Mails. Snapchat komme ohne Likes, Shares, Kommentarfunktionen und Followerzahlen aus, so Sellis. Wie man die weltweit einflussreichste Zielgruppe für das eigene Unternehmen erschließen kann – so war der Vortrag im Programm angekündigt – blieb am Ende des Vortrags offen. Dass diese Rede eher uninspirierend wirkte, kann auch mit den neuesten Meldungen innerhalb des Unternehmens zusammenhängen: Strategiechef Imran Khan verlässt nach drei Jahren das Unternehmen. Er hatte eine zentrale Rolle während des Börsengangs des Unternehmens gespielt. Dazu kommt der Verlust von Finanzchef Andrew Vollero im Mai und der Wechsel eines Managers zu Tesla.

4. Böhmermann kam und der Saal lachte

Michael Krause, Managing Director EMEA bei Spotify, wollte eigentlich seine Session mit Jan Böhmermann auf deutsch halten, fiel aber zu Anfang immer wieder ins Englische. Als Satiriker Böhmermann dann die Bühne betrat, konnte er sich eine Spitze nicht verkneifen: „Deutsch wäre mal fast Weltsprache geworden. Zweimal, knapp daneben.“

Wie kam es dazu, dass sich Böhmermann und Schulz gegen das traditionelle Radio und für Spotify entschieden haben? Klare Antwort von Böhmermann: „Radiosender haben vergessen, dass Wortinhalte wichtig sind.“ Laut Böhmermann sollte man wagen, spezielle Inhalte, die man für das Radio produziert, in eine neue Welt zu bringen: „Ich habe mich gefragt, ob es da draußen nicht Leute gibt, die ein größeres Interesse daran haben, zugängliche Wortinhalte zu konsumieren“, erzählt der „Fest & Flauschig“-Moderator. Radio hat seiner Meinung nach den Weg zur reinen Formatstation gewählt – mit viel Musik und wenig Inhalt. Wie arbeiten die beiden bei Spotify? Eine Redaktion gab es zu Anfang nicht, Sendungen wurden eher improvisiert. Nun gibt es für die Wunderwaffe „Fest & Flauschig“ aber ein Redaktionsteam, das den beiden unter die Arme greift. Gelohnt hat sich der Wechsel für Jan Böhmermann und Olli Schulz allemal: Das Format ist das internationale Flaggschiff für Spotify und gilt auch im Ausland aus Aushängeschild. Es ist der weltweit am  häufigsten gehörte Podcast. Und vermarktet wird er auch noch, zum Beispiel von Ebay.