Jeder Vierte hält Diskussionen über Datenschutz für Panikmache

Wie eine aktuelle Umfrage des internationalen Marktforschungsinstituts YouGov zeigt, ist die deutsche Bevölkerung beim Thema Datenschutz gespalten: Befragte empfinden die Diskussion zwar als gerechtfertigt, gleichzeitig bewerten sie diese aber auch als übertrieben und stempeln sie als Panikmache ab. 

Hackerangriffe auf den Bundestag und Kfz-Zulassungsstellen, gefälschte Merkel-Mails oder Spähangriffe auf US-Regierungsdaten beherrschen derzeit die Medien. Zwar hält rund jeder dritte Bundesbürger (31 Prozent) die häufig stattfindenden Diskussionen über Datenschutz für gerechtfertigt, aber jeder Vierte (24 Prozent) für übertrieben und Panikmache.

Unvorsichtig: Vorkehrungen werden kaum getroffen

Das spiegelt sich auch darin wieder, wie Verbraucher ihre eigenen Daten schützen. Laut der quantitativen Befragung finden Passwortwechsel und Überprüfungen der Datenschutzeinstellungen am häufigsten bei Bank- und Kontodaten (23 Prozent mehr als einmal im Monat) statt. Jeder fünfte Deutsche macht dies seltener als einmal im Jahr oder sogar nie.

An zweiter Stelle stehen soziale Netzwerke (16 Prozent mehr als einmal im Monat), gefolgt von Online-Einkaufsportalen wie Amazon oder Ebay (13 Prozent) und Online-Bezahldiensten wie PayPal, ClickandBuy oder giropay (13 Prozent). Besonders unvorsichtig sind Verbraucher bei Streaming-Diensten wie Spotify, Netflix oder Maxdome. Hier werden Passwörter nur selten gewechselt und Datenschutzeinstellungen fast nie geprüft (4 Prozent).

Thema Datenschutz überfordert Verbraucher

Um zu verstehen, wieso die Deutschen so handeln und was hinter den Einstellungen steckt, wurden die Ursachen in einer qualitativen Befragung von YouGov tiefer gehend analysiert. Es zeigt sich, dass das Thema Datenschutz Verbraucher schlichtweg überfordert und Gefühle der Machtlosigkeit auslöst. Das Selbstbild als mündiger Konsument wird mit verschiedenen Argumenten aufrechterhalten. Datenschutzdiskussionen würden übertrieben, das Sammeln von Daten sei eine positive Entwicklung, die zum Fortschritt beitrage und das Leben bequemer machten. Weitere positive Effekte werden in der erleichterten Verbrechensbekämpfung, der benutzerdefinierten Werbung und der lückenlosen Krankenhistorie (elektronischen Gesundheitskarte) gesehen. „Aus Sicht der Befragten bietet das Thema Big Data also auch Vorteile“, sagt Anna Schneider, Studienleiterin und verantwortlich für qualitative Forschung bei YouGov.

Resignation und Verdrängung

Nur selten haben sich die befragten Verbraucher aufgrund fragwürdiger Datenschutzrichtlinien bewusst gegen eine Registrierung auf einer Website oder Installation einer App entschieden. „Kleingedrucktes wird schlichtweg nicht gelesen. Aus Sicht vieler Verbraucher ist es unvermeidbar, dass Daten in die Hände von Kriminellen, der Regierung oder Firmen geraten. Auch sind viele Befragte der Ansicht, dass man nichts zu verbergen habe und daher in der ‚grauen Masse‘ geschützt sei“, sagt Schneider. Vorsichtig werden Verbraucher erst dann, wenn ihnen die Gefahren ins echte Leben folgen könnten: Bankdaten und Telefonnummern werden nur ungern herausgegeben. „Das zeigt deutlich, dass Verbraucher die Gefahren im virtuellen Raum aktiv und sehr erfolgreich verdrängen“, so Schneider weiter.